Tore am Fließband, Flutlicht-Spektakel quer durch Europa und Rekorde für die Geschichtsbücher: Der FC Red Bull Salzburg hat sich im letzten Jahrzehnt den Namen einer Talentschmiede hart erarbeitet. Doch der Glanz ist seit über zwei Jahren verblasst. Vielmehr bröckelt die Fassade des österreichischen Vizemeisters.
Unvergessene Salzburger Galanächte quer durch Europa
Erfolge wie die sechs gewonnenen Gruppenspiele in der Europa League (EL) in der Saison 2009/10 oder der Einzug ins Halbfinale der EL in der Saison 2017/18 haben für Furore gesorgt. Auch in der Champions League sorgten die Salzburger mit dem 6:2-Debüt in der Gruppenphase gegen Genk für Begeisterung. Unvergessen bleiben auch das knappe und vor allem spektakuläre 3:4 auswärts gegen den FC Liverpool und das 1:1 im Heimspiel gegen den deutschen Rekordmeister Bayern München. All das sind Beispiele für den extrem erfolgreichen Höhenflug, den der 2005 gegründete Klub durchlebte.
Mit ihrer extrem offensiven, schnörkellosen und tempogeladenen Spielweise wurde die Mannschaft eng mit dem kraftvollen Begriff Tempofußball verbunden. Viele Vereine versuchten, diesen Stil zu kopieren bzw. ihn mit anderen Mitteln zu entschärfen. Entweder haben die Gegner in Österreich den Bullen-Code geknackt oder die Qualität der Spieler in Salzburg ist drastisch gesunken. Beim Blick auf die Leistungen in den letzten knapp drei Saisonen ist eher von zweiterem auszugehen.
Thomas Letsch: "Laufen und sprinten mehr als die Gegner"
"Das ist zwar ein großes Wort, aber Red Bull steht für Vollgas-Fußball. Leider gelingt es uns in der Praxis nicht immer, das auf den Platz zu bringen. Wir versuchen jedoch immer, eine hohe Intensität zu erreichen. Die Daten geben uns zwar recht, dass wir oft mehr laufen und sprinten als der Gegner. Aber wir schaffen das nicht über 90 Minuten. Das ist unser Ziel: Schritt für Schritt weiterzukommen und Spiele zu gewinnen", erklärte Salzburg-Trainer Thomas Letsch am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.
Zuletzt brachten viele individuelle Fehler in der Defensive die Bullen um die Früchte. Beim vierten Anlauf in der Europa League anzuschreiben, können Alexander Schlager (Entzündung um Beckenbereich), Kerim Alajbegovic (erkrankt) und mit Mads Bidstrup drei Stammspieler nicht mitwirken. "Diese Spieler sind nicht eins zu eins zu ersetzen, doch wir haben viele Optionen", meinte Letsch. Seine Devise lautet: "Wir wollen unsere volle Intensität auf den Platz bringen, den Gegner stressen, kompakt und eng verteidigen und unsere Chancen nutzen." Während Schlager und Bidstrup für Sonntag gegen Meister Sturm Graz ein Thema sein könnten, ist die Rückkehr von Alajbegovic ungewiss. Der Tiroler Christian Zawieschitzky steht damit nach seinem Liga-Debüt vor der nächsten Premiere im Salzburger Tor.
Go Ahead Eagles überraschen mit sechs Punkten
Mit jedem namhaften Abwesenden besteht die Gefahr, dass das Niveau im Bullen-Spiel sinken könnte. "Ich werde aber den Teufel tun, um zu sagen, dass die Qualität nicht da ist", betonte Letsch, der sein Team in der Favoritenrolle sieht und diese gerne annimmt. Der in der 100.000-Einwohner-Stadt Deventer beheimatete Klub ist zwar in der Eredivisie aktuell nur Elfter, holte aber in der laufenden Europacup-Saison bereits Siege gegen Panathinaikos und Aston Villa. "Das sagt schon einiges. Sie haben genug Qualität in der Mannschaft", warnte Letsch, der von 2020 bis 2022 in der niederländischen Liga bei Vitesse Arnheim tätig war.
Während die Eagles in der 36er-Europa-League-Tabelle Platz zwölf einnehmen, sind die Salzburger nur 34. Um es auch angesichts des anspruchsvollen Restprogramms gegen Bologna (auswärts), Freiburg (auswärts), Basel (Heimspiel) und Aston Villa (Heimspiel) am Ende unter die Top 24 zu schaffen, muss am Donnerstag wohl ein Sieg her. "Rein mathematisch sind noch 15 Punkte zu vergeben. Aber je weniger Spiele es werden, umso wichtiger ist es, zu gewinnen", sagte Letsch und gab im vereinseigenen Video (siehe oben) zu: "Bei null Punkten zu stehen, fühlt sich nicht gut an."
Niederländische Invasion in Salzburg
Bislang wurden für das Duell rund 12.000 Karten verkauft, davon gehen 3.000 Tickets an die frenetischen Niederländer. Die Eagles hatte bei den Bullen noch mehr Karten-Anfragen deponiert. Die Salzburger stellten allerdings keine mehr zur Verfügung. Zudem ist ein Fanmarsch von der S-Bahn-Station in Taxham zum Stadion geplant.
(Quelle: salzburg24)







