Bereits mit sechs Jahren kam Ludwig Paischer über seine Mutter erstmals in Kontakt mit dem Judo. Als sich auch die sportlichen Erfolge einstellten, war für den Salzburger bald klar, irgendwann Sportler zu werden. 26 Jahre später kann der mittlerweile 32-jährige Judoka von der Judounion Flachgau bereits auf eine eindrucksvolle Karriere zurückblicken. Zwei Europameistertitel, zwei WM-Medaillen und ein zweiter Platz bei Olympia in Peking stehen in der Klasse bis 60kg bereits zu Buche. Doch Paischer hat noch nicht genug. Mit seinem neuen Trainer Hubert Rohrauer nimmt er Rio 2016 in Angriff und die Jagd nach einem „Welttitel".
Herr Paischer, Sie haben seit dieser Saison einen neuen Trainer, auch sportlich haben Sie mit dem Sieg in Glasgow bereits aufgezeigt. Erlebt Ludwig Paischer seinen zweiten Frühling?
Naja, zweiter Frühling würde ich nicht unbedingt sagen. Mit dem Trainerwechsel vor der Saison hat sich für mich aber natürlich einiges verändert. Ich habe neue Inputs und Trainingsreize bekommen, durch die ich mich als Sportler noch einmal weiterentwickelt habe. Noch bin ich aber nicht hundertprozentig dort, wo ich eigentlich sein möchte. Aber die Ergebnisse sprechen bereits für sich und es läuft von Tag zu Tag besser. Mein Ziel sind Olympia- und WM-Medaillen und darauf lege ich meinen ganzen Fokus.
Im Moment liegen Sie in der Weltrangliste auf Platz 21. Wie weit sehen Sie sich von der Weltspitze entfernt?
In meinem Alter ist es nicht mehr unbedingt zielführend jedes Wochenende zu kämpfen. Dadurch ist es natürlich auch schwieriger geworden in der Weltrangliste ganz vorne dabei zu sein. Der Sieg beim letzten GP in der Türkei gegen den Weltranglisten-Siebten Aschkat Telmanow aus Kasachstan hat mir aber gezeigt, dass ich Leute, die ganz vorne dabei sind, immer noch schlagen kann. Ob ich in der Weltrangliste dann einen Platz weiter vorne oder weiter hinten bin, ist mir nicht wichtig. Mir geht es wirklich darum, Topleistungen bei einer WM, EM oder Olympiade zu bringen – und diese traue ich mir weiterhin zu.
Ab Donnerstag steht für Sie die EM in Montpellier an. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in dieses Turnier?
Als zweifacher Europameister ist mein Ziel schon eine Medaille. Ich war in den letzten zehn Jahren bei der EM neun Mal unter den Top Fünf. Das zeigt schon, dass ich immer ganz vorne dabei bin. Aber im Endeffekt geht es bei einem Turnier nur um die Medaillen. Es wird sicher schwierig, weil bis zu zehn Leute um den Titel mitkämpfen und man braucht an diesem Tag auch ein bisschen Glück. Eine Medaille ist aber durchaus realistisch.
Wie gehen Sie mit der großen Erwartungshaltung Ihnen gegenüber um?
Die größte Erwartungshaltung hat man eigentlich immer selbst. Man weiß was man erreichen kann und setzt sich das höchstmögliche Ziel. Ich habe immer versucht mich von außen nicht beeinflussen zu lassen. Natürlich erwarten viele eine Medaille, aber das ist auch für mich der täglicher Antrieb, den ich habe. Darum deckt sich das mit den Erwartungen.
Wie sehr treibt Sie weiterhin die Jagd auf einen "Welttitel" bei Olympia oder einer WM?
Sicherlich ist ein solcher "Welttitel" der tägliche Antrieb. Ich wäre auch als Olympia-Zweiter oder WM-Zweiter nicht enttäuscht. Aber ich glaube, es gibt keinen Sportler, der sagt, er will Zweiter werden. Da beginnst du an Niederlagen zu denken. Wenn man sich meine sportlichen Erfolge anschaut, dann fehlen diese beiden Titel noch in meiner Sammlung und die könnten meine Bilanz noch erheblich verbessern. Sollte es nicht so sein, bin ich mit meinem Judoleben sicher nicht unzufrieden. Trotzdem glaube ich, dass man immer nach dem Höchsten streben sollte. Diese Medaillen wären das Tüpfelchen auf dem I.
Bei Olympia 2012 in London sind Sie in der zweiten Runde ausgeschieden. Wie sind Sie mit der Enttäuschung umgegangen?
London war sicherlich eine große Enttäuschung für mich, weil du doch vier Jahre lang deine ganze Energie hineinsteckst. Aber als Sportler lernst du mit der Zeit mit Erfolg und Misserfolg umzugehen. Sport ist einfach immer unberechenbar und selbst an so einem Tag können Leute gewinnen, die nicht unbedingt zu den Favoriten gehören. Ich hatte aber das Glück, dass ich vier Jahre vorher in Peking schon eine Medaille gewonnen habe und das hat das Ganze in der Bewältigung sicherlich einfacher gemacht für mich.
Haben Sie damals eigentlich an ein Karriereende gedacht?
Direkt nach London nicht, weil ich wusste, dass ich so nicht aufhören will. Das ich allerdings noch einmal vier Jahre mache, war nicht sicher. Ich hatte eine sehr schöne und erfolgreiche Karriere und da willst du nicht unbedingt aufhören, wenn dein letztes Turnier enttäuschend verlaufen ist.
Jetzt haben Sie sich definitiv entschieden das Ziel Rio 2016 in Angriff zu nehmen. Wie realistisch schätzen Sie ihre Chancen dort ein?
Nachdem ich gesagt habe, ich probiere es noch einmal, gehe ich auch davon aus, dass ich das schaffe. Ich war in den letzten zwölf Jahren eigentlich immer in der Olympiaqualifikation drinnen, von dem her ist es sicherlich sehr realistisch, dass ich in Rio dabei bin. Wenn ich mir in meiner Karriere noch eine Medaille aussuchen könnte, wäre es die Olympische Goldmedaille. Danach ist aber definitv Schluss.
(Quelle: salzburg24)