380 Kilo Kniebeuge, 295 Kilo Bankdrücken, 307,5 Kilo Kreuzheben – insgesamt 982,5 Kilo und österreichischer Rekord: Das war das Fazit von Markus Glück bei der EM im Equipped-Kraftdreikampf (mit unterstützender Ausrüstung) Anfang Mai in Pilsen (Tschechien). Momentan trainiert der 120 Kilo schwere Athlet im „Powerhaus Mayrwies“ in Hallwang (Flachgau) und hat nach seinem Karriereende im Bobsport ein neues, altes Ziel fest im Blick: Endlich die 1.000-Kilo-Marke im Kraftdreikampf zu knacken. Seinen Weg vom Powerlifting zum Bobfahren und zurück erklärt der 35-Jährige im SALZBURG24-Interview.
Markus Glück per Zufall zu Olympia
Zu beiden, nicht gerade gewöhnlichen, Sportarten ist der gebürtige Oberösterreicher rein zufällig gekommen. Der Wahl-Salzburger sei schon immer fitnessorientiert gewesen und habe das Krafttraining im Fitnessstudio gemocht. Nachdem er 2012 für sein Sportstudium nach Salzburg gekommen war, war er auf der Suche nach einem geeigneten Trainingsort, erzählt er. So kam er über Bekannte zu seinem ersten Kraftsportverein Bodyform Salzburg, bei dem auch viele Kraftdreikämpfer trainierten. „Ich habe die Sportart vorher gar nicht gekannt, aber dann bin ich da mehr oder weniger hineingerutscht“, erinnert er sich und gewann noch im selben Jahr die Staatsmeisterschaft im Equipped-Kraftdreikampf – damals mit „nur“ 710 Kilo.
Über einen ungewöhnlichen Weg hat Glück drei Jahre später dann auch zum Bobsport gefunden: Bei einem Powerlifting-Wettkampf in Tirol wurde er von einem Funktionär des Österreichischen Bob- und Skeletonverbands angesprochen. Sie seien auf der Suche nach starken Männern, die auch sprinten können. Als ehemaliger Leichtathlet sah er seine Chance und nutzte sie.
Innerhalb von drei Jahren schaffte Markus Glück den Durchbruch als Bobanschieber und qualifizierte sich für seine ersten Olympischen Spiele in Pyeongchang. Im Zuge dessen musste er jedoch den Kraftsport ruhen lassen. Nach etlichen Weltcuprennen, Weltmeisterschaften und seiner zweiten Olympiateilnahme 2022 in Peking beendete Glück vor drei Jahren vorzeitig seine Wintersportkarriere.
„Ich wollte über mein Karriereende selbst entscheiden“
Trotz des anhaltenden Erfolgs wandte der 35-Jährige dem Bobsport überraschend den Rücken zu. Ein ungewöhnlicher und mutiger Schritt, denn auch finanziell war er auf Sponsorenverträge sowie seine Anstellung beim Bundesheer angewiesen: „Im Bobsport ist man von Oktober bis März nur unterwegs und das ist mit normaler Arbeit schwer vereinbar.“ Doch trotz der Olympiateilnahme 2022 stand eine Verlängerung im Bundesheer nicht in Aussicht: „Das war jedes Jahr ein Kampf und es war absehbar, dass ich bald nicht mehr beim Bundesheer sein kann.“
Glück erklärt, dass er dem Verband einen Schritt voraus sein und die Entscheidung über das Karriereende in die eigenen Hände nehmen wollte: „Ich wollte nicht, dass es irgendwann heißt, ich bin nicht mehr gut genug und kann deswegen nicht mehr mitmachen – ich wollte es selbst beenden.“ Ob ihn das Bobfahren jetzt, ein knappes Jahr vor den nächsten Spielen, noch einmal reizt? Kopfschüttelnd meinte er: „Irgendwann, nach acht Saisonen, war es dann auch genug.“
Die Rückkehr zur Leidenschaft
Glücks sportlicher Werdegang ist aber noch lange nicht vorbei. Denn er hatte noch eine Rechnung offen, wie er seine Rückkehr zum Kraftdreikampf begründet: „Ich habe gewusst, wenn das Bobfahren nicht mehr ist, dann möchte ich auf jeden Fall wieder zurück.“ Mit einem neuen, alten Ziel: „Diese 1.000-Kilo-Marke, das war von Anfang an diese Zielmarke, die will ich noch in meinem Leben schaffen. Früher war es ein unrealistischer Traum.“ Eine Vision, der er in den letzten drei Jahren Schritt für Schritt näher rückt und die immer realistischer wird. Der Powerlifting-Athlet ist seinem Ziel momentan so nah wie noch nie – 17,5 Kilo muss er insgesamt noch draufpacken.
Machbar sei dies alles nur durch ein komplettes Team, das hinter ihm stehe. Vor allem seinem besten Freund, Chris Raidel, habe er vieles zu verdanken. Für Glück ist der erfolgreiche Bankdrücker gleichzeitig Mentor, Trainingspartner sowie Trainer. „Er gibt mir dann seine Inputs, da kommen wir oft wieder auf neue Ideen und überlegen uns die Planung zusammen.“
Aber auch sein Physiotherapeut Lukas Reiter sowie sein früherer Trainer aus dem Olympiazentrum Rif, Sascha Kratky, sind stark in sein Training involviert. Neben 20-Stunden-Job, weltweiten Wettkämpfen, eigenständiger Trainingsplanung und privatem Leben hat der gelernte Sportwissenschaftler nun auch seinen eigenen Kraftsportverein gegründet. Sein Ziel ist es, auch andere Athletinnen und Athleten zu unterstützen und zu motivieren. „Da sind schon einige Talente dabei“, freut er sich. "Ich bin schon gespannt, wohin sich unsere Athleten entwickeln und es kommen immer mehr dazu.“ Wie er es schafft, alles unter einen Hut zu bringen? Das wisse er manchmal selbst nicht: „An manchen Tagen ist es echt nicht leicht, aber irgendwie geht das schon.“
Powerlifting zwischen Taktik und Risiko
Im Powerlifting sind auch Taktik und Risiko für den Erfolg entscheidend, erklärt der 35-Jährige. Denn der Kraftdreikampf wird in einer bestimmten Reihenfolge bestritten: Kniebeugen, Bankdrücken und zum Schluss das Kreuzheben. In jeder Disziplin hat man drei Versuche, um das größtmögliche Gewicht zu stemmen – die Summe der jeweils besten Versuche ergibt dann die Gesamtleistung. „Man kann grundsätzlich nur das Gewicht, das man für den Erstversuch auswählt, heben und nicht mehr unter das Startgewicht gehen. Nur noch wiederholen oder mehr Gewicht draufpacken“, erklärt er die Schwierigkeit des Sports. "Die große Herausforderung besteht dann darin, das richtige Gewicht auszuwählen.“
Generell sei in den letzten Jahren die Konkurrenz auch stärker geworden, da der Kraftsport populärer geworden ist: „Zu der Zeit, in der ich angefangen habe, waren es noch viel weniger Leute, die den Sport gemacht haben. Jetzt ist die Konkurrenz und die Leistungsdichte stärker, da muss man einfach mitziehen und mehr Risiko eingehen.“
Dass dann nicht immer alles glattläuft, zeigte sein letzter Wettkampf vergangenes Wochenende. Bei der WM im Bankdrücken in Norwegen ging er volles Risiko ein und stieg etwa zehn Kilo über seiner persönlichen Bestleistung ein. Diesmal war das Glück nicht auf seiner Seite und er konnte keinen einzigen Versuch in die Wertung einbringen.
Österreichischer Rekord im Kraftdreikampf
So musste er bei der Europameisterschaft Anfang Mai ebenfalls spekulieren – und scheiterte im ersten Versuch beim Bankdrücken zunächst. „Manchmal ist weniger Gewicht nicht direkt gut, weil die Spannung nicht so hoch ist“, erklärt er. „Deswegen sind wir trotz des Fehlversuchs mit dem Gewicht hochgegangen.“ Die Rechnung ging schlussendlich auf und er erreichte den vierten Platz mit einem neuen österreichischen Rekord (982,5 Kilo) im Kraftdreikampf: „Diese EM war der nächste Schritt in Richtung der 1.000 Kilo, aber ich weiß, da geht noch mehr.“ Und eventuell schafft Glück sein Lebensziel ja sogar mit Heimvorteil in Salzburg bei den Staatsmeisterschaften Mitte Oktober oder dann bei der Weltmeisterschaft im November in Rumänien. Die magische Grenze von 1.000 Kilo soll dieses Jahr noch fallen.
(Quelle: salzburg24)