Action, Dynamik und Wellen. Mit diesen drei Worten beschreibt Tabea Minichmayr das Küstenrudern – eine Sportart, die 2028 zum ersten Mal olympisch wird. Eigentlich wollte die Ruderin aus Gmunden vergangenes Jahr ihre Karriere an den Nagel hängen, doch durch Zufall fand die 26-Jährige zum Küstenrudern (Coastal Rowing) und verfolgt nun ihren olympischen Traum. Und das, obwohl es in Österreich gar kein Meer zum Trainieren gibt. Wie sie es geschafft hat, bei ihrem dritten Bewerb Europameisterin zu werden und warum sie die Wellen so sehr liebt, erzählte sie SALZBURG24.
Sportkarriere von Tabea Minichmayr: Vom Fußball zum Rudern
Die gebürtige Oberösterreicherin und ehemalige Fußballerin kam für ihr Sportstudium nach Hallein-Rif (Tennengau). „Als ich dann mit dem Fußball aufgehört habe, habe ich mir gedacht: Irgendeinen Sport will ich doch noch machen“, erklärt sie, warum sie beim Ruderclub Möve in Seekirchen am Wallersee das klassische Rudern begann. „Davor habe ich nur als Jugendliche ein halbes Jahr gerudert.“
Zufallsfund Küstenrudern: Der Sprung ins Abenteuer
Im Jahr 2023 wollte sie nach fünf Jahren jedoch ihre Ruderkarriere beenden: „Mir hat ein erreichbares und motivierendes Ziel gefehlt und ich wusste, dass ich bald mit dem Studium fertig werde.“ Doch nur wenige Wochen nach ihrem Entschluss kam alles anders. Coastal-Nationaltrainer Wolfgang Sigl sprach sie an und ermutigte sie, die Sportart einmal auszuprobieren. Erst kurz zuvor wurde entschieden, dass Coastal Rowing in zwei Disziplinen für die Spiele in Los Angeles 2028 ins olympische Programm aufgenommen wird. „Er hat mich gefragt, ob ich es nicht einfach mal probieren will, weil er Leute dafür gesucht hat, und ich habe gedacht, als netten Abschluss meiner sportlichen Karriere probiere ich das halt einmal“, so die 26-Jährige. Aus diesem einen Mal wurden dann ganz viele. Denn direkt bei ihrem ersten Bewerb im Beachsprint vergangenes Jahr gewann sie überraschenderweise und ab da wusste sie: Das ist ihre Sportart.
Beachsprint: Minichmayrs Erfolgsserie im Küstenrudern
„Der erste Sieg war sehr unerwartet, da waren doch einige dabei, die eigentlich recht gut waren“, erzählt sie. „Dann habe ich gedacht, probiere ich halt noch eine Regatta, vielleicht war es ja Zufall.“ Aber wie sich herausstellte, war es nicht nur reines Anfängerglück, sondern auch Können, was die Ruderin an den Tag legte. Denn auch die zweite Regatta gewann sie und ihr dritter Bewerb im Beachsprint Ende Juni waren schon die Europameisterschaften in Gdansk (Polen). „Und als ich die dann auch gewonnen habe, habe ich erst realisiert, dass ich da ganz gut dabei bin“, strahlt Minichmayr.

Zum Abschluss der Saison letztes Jahr konnte Minichmayr dann noch einen sehr guten fünften Platz bei den Weltmeisterschaften erreichen. Nach dieser phänomenalen Saison ergab sich dann die Chance, den Sport auch professionell zu betreiben. „Vor einem Jahr war das Leben noch anders, da habe ich keine sinnvolle Möglichkeit gesehen, nach dem Studium professionell zu rudern“, blickt sie auf ihre Entwicklung zurück. „Jetzt möchte ich auch in Richtung Olympische Spiele gehen.“
Meer und Wellen: Besondere Herausforderungen beim Coastal Rowing
Minichmayr spricht mit voller Leidenschaft, wenn sie von ihrer Disziplin erzählt. Vor allem das Fahren mit der Welle am Meer hat es ihr angetan: „Das ist eigentlich das Lustigste, denn wenn man im richtigen Moment die Schlagzahl erhöht, nimmt man sie einfach mit und wird richtig schnell.“ Sie denkt gerne an Bewerbe zurück, bei denen große Wellen vorhanden waren. „Dieser Wechsel zwischen dem Fahren gegen die Welle und mit der Welle ist genial, da muss man ganz anders rudern.“ Das Spannendste am Beachsprint sei das Wetter und die Beschaffenheit des Strandes.
Man merkt der 26-Jährigen sofort an, wie begeistert sie vom Beachsprint ist und wie viel Motivation und Energie ihr der Wechsel zum Küstenrudern wieder gegeben hat. „Mir ist damals 2023 die Freude am Rudern abhandengekommen“, blickt sie zurück, „aber jetzt ist sie wieder da.“
Coastal Rowing: Einzigartigkeit und Regeln der neuen Olympiadisziplin
Coastal Rowing ist eine Sportart, bei der die Bewerbe im Gegensatz zum klassischen Rudern am offenen Meer stattfinden statt in stillen Gewässern.
Für Minichmayr ist genau das der Grund, warum die Sportart so einzigartig ist: „Es ist so eine coole Disziplin, ganz anders als das normale Rudern.“ Bei der Disziplin Coastal Beach Sprint sprintet man am Strand zum Ruderboot, fährt daraufhin aufs Meer hinaus, meistert einen Slalom, dreht wieder um und rudert mit der Welle zurück zum Strand, wo man erneut bis zum Ziel sprintet. Genau diese Abwechslung liebt Minichmayr.
Küstenrudern in Österreich: Training ohne Meer
Dass Küstenrudern nun auch in Österreich ein Standbein hat, obwohl das Land ja gar keine Küste und kein Meer hat, ist ungewöhnlich: „Aber unser Trainer war schon die letzten drei, vier Jahre bei Europa- und Weltmeisterschaften mit dabei, ihm hat das immer schon gefallen.“ So fährt das Coastal-Nationalteam für Trainingslager oft ans Meer, in der Heimat selbst trainiert Minichmayr häufig gerne auch in Gmunden am Traunsee, da das Wasser dort eher Wellen schlägt.
Sportförderung: Der Schritt in den Profi-Rudersport
„Dieses Jahr habe ich geschaut, dass ich über die Runden komme“, sagt die amtierende Beachsprint-Europameisterin. Ab jetzt will sie „All-In gehen“. Denn nach ihrer zweiten Saison mit einigen internationalen Siegen und einem Gesamtsieg wird sie nun auch vom Bundesheer gefördert und ist ab Oktober Teil des Heeressports.
Europameisterschaft, Weltmeisterschaft und Olympia-Traum
Während sie heuer noch nebenbei als Sportwissenschaftlerin gearbeitet hat, kann sie sich im kommenden Jahr nun komplett auf den Sport fokussieren und zieht im Rahmen dessen auch wieder zum Olympiazentrum nach Hallein-Rif. Vergangene Woche wurde die Athletin von Horst Scheibl und Wolfgang Sigl Vize-Staatsmeisterin hinter Magdalena Lobnig: „Für mich persönlich war das mein größter Erfolg diese Saison.“ Und die Saison ist für die Salzburger Athletin noch lange nicht vorbei: Ihre Saison-Highlights mit den Europameisterschaften sowie den Weltmeisterschaften in der Türkei finden in den kommenden Wochen statt, bei denen Minichmayr im Doppel mit ihrem Gmundner Partner Paul Ruttmann antritt. Dort möchte sie nun an die Erfolgsserie anknüpfen. „Die internationale Konkurrenz hat gar nicht geschlafen, alle Länder haben investiert“, erklärt sie. Das Erreichen des Viertelfinales sei ihr primäres Ziel.
Mit dem Wechsel zum Küstenrudern hat Tabea Minichmayr nicht nur eine neue sportliche Heimat gefunden, sondern auch neue Ziele ins Auge gefasst. Nun blickt sie auf die kommenden internationalen Wettkämpfe und arbeitet weiter an ihrem Traum von den Olympischen Spielen.
(Quelle: salzburg24)

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