Sportwelt

Fußball-WM: Ramadan stellt gläubige Spieler vor Probleme

Veröffentlicht: 28. Juni 2014 16:03 Uhr
Für rund 1,6 Milliarden gläubige Muslime beginnt am Samstag der Ramadan. Das Fasten zählt zu den fünf Grundpflichten im Islam, zwar sind die Ramadan-Tage in Brasilien aufgrund der Äquatornähe momentan fünf Stunden kürzer als in Europa, aber dennoch stellt sich sowohl für die komplette algerische Mannschaft als auch für einzelne Spieler der deutschen, französischen, schweizerischen und belgischen Elf die Frage, wie man als Hochleistungssportler während der Fußball-WM die religiösen Gebote einhalten kann.

Die heiße Phase der WM-Endrunde in Brasilien fällt am Samstag mit dem Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan zusammen. Die Nahrungsaufnahme wäre Muslimen demnach nur vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang gestattet, bei den tropisch-heißen Temperaturen im Gastgeberland für einen Profi-Fußballer ein schier unmögliches Unterfangen. Allerdings sieht der Koran Ausnahmen vor.

Fußball-WM während Ramadan

So können "Menschen auf Reisen" die Fastentage nachholen. "Es gibt Möglichkeiten, nach Ausnahmen zu fragen. Dies haben uns religiöse Führer versichert", sagte FIFA-Chefarzt Jiri Dvorak zu Wochenbeginn. Der Fußball-Weltverband sieht für muslimische WM-Akteure ohnehin keine Nachteile. "Wenn die Regeln des Ramadan korrekt angewendet werden, ist keine Leistungseinschränkung zu erwarten", betonte Dvorak mit Berufung auf medizinische Studien der FIFA.

Gleich mehrere Achtelfinalisten bauen auf Kicker mit Islamischem Glauben. Bei Frankreich sind beispielsweise Karim Benzema und Paul Pogba betroffen, bei Belgien Marouane Fellaini oder bei Deutschland Mesut Özil und Sami Khedira. Auch Nigeria oder die Schweiz haben Akteure, die die Heilige Schrift des Islam befolgen. Dies trifft insbesondere auch auf die Mannschaft Algeriens zu, die erstmals ins Achtelfinale eingezogen ist.

Die Fußball-WM ist nicht das erste große Sportereignis, das in die Zeit des Ramadan fällt. Auch bei den Olympischen Spielen in London 2012 sei dies der Fall gewesen - ohne Probleme für die Athleten, wie die FIFA nachdrücklich betonte.

Özil lässt Ramadan ruhen

Özil will den Ramadan bis auf Weiteres ruhen lassen. "Ich kann da leider nicht mitmachen, weil ich arbeite. Das kommt für mich leider nicht infrage", sagte der Deutsche mit türkischen Wurzeln. Auch andere muslimische Profis hatten schon vor der WM auf die erlaubten Ausnahmen verwiesen. Der Fastenmonat darf demnach später nachgeholt werden. Algeriens Kapitän Madjid Bougherra will seinem Glauben indes wenn möglich nachkommen: "Es kommt auf meine körperliche Verfassung an, aber ich denke, ich werde es machen."

Dass die Teamchefs in dieser Frage kein wirkliches Einspruchsrecht besitzen, war auch Frankreichs Trainer Didier Deschamps klar. "Ich habe da nichts zu verordnen. Das ist ein sensibles und heikles Thema", meinte der ehemalige Profi. Er mache sich aber keine Sorgen. "Jeder wird sich an die Situation anpassen", meinte Deschamps.

In Brasilien könnte den den Ramadan Praktizierenden auch eines entgegenkommen: Sonnenuntergang ist um halb sechs Uhr am Abend.

Algerische Nationalmannschaft äußert sich nicht

Algeriens Trainer und Spieler wollen vor dem WM-Achtelfinale gegen Deutschland öffentlich nicht über das Thema Ramadan sprechen. Er werde dazu keinen Kommentar abgeben, sagte Trainer Vahid Halilhodzic nach Informationen der Zeitung "La Liberté".
Das Spiel gegen Deutschland wird am Montag um 17.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MESZ/ORF) in Porto Alegre angepfiffen, ungefähr eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang. Einige algerische Spieler hatten schon angedeutet, dass sie auch während der Fußball-WM fasten wollten.

Der algerische Verband FAF hat nach Angaben der Zeitung einen Imam nach Brasilien geschickt, um mit den Spielern und Betreuern über das Thema während der Fußball-WM zu sprechen. "Das ist eine persönliche Sache der Spieler, wir können niemandem etwas auferlegen", zitiert "La Liberté" eine Quelle der FAF.

Regeln des Ramadan

Das Fasten zählt zu den fünf Grundpflichten im Islam. Es beginnt jedes Jahr bei Sonnenaufgang am ersten Tag im Ramadan, wie der neunte und 30 Tage dauernde Monat des islamischen Mondkalenders genannt wird. Bis zum Ende des Ramadan dürfen Muslime ihrem Körper ab der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang keinerlei Lebens- und Genussmittel zuführen und müssen sexuell enthaltsam sein. Vom Fasten ausgenommen sind schwer arbeitende, kranke sowie alte Menschen, Kinder, Reisende, schwangere und stillende Frauen. (APA)

Links zu diesem Artikel:

  • OLIs WM-Blog

(Quelle: salzburg24)

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