Trotz Auflagen

Weltverbände wegen Rückkehr russischer Athlet:innen gespalten

Der IOC berät sich noch am Dienstag über eine mögliche Rückkehr von russischen und belarusischen Athlet:innen. 
Veröffentlicht: 02. Mai 2023 15:37 Uhr
Das IOC fürchtet den Verfall des weltweiten Sportsystems, Athletenvertreter erwarten ein Chaos und viele Sportler fühlen sich alleingelassen. Der Weltsport ist beim Thema der Wiederzulassung von Athleten aus Russland und Belarus zu internationalen Wettkämpfen gespalten und uneins wie nie.
SALZBURG24 (mf)

Denn die gut 30 Weltverbände der olympischen Sportarten sind etwa zu jeweils einem Drittel dafür, dagegen oder haben noch nicht darüber entschieden, wie eine dpa-Auswertung ergab.

IOC stellt Kriterien für Rückkehr von russischen und belarussischen Athlet:innen

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat Kriterien für eine Russen-Rückkehr als neutrale Sportler und Sportlerinnen gegeben, legt aber die Ausgestaltung und Kontrolle der Vorgaben in die Hände der Weltverbände. Wie kann man echte Neutralität bei Starts von Russen gewährleisten? Keine Flaggen, keine Hymnen, keine nationalen Symbole und Farben auf der Sportkleidung sind überprüfbare Kriterien. Schwieriger wird es, die Zugehörigkeit zum Militär oder die mögliche Beteiligung von Athleten an Kriegspropaganda im Angriffskrieg gegen die Ukraine zu bewerten.

Kanu-Weltverbandspräsident Thomas Konietzko warnt vor Sport als Bühne

"Es darf uns kein einziger Fehler unterlaufen und niemand zugelassen werden, der den Krieg unterstützt oder vom Militär abhängig ist", warnte der deutsche Kanu-Weltverbandspräsident Thomas Konietzko. Eine "übergroße Mehrheit der Athleten" im Kanusport sei aber dafür, Russen wieder antreten zu lassen. "Wir müssen aufpassen, dass Sport keine Bühne für Propaganda bietet."

Neurralitätserklärung als Kriterium für Startplatz

Die Vereinigung der olympischen Sommersportverbände strebt an, dass russische Sportler:innen als Voraussetzung für eine Starterlaubnis eine Neutralitätserklärung unterzeichnen. "Die Athleten werden eine Erklärung unterschreiben müssen", sagte Präsident Ricci Bitti der französischen Zeitung "L'Équipe". Sie würden aber nicht aufgefordert, sich gegen den Krieg auszusprechen, "weil das in Russland strafrechtlich relevant" sei. Ausgelotet werde zudem, ob der Internationale Sportgerichtshof (CAS) die Erfüllung der Kriterien überprüfen könnte.

Ungeachtet dieser Vorhaben ist die Gemengelage im Weltsport kompliziert und komplex. Der vom russischen Oligarchen Alisher Usmanow lange gelenkte und finanzierte internationale Fechtverband hatte als einer der ersten eine Pro-Russland-Entscheidung getroffen und einen Proteststurm Hunderter Athleten entfacht.

Konträr dazu ist die Haltung des Leichtathletik-Weltverbandes. "Der Tod und die Zerstörung haben meine Entschlossenheit in dieser Angelegenheit nur noch verstärkt", erklärte Weltverbandspräsident Sebastian Coe, warum er die Russen auf absehbare Zeit nicht zulassen will und in Opposition zum IOC geht. "Russische und belarussische Athlet:innen, von denen viele mit dem Militär verbunden sind, sollten nicht Nutznießer dieser Aktionen sein."

Ukraine boykottiert Judo-WM in Katar

Auch die Ukraine selbst reagiert auf Entscheidungen der Weltverbände. Nachdem die Judo-Funktionäre die Tür für Russen und Belarussen geöffnet haben, kündigten die Ukrainer den Rückzug von der WM in Katar an, die am Sonntag beginnt. Es dürfte nicht bei dieser Absage bleiben: Die ukrainische Regierung hat ihre Sportler aufgefordert, alle Wettbewerbe zu boykottieren, an denen Athleten der beiden Ländern teilnehmen.

Ukraine sagt Teilnahme an Judo-WM ab

Der ukrainische Judo-Verband (UJF) nimmt von einer Teilnahme seiner Aktiven an den Weltmeisterschaften ab Sonntag in Doha (Katar) Abstand. Grund ist die Zulassung neutraler russischer und …

"Niemand kennt den richtigen Weg. In krisenhaften Zeiten muss man solche Situationen aushalten", sagte die Deutsche Sylvia Schenk, die Mitglied im Menschenrechtskomitee des IOC ist. Sie attestiert dem IOC, mit seiner Russen-Rückkehr-Empfehlung und den dazu gelieferten Leitlinien "mehr oder weniger" die richtigen Schritte gemacht zu haben. Das IOC versuche, durch die Unwägbarkeiten und Interessengegensätze zu navigieren, "damit der internationale Sport nicht völlig auseinanderbricht". Denn es gehe eben auch darum, dass Russlands Präsident Wladimir Putin die Welt spalten wolle.

(Quelle: apa)

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