Leiter der Bergrettung

Wer bezahlt Sport-Unfall in Corona-Krise?

Veröffentlicht: 30. März 2020 12:05 Uhr
Sport ist riskant, das Restrisiko nahezu unvermeidbar. Speziell beim Bergsport kommt es – wie gestern in Bad Ischl – immer wieder zu schweren Unfällen. Grundsätzlich ist jeder für sich selbst verantwortlich, wenn er sich bewusst in eine Gefahrensituation bringt. Doch wie sieht es in Zeiten der Corona-Krise rechtlich mit der Versicherung bei Unfällen am Berg aus? Wir haben Landesleiter der Bergrettung Salzburg, Balthasar Laireiter, dazu im SALZBURG24-Interview befragt.

In Salzburg scheinen die Sportler die derzeit herrschenden Covid-19-Beschränkungen einzuhalten. Die Bergrettung Salzburg musste nach dem Inkrafttreten der Maßnahmen in den vergangen 14 Tagen zu keinem Einsatz ausrücken. "Das ist sehr erfreulich, da es zeigt, dass die Leute den Appell, keine Berg- und Skitouren zu machen, befolgen", erklärte Laireiter im Gespräch mit SALZBURG24. Wie der Kletter-Unfall vom Sonntag in Bad Ischl (Oberösterreich) beweist, gibt es dennoch vereinzelt Sportler, die ihren Bewegungsdrang in den Bergen ausleben.

SALZBURG24: Herr Laireiter, ändert das Coronavirus ein Vorgehen bei etwaigen Rettungseinsätzen?

BALTHASAR LAIREITER: Es gibt genaue Richtlinien, wie sich die Einsatzkräfte zu verhalten haben. Das Erste ist, dass wir dem Verunfallten eine Atemschutzmaske anlegen, um die Helfer nicht zu infizieren. Die Bergretter schützen sich mit Handschuhen und vermeiden so gut es geht den direkten Kontakt mit dem Verletzten. Zudem haben die anderen Personen Abstand zu halten.

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Mit Lofer und Taxenbach haben zwei Gemeinden im Pinzgau in Absprache mit dem Tourismusverband Klettersteige sperren lassen. Wer haftet derzeit bei Unfällen auf solchen Sportstätten?

Das ist eine sehr heikle Frage. Zunächst einmal hat sich die Bergrettung auf ihre Fahnen geheftet, alle in Bergnot geratenen Personen ohne Ausnahme zu bergen – außer es ist für unsere Einsatzkräfte ebenfalls zu gefährlich. Für uns spielt es keine Rolle, wie und warum jemand in diese Lage gekommen ist. Unsere Bergekostenversicherung, die 17.000 Salzburger momentan in Anspruch nehmen, greift auch während den Corona-Maßnahmen. Das gilt auch bei einer Alpenverein-Mitgliedschaft und privaten Unfallversicherungen. Mit einer Fördermitgliedschaft von 28 Euro sind die Förderer und deren Familienmitglieder bei Bergungskosten bis zu 25.000 Euro bei uns versichert.

Wenn sich jemand allerdings nicht an die Bestimmungen hält, können durchaus komplizierte Gerichtsverfahren folgen – auch vor den Strafgerichten. Das ist aber nicht unsere Sache, da werden die Behörden über Sanktionen und Strafen entscheiden. Wir bitten derzeit auf das Begehen von Klettersteigen, Ski- und Bergtouren freiwillig zu verzichten.

Wünschen Sie sich speziell in der warmen Jahreszeit eine flächendeckende Sperre von Klettersteigen?

Ob ich mir das wünsche spielt derzeit keine Rolle. Klettersteige und andere Sportstätten können in erster Linie nur eine Sicherheitsbehörde wie zum Beispiel eine Gemeinde sperren. Grundsätzlich sollten diese derzeit einfach nicht benützt werden, um Betten für Corona-Patienten frei zu halten. Zum Abschluss möchte ich noch folgendes loswerden: Leute, die Berge laufen uns nicht davon und sie werden auch nächstes Jahr noch da sein. Bleibt bitte daheim und schaut aufeinander.

Vielen Dank für das Gespräch.

(Quelle: salzburg24)

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