Bei dem im zweiten Bormio-Abfahrtstraining so schwer gestürzten Skirennläufer Cyprien Sarrazin ist ein Subduralhämatom (Hirnblutung) diagnostiziert worden. Der Franzose liegt auf der neurologischen Intensivstation eines italienischen Krankenhauses und wird noch am Freitag operiert. Das teilte die FIS mit.
Folgenschwerer Sturz von Cyprien Sarrazin
Sarrazin war aus großer Höhe heftig mit dem Rücken und dem Kopf auf die harte Stelvio-Piste geprallt und regungslos den Steilhang hinabgeschlittert.
Die Stelvio forderte am Freitag noch weitere Verletzungsopfer. Der Italiener Pietro Zazzi erlitt einen Schien-und Wadenbeinbruch, der Schweizer Josua Mettler verletzte sich bei seinem Sturz am rechten Knie. Der "Blick" zitierte Szene-Superstar Marco Odermatt nach dem Sturz von Sarrazin. "Als Athlet will man das nicht sehen. Aber man kann sich in etwa denken, was da gerade passiert." Die Abfahrt von Bormio bezeichnete er danach als "einzigen Überlebenskampf".
Am Donnerstag war Sarrazin im ersten Training auf der Stelvio Schnellster gewesen und hätte so zu den Mitfavoriten in der Abfahrt am Samstag gezählt. Sarrazin gewann in der Vorsaison die Abfahrt in Bormio sowie beide Abfahrten in Kitzbühel.
Sarrazin rutscht regungslos Abfahrtspiste hinunter
Im Saisonverlauf ließ der Franzose u.a. Triumphe in beiden Kitzbühel-Abfahrten folgen. Den Sieg in der Disziplinwertung verfehlte er nur um 42 Punkte. Der 30-Jährige hob bei der Einfahrt in den Schlussteil ab und schlug aus großer Höhe heftig mit dem Rücken und dem Kopf auf die harte Piste auf. Sarrazin schlitterte regungslos den Steilhang hinab, durchschnitt mit seinen Skis das Sicherheitsnetz, wurde per Hubschrauber ins Spital gebracht.
ÖSV-Team in Abfahrtsbewerben abgeschlagen
Das alpine Weltcupjahr der Männer geht traditionell mit den Bormio-Rennen zu Ende. Österreichs Speed-Abteilung hofft am Samstag (11.30 Uhr) auf eine Wende in der Abfahrt, denn da jagten die ÖSV-Läufer in dieser WM-Saison einem Podestplatz bisher vergeblich nach. Immerhin war die Stelvio oft ein guter Boden für Rot-weiß-rot. Im Super-G (Sonntag, 11.30 Uhr) hat Lukas Feurstein als Beaver-Creek-Dritter aufgezeigt, der Vorarlberger ist nach einer Hand-OP aber nicht dabei.
Ende des Vorjahres reichte es in beiden Bormio-Rennen nicht für die Top drei, Kriechmayr war als Abfahrtsvierter und Fünfter des Super-G jeweils ÖSV-Bester. Im Abschlusstraining am Freitag brachte der Oberösterreicher kein aussagekräftiges Ergebnis in die Wertung, da er wegen eines schweren Sturzes des direkt vor ihm gestarteten Cyprien Sarrazin vorzeitig abschwingen musste. "Ich habe nur eine Kurve nicht testen können", nahm das der 33-Jährige aber gelassen. Er sei bei gutem Material ziemlich auf Anschlag gefahren. "Ich gehöre nicht zu den Favoriten, bin aber ready."
"Wenn es einen so zerlegt, gibt es Wichtigeres"
Der Routinier relativierte allerdings die Analyse des von ihm Dargebrachten. "Wenn es einen anderen so zerlegt, gibt es Wichtigeres", bezog sich Kriechmayr auf Sarrazins Sturz. Es sei wichtig, auf Anschlag zu fahren. "Das ist von der Spannung her angenehmer." Sein Teamkollege Daniel Hemetsberger fuhr auf Platz neun (+1,52), er habe bei der Sturzstelle nicht zurückgesteckt. "Es ist ein Fahrfehler (von Sarrazin, Anm.) gewesen. Das ist das einzige, was mich interessiert. Daher bin ich normal reingefahren."
Striedinger: "Bormio kein Kindergeburtstag"
Otmar Striedinger, am Vortag als Elfter bester Österreicher und diesmal 29. (+3,09 Sek.), hob hervor, dass viel auf die richtige Materialwahl ankommen werde. "Es ist sehr unterschiedlich - eisig und unruhig, an vielen Stellen aber auch aggressiv. Bormio ist wie jedes Jahr kein Kindergeburtstag, es geht zur Sache", meinte der Kärntner über die knapp zwei Minuten lange Fahrt. Der 33-Jährige habe bei der Generalprobe im unteren Teil Kräfte gespart. "Heuer fühle ich mich wohler auf der Stelvio und möchte Gas geben", ließ Striedinger wissen.
Nach den ersten zwei nicht so gut von der Hand gegangenen Rennwochenenden stünde man als Team zusammen. Striedinger: "Wir haben einen guten Spirit und werden unseren Weg sicherlich weitergehen - hoffentlich bald erfolgreich." Dazu sollen auch die Jüngeren im Team beitragen, von denen Stefan Eichberger in Bormio als Sechster der Abfahrt erfreut hat. Mit Startnummer 56 fuhr der Steirer am Freitag auf Rang 21 (+2,41), seine Teamkollegen Stefan Rieser (18./+2,26) und Vincent Wieser (19./+2,32) waren noch etwas schneller.
Kanadier Alexander im Abschlusstraining voran
Auf Rang drei hinter dem Kanadier Cameron Alexander und dem Schweizer Stefan Rogentin (+0,53) und damit zum ersten ÖSV-Hoffnungsträger aber fuhr Stefan Babinsky (+0,84). "Ich habe versucht, Gas zu geben, um zu sehen, wie es sich anfühlt", sagte der Steirer. Sein Gefühl auf der "schwierigen, knackigen und anspruchsvollen Strecke" sei ein gutes. ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer setzt in der Podestfrage vor allem auf Kriechmayr und hofft zudem auf Babinsky. "Die Jungen sollen nicht sinnlos riskieren, da sind die Ziele kleiner zu setzen." Sein Team sei nach Ausfällen jedenfalls dünn aufgestellt.
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(Quelle: apa)