Das ist eine riesige Sensation: Der zurückgetretene Ski-Superstar Marcel Hirscher plant tatsächlich ein Comeback im Ski-Zirkus. Das bestätigten der ÖSV und Vertreter seiner Skifirma Van Deer-Red Bull Sports am Mittwoch in einem Online-Pressegespräch. Der Salzburger, der seine Karriere eigentlich 2019 für beendet erklärt hatte, will künftig für die Niederlande – das Geburtsland seiner Mutter – an den Start gehen. Der ÖSV hat Mittwochfrüh den Wunsch des Nationenwechsels einstimmig zugestimmt.
Das sagt Marcel Hirscher zum Comeback
"Ich hätte gerne die Möglichkeit, ab und zu Rennen zu fahren", sagte Hirscher am Mittwoch. "Einfach, weil es mir Spaß macht." Die Zukunft im ÖSV gehöre aber den jungen Athleten, räumt der Salzburger ein.
"Deshalb möchte ich nicht, dass meinetwegen Ressourcen gebunden, Ausnahmeregeln gemacht oder Startplätze freigehalten werden", erklärte der eigentlich pensionierte Ski-Superstar.
"Die Zukunft im ÖSV gehört den jungen Athleten und deshalb möchte ich nicht, dass meinetwegen Ressourcen gebunden, Ausnahmeregeln gemacht oder Startplätze freigehalten werden", erklärte Hirscher. "Mein neues Projekt ist in Holland einfacher umzusetzen. Ich bin 247 Rennen fürs Vaterland gefahren, es werden ein paar wenige sein für mein Mutterland", sagte der ehemalige Ausnahmeskifahrer und sprach von supercoolen Gesprächen mit dem ÖSV.
ÖSV akzeptiert Hirschers Nationenwechsel
"Marcel Hirscher möchte sporadisch wieder in das Renngeschehen einsteigen", sagte ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer. Dem Wunsch nach einem Nationenwechsel komme man auch "als Wertschätzung für seine Verdienste" für den ÖSV nach. Hirscher wolle aktuellen ÖSV-Kaderathleten keinen Startplatz wegnehmen, hieß es als Erklärung. "Wir hätten ihn auch gerne in Österreich mit Unterstützung des österreichischen Skiverbandes am Start gesehen, aber wir respektieren seine Entscheidung", meinte Scherer.
Salzburger tritt bei FIS-Rennen an
Der ÖSV habe bereits den erforderlichen Brief mit der Zusage über die Freigabe des Athleten abgefasst, der FIS-Vorstand werde in seiner nächsten Sitzung darüber entscheiden. Wenn alles seinen geplanten Lauf nimmt, soll Hirscher dann künftig bei FIS-Rennen im Riesentorlauf und Slalom an den Start gehen, verriet Van-Deer-Rennchef Anton Giger. Weltcup-Einsätze seien aufgrund einer zu hohen Startnummer auf absehbare Zeit nicht realistisch.
Giger bemühte sich generell darum, keinen Anlass für eine hohe Erwartungshaltung zu geben. "Die Rennen, die Marcel bestreiten wird, sind keine Rennen, die im Fernsehen übertragen werden", sagte der Ex-ÖSV-Trainer. Es sei "ein Einstieg auf FIS-Ebene, nicht mehr und nicht weniger", der aber gleichzeitig "ein toller Impuls für den Skisport" sei. "Die Hauptmotivation ist wirklich, dass er einfach Lust hat, Rennen zu fahren und diese Sportart mit Haut und Haaren macht", betonte Giger. "Die weiteren Sachen werden sich dann sowieso ergeben."
ÖSV-Männer-Cheftrainer Marko Pfeifer traut Hirscher jedoch zu, wieder in der Weltspitze Fuß zu fassen. "Man muss halt schauen, schnellstmöglich mit der Startnummer nach vorne zu kommen, um dann auch im Weltcup konkurrenzfähig zu sein. Das kann sehr schnell gehen", sagte der Kärntner. Gerade im Slalom gebe es einige Läufer, die auch im höheren Alter noch große Erfolge eingefahren hätten - beispielsweise Mario Matt oder Andre Myhrer.
Marcel Hirscher nach Rücktritt im Hintergrund
Nach seinem Rücktritt war Marcel Hirscher im Ski-Weltcup bis zuletzt eher im Hintergrund tätig. Der 35-Jährige gründete mit Unterstützung seines langjährigen Sponsors Red Bull die Skifirma Van Deer, die mit den Norwegern Henrik Kristoffersen und Timon Haugan zwei Weltklasse-Athleten ausstattet. Ein Comeback des Firmenchefs wäre marketingtechnisch freilich ein Coup für das Projekt.
Große öffentliche Auftritte von Hirscher waren in der jüngeren Vergangenheit selten. 2022 legte der achtmalige Gesamtweltcup-Sieger als Vorläufer bei den Hahnenkamm-Rennen eine Fahrt auf der Streif hin. Zudem nahm der passionierte Motocross-Fahrer an den jüngsten Ausgaben des Erzberg-Rodeo teil.
Im März hatte der gebürtige Norweger Lucas Pinheiro Braathen bereits verkündet, wieder im Weltcup starten zu wollen. Der Technik-Spezialist fährt künftig für Brasilien, das Heimatland seiner Mutter. Eine mögliche Trainingspartnerschaft mit Hirscher werde geprüft, sagte Patrick Riml, der die von Red Bull unterstützten Skistars betreut. Im Trainerteam von Braathen wird mit Michael "Mike" Pircher auch der langjährige Erfolgscoach von Hirscher tätig sein.
Freude über "Spaß"-Comeback für Niederlande
Groß ist die Freude über Hirschers Comeback-Ansinnen jedenfalls in den Niederlanden. "Die Tatsache, dass Marcel Hirscher beabsichtigt für den Niederländischen Skiverband anzutreten, ist eine absolute Ehre und ein Impuls von gesellschaftlichem Wert für unser Land. Marcel ist eine globale Ikone und Inspiration für alle Skifahrer: Interesse, Begeisterung und Stolz in den Niederlanden werden steigen", teilte Frits Avis, Generalsekretär der Nederlandse Ski Vereniging (NSV) in einer Aussendung mit.
Lange Liste an Erfolgen
Hirscher hat alles gewonnen, was es im Skisport zu gewinnen gibt und serienweise Rekorde aufgestellt. Acht Mal hintereinander Sieger im Gesamtweltcup, je sechs Mal gewann der Salzburger die kleine Kristallkugel in Slalom und Riesenslalom. Insgesamt 67 Weltcupsiege, 138 Podestplätze, zwei Mal Olympia-Gold, einmal -Silber stehen in seiner Vita. Und mit sieben WM-Titeln und vier Silbermedaillen ist Hirscher auch erfolgreichster WM-Teilnehmer aller Zeiten.
Sechs Mal wurde der Salzburger zu Österreichs Sportler des Jahres gewählt. 2017 wählten ihn die Nationalen Olympischen Komitees zu "Europas Sportler des Jahres", die renommierte Zeitung L´Equipe kürte ihn 2018 sogar zum "Weltsportler des Jahres".
(Quelle: salzburg24)