Finanzskandal

Monika Rathgeber - Hektik nach Grünen-Anfrage

Veröffentlicht: 01. Februar 2013 14:18 Uhr
Als der Finanzbeirat im Herbst 2012 beschloss, 255 bisher offenbar nicht bekannte Derivatgeschäfte aufzulösen, dürfte sich Monika Rathgeber mit Händen und Füßen gegen diese Entscheidung gewehrt haben.

"Ich habe mehrfach darauf hingewiesen, nur die schlechten Positionen aufzulösen und die guten zu behalten." Sie habe immer wieder auf die möglichen Folgekosten bei der Auflösung aufmerksam gemacht, sei aber vertröstet worden, dass man das schon berücksichtigen werde. Als sie allerdings zwischenzeitlich einmal auf das Laufwerk des Landes zugreifen durfte, habe sie gesehen, dass ein Schaden von rund 100 Mio. Euro entstanden sei.

Anfrage der Grünen sorgt für Hektik

Für Nervosität in der Finanzabteilung dürfte auch eine dringliche Anfrage der Grünen gesorgt haben, die eine Auflistung jedes einzelnen Derivatgeschäftes des Landes und Einsicht in die Protokolle des Finanzbeirats forderte. Christian M. habe deshalb im Oktober von Paulus die Aufforderung bekommen, die Protokolle auszudrucken. "Er hat Paulus bereits zu diesem Zeitpunkt darauf aufmerksam gemacht, dass es Manipulationen gab. Paulus sagt aber, er habe davon erst am 5. Dezember erfahren", so Rathgeber.

Am 26. November habe es eine Vorbesprechung zu den Budget-Ausschussberatungen im Landtag zwei Tage später gegeben. "Dabei ging es vor allem um die Beantwortung der Anfrage der Grünen und wie ich das im Landtag präsentiere." Obwohl ihr die Kompetenzen damals schon entzogen worden waren, habe man offenbar Fragen nach personellen Veränderungen in der Finanzabteilung vermeiden wollen und sie zur Sitzung geschickt. "Brenner hat beschlossen, dass Paulus und ich das machen sollen, damit es keine Fragen gibt."

Rathgeber warnt vor Auflösung des Derivatportfolios

Sie habe in jener Sitzung am 26. November noch einmal gewarnt, dass bei sofortiger Auflösung des Derivatportfolios nach Auffassung des Finanzbeirates Schaden für das Land drohe: 100 Mio. Euro durch die Auflösung der Derivate und 240 Mio. Euro durch zusätzliche Fixzinsverpflichtungen. In Summe also jene 340 Mio. Euro, die den Skandal ausgelöst haben. "Ich habe nur das gemacht, für das ich da war. Ich habe über mögliche Verluste informiert." Konsequenzen habe diese Aussage für sie zunächst nicht gehabt, im Gegenteil. Im Landtag sei sie am 28. November noch von ihren Vorgesetzten gelobt worden.

Bei Pressekonferenz beschuldigt

Dann Tage später: Am 5. Dezember sei sie krank gewesen, als sie am 6. Dezember ins Büro kam, habe sie niemanden angetroffen. "Mein Kollege und Paulus waren verschollen, es hieß, sie hätten einen Termin bei Brenner." In der Buchhaltung sei ihr dann gesagt worden, es sei etwas gegen sie im Gange. Dann habe sie erfahren, dass gerade eine Pressekonferenz läuft, in der sie beschuldigt wurde.

Keine Entlassung ausgesprochen

"Um 17.00 Uhr hat mich der Leiter der Personalabteilung angerufen. Er sagte, er wolle mich sehen und müsse mit mir reden. Eine Entlassung hat er aber nicht ausgesprochen." Ein Treffen kam aber an diesem Tage nicht mehr zustande. "Am Freitag um 10.30 Uhr ist dann ein Anruf gekommen. Ich war gerade in einem Elektrogeschäft unterwegs, wo es sehr laut war. Der Chef der Personalabteilung sagte, es liegt ein Bericht der Abteilung vor, ich sagte, es wird wohl um meine Entlassung gehen, was er bejahte."

Rathgeber hatte Angst um ihr Leben

Man vereinbarte ein Treffen für den Montag, wozu es aber wegen der Hausdurchsuchung durch die Korruptionsstaatsanwaltschaft nicht mehr kam. "Am 11. November habe ich dann die Entlassung schriftlich über meinen Anwalt bekommen", so Rathgeber, die sich angesichts der Erinnerungen an ihre letzten Tage im Beruf emotional zeigte und kurz in Tränen ausbrach. Denn selbst als sie schon von Medien verfolgt wurde und darum am 9. Dezember den Leiter der Personalabteilung anrief, weil sie Angst um ihr Leben hatte, habe dieser formell keine Entlassung ausgesprochen. "Dass ich entlassen bin, das habe ich im Internet gelesen." (APA)

(Quelle: salzburg24)

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