Salzburger Festspiele

93. Salzburger Festspiele: "Instrumente besiegen Drogen und Gewalt"

Antonio Abreu bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele.
Veröffentlicht: 26. Juli 2013 13:23 Uhr
Stimmen und Instrumente besiegen Drogen und Gewalt. Und auch die Armut könne mit der Entwicklung von Kinder- und Jugendorchestern gelindert werden - dies sind die Kerngedanken in der Rede von Jose Antonio Abreu bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele 2013 am Freitag in der Felsenreitschule.

Der 74-Jährige ist der offizielle Eröffnungsredner des Festivals und Gründer von "El Sistema". Dieses Bildungsprojekt aus Venezuela wird heuer mit 1.350 jungen Chor-Sängern und Orchester-Musikern insgesamt 14 Festspiel-Konzerte geben.

Musikunterricht für zwei Mio. Jugendliche

Jose Antonio Abreu, der in Venezuela in den vergangenen 38 Jahren Musikunterricht für etwa zwei Millionen junge Menschen aus meist schlechten sozialen Verhältnissen organisiert hat, stellte die moralische und gesellschaftspolitische Bedeutung seines Projekts erwartungsgemäß in den Mittelpunkt seiner Eröffnungsrede und bedankte sich vor allem für das Vertrauen jener Schüler und Lehrer, die das "Sistema" seit seiner Gründung vor 38 Jahren begleiten: "Die hohen Ideale, die sie geleitet haben, sind mit dem Schicksal der Kinder und Jugendlichen Lateinamerikas verbunden. Für die jüngeren Generationen erfüllt die Kunst heute mehr denn je eine Aufgabe, die über die rein schöngeistigen Werte hinausgeht. Sie umfasst immer deutlicher andere zentrale Lebensbereiche. Die neue musikalische Generation in Lateinamerika demonstriert, wie ein ganzer Kontinent mit seinen Orchestern sowie Jugend- und Kinderchören ein zukunftsträchtiges Modell gefunden hat."

Trias von Schönheit, Wahrheit und Güte

Weiters brach der 74-jährige Politiker, Ökonom und Musiker eine Lanze für die "Trias von Schönheit, Wahrheit und Güte" als ästhetischen und moralischen Zustand des individuellen und kollektiven Menschen. "Bereits für Plato waren die Harmonie des Lebens und sogar die moralische Veranlagung von einem ästhetischen Sinn für Rhythmus und Wohlklang bestimmt. Beide dringen tief in die Seele ein, bemächtigen sich ihrer, und schenken dem Menschen Grazie, Besonnenheit und Würde. Dies jedoch nur, wenn die Erziehung den Weg dafür bereitet hat. Plato ist Shakespeares Erkenntnis zuvorgekommen: 'Der Mann, den nicht die Eintracht süßer Töne rührt, taugt zu Verrat, zu Räuberei und Tücken. Die Regung seines Sinns ist dumpf wie Nacht, sein Trachten düster wie der Erebus. Trau keinem solchen! – Horch auf die Musik!'"

Die Demokratisierung eines Bildungssystems, das allen Kindern Zugang zu Literatur und Kunst, zur Philosophie und zum gemeinschaftlichen Leben gewährt, sei unabdingbar, um die zivile Gesellschaft und den Staat tief gehend zu erneuern, argumentierte der "El Sistema"-Gründer weiter. "Als Musiker und Künstler möchte ich vorschlagen, dass die Salzburger Festspiele in solidarischer Zusammenarbeit mit der UNESCO das weltweite 'Pädagogische Projekt' vorantreiben." Denn, so Abreu, "Chor und Orchester bilden eine Gemeinschaft, die sich ständig aufeinander abstimmt. Als künstlerische Einrichtung sind sie ein Vorbild, ein Spiegel und eine unübertreffliche Schule des gesellschaftlichen Lebens. Je nach ihren persönlichen, technischen oder künstlerischen Begabungen fördern die Aktivitäten von Orchestern und Chören bei Kindern und Jugendlichen einen solidarischen Gemeinschaftssinn. Sie erhöhen zudem ihr Selbstwertgefühl und festigen ethische und ästhetische Werte, die die Beschäftigung mit Musik mit sich bringt." (APA)

(Quelle: salzburg24)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken