Die Zahlen für die entstandenen Mehrkosten lägen erst im November vor, doch sie sollten laut Pereira unter jenen der Mehreinnahmen liegen. "Aber selbst den sehr unwahrscheinlichen Fall eines kleinen Verlustes würde ich im Nachhinein mit Freunden und Sponsoren abdecken können. Ganz prinzipiell: Wenn etwas so schön und positiv gelaufen ist wie diese Saison, muss man auch mal fünfe gerade sein lassen. Ob es 300.000 plus oder minus werden, sollte nicht im Vordergrund stehen. Hauptsache, wir hatten Festspiele, die diesen Namen verdienen."
Mailand übernimmt Salzburger Produktionen
Pereira kündigt an, "nicht nur von heuer 'Don Carlo', 'Die Meistersinger' und, wahrscheinlich, 'Lucio Silla'" an die Mailänder Scala zu übernehmen, "sondern auch Produktionen aus 2014". So werde die Scala die Kurtag-Uraufführung "Fin de Partie" (mit Luc Bondy als Regisseur und Ingo Metzmacher als Dirigent) koproduzieren. Seine Planungen für Salzburg hätten vorgesehen, "dass ich acht Millionen Euro sammeln kann. Wenn mein Nachfolger dieses Geld aber nicht auftreiben kann, muss es zu radikalen Kürzungen kommen. Oder am Tag, nachdem der lästige Pereira weg ist, werden die Subventionen erhöht. Doch selbst dann wird das Herstellen einer neuen Solidarität zwischen Wirtschaft, Politik und privat, für die ich kämpfe, für Salzburg überlebenswichtig sein. Hierzulande streicht man Kulturinstitutionen, Theater, Museen außen schön an und innen fressen die Termiten alles auf. Nur wenn sich der Staat entscheidet, die Tariflohnerhöhungen immer zu finanzieren, kann man sich einen reinen Kunstintendanten leisten." Er werde "bis zur letzten Sekunde, die ich hier bin, (...) die lästige Laus im Pelz der Subventionsgeber sein, um eine Erhöhung sicherzustellen, die den Festspielen das Überleben einigermaßen sichert. Der Skandal, dass die Subventionen auf dem Stand von 1998 stehenbleiben, darf sich nicht wiederholen!"
Salzburger Festspiele finanzieren Österreich
Abgesehen davon steht der Intendant, der nach den Festspielen 2014 nach Mailand wechselt, auf dem Standpunkt: "Die Festspiele finanzieren die Republik Österreich, nicht umgekehrt." Während die Bundessubventionen 5,2 Millionen Euro ausmachten, zahlten die Festspiele an Lohnsteuer jährlich 7,5 Millionen. Überdies profitiere die Region mit 330 Millionen Umwegrentabilität. Zur Diskussion der Initiative "Art but fair" bezüglich geringer Entlohnung von Künstlern bei großem Aufwand und gestrichenen Probengeldern, sagt Pereira im "Standard" u.a.: "Um mehr zahlen zu können, habe ich die Probengelder gestrichen - ebenso wie es das Theater an der Wien oder die Bregenzer Festspiele tun. Auch in Italien, Frankreich, Skandinavien gibt es keine Probengelder. In der Schweiz habe ich sie vor fünfzehn Jahren gestrichen."
Experten sollen Nachfolger finden
Zur Findung seines Nachfolgers hielte er es "für sehr vernünftig, Experten – wie eben die Philharmoniker – heranzuziehen". Deren Repräsentanten hatten jüngst den Festspielen ausgerichtet, bei der Intendantensuche beteiligt werden zu wollen. Auch der Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper, Franz Welser-Möst, rät den Verantwortlichen im "Kurier" (Mittwoch-Ausgabe) zur "Pflege" des weltbesten Orchesters: "Die Wiener Philharmoniker haben in ihrem Vertrag stehen, dass sie das künstlerische Zentrum des Festivals sind. Es ist also nur legitim, dass sie wissen wollen, wohin die Reise geht. Und die momentane Richtung ist einfach falsch. Wenn man irgendwann so viele Vorstellungen programmiert, dass man 300.000 Karten verkaufen kann, wird die Rolle der Wiener Philharmoniker automatisch reduziert, weil sie nicht mehr Kapazität haben und nicht noch mehr spielen können."
Festspiele benötigen mehr Stabilität
Welser-Möst ist der Meinung, dass die Festspiele "Stabilität" benötigten: "Man braucht sich nur die Zahlen anzuschauen: Karajan war 35 Jahre Chef in Salzburg, Mortier zehn Jahre, Ruzicka fünf Jahre, Flimm vier Jahre, Hinterhäuser ein Jahr - und nach nur einem Jahr von Pereira stand schon fest, dass er nicht verlängert wird." Er selbst sieht sich nicht als aussichtsreicher Kandidat: "Mit mir hat keiner darüber gesprochen", sagt der Dirigent im "Kurier": "Ich denke nicht daran, mich zu bewerben." Wenige Sätze weiter präzisiert er allerdings: "Ich habe mich noch nie um einen Job beworben, auch nicht um jenen des Generalmusikdirektors der Wiener Staatsoper." Seit September 2010 bekleidet Welser-Möst bekanntlich diesen Posten, sein Vertrag wurde vor eineinhalb Jahren bis 2018 verlängert. (APA)
(Quelle: salzburg24)