Salzburger Festspiele

Salzburger Festspielpräsidentin Rabl-Stadler: "Kassensturz nach 2014"

Helga Rabl-Stadler wird weiter Festspielpräsidentin bleiben.
Veröffentlicht: 18. Juli 2013 13:44 Uhr
Der Einfluss von Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler auf Salzburg und die Festspiele ist auf Rekordniveau. Während Intendant Alexander Pereira sich frühzeitig nach Mailand verabschiedet, sitzt Rabl-Stadler seit 19 Jahren fest im Sattel.
Andre Stadler

Es gilt als sicher - öffentliche Ausschreibung hin oder her - dass die 65-Jährige bis 2017 verlängern und das "Schlachtschiff Festspiele" weiterhin steuern wird. Im turbulenten Konflikt zwischen Pereira und dem Kuratorium hat sie sich zurückgehalten, jetzt hat Helga Rabl-Stadler der APA zur ihrer Person, zu den Finanzen der Festspiele, zum aktuellen Programm und zu Sven-Eric Bechtolfs Empfindlichkeit ein Interview gegeben.

APA: Frau Präsidentin, Sie sind jetzt 65, haben 19 Jahre Präsidentschaft auf dem Buckel, und werden vermutlich drei Jahre länger als geplant - bis 2017 - im Amt bleiben. Brauchen Sie nicht einmal Erholung?

Rabl-Stadler: An Erholung denke ich im Moment überhaupt nicht. Jetzt arbeiten wir alle am Gelingen eines spannenden Festspielsommers 2013. Ich habe immer schon zu jenen glücklichen Menschen gehört, die wenig Zeit für sich selbst brauchen und viel Kraft aus der Herausforderung ziehen. In meinem Fall sind das die Festspiele.

APA: Stimmt es, dass Sie der Verlängerung Ihres Vertrages um drei Jahre nur unter der Bedingung zugestimmt haben, dass Intendant Pereira die Festspiele verlässt?

Rabl-Stadler: Das stimmt nicht. Das Kuratorium hat mich aufgefordert, mich zu bewerben, weil eine Bewerbung gesetzlich vorgesehen ist. Es gilt, einen Übergang zu gestalten. Es wäre unverantwortlich gewesen, dass beide Direktoriumsmitglieder das Haus gleichzeitig verlassen. Pereira sollte ja bis 2016 bleiben, ich wollte mich per 30. September 2014 zurückziehen.

APA: Seit Peter Ruzicka Intendant war (bis 2006, Anm.), gibt es keine stabile Intendanten-Situation. Zugleich verzeichnen die Festspiele Publikums- und Kassenrekorde. Lässt sich daraus schließen, dass die Festspiele ohnehin ein Selbstläufer sind?

Rabl-Stadler: Nein, Selbstläufer sind die Festspiele keiner. Es muss jedes Jahr wieder die Programmmischung stimmen. Aber wir Manager sollten uns auch nicht überschätzen. Die Leute kommen wegen der Kunst und nicht wegen eines Intendanten oder einer Präsidentin nach Salzburg. Es waren und sind die Künstlerinnen und Künstler, die unseren Ruf als bestes und wichtiges Festspiel der Welt begründet haben und erhalten.

APA: Eine Ihrer zentralen Aufgaben ist es, das Programm international zu kommunizieren. War das mit Pereiras Programm schwer oder leicht?

Rabl-Stadler: Selten ist das so leicht gefallen und hat derartig Spaß gemacht wie für das Programm 2013. Wir sind gut gelaunt rund um die Welt gezogen und haben über Kunst geredet. Die organisatorischen und finanziellen Probleme sind dabei im Hintergrund geblieben. Über die redet ein Firmenchef nicht in der Öffentlichkeit. Wir haben die Ikonen Verdi und Wagner ideal genutzt. Mozart mit "Lucio Silla" als Anfang und "Cosi fan tutte" als Ende des Festspielsommers, hat ebenfalls viel Anklang gefunden. Und es ist ein starkes Statement, dass wir den Opern-Reigen mit einer zeitgenössischen Oper und zwar "Gawain" eröffnen, kurz gesagt, es gibt in diesem Programm 2013 derart viel Gutes, dass manches davon in der öffentlichen Wahrnehmung zu kurz kommt.

APA: Wie sieht die Entwicklung der Finanzen aus? Programm und Budget 2014 sind jetzt mühsam ausverhandelt. Ab 2015 wird es möglicherweise weniger Sponsorengelder geben, einige Sponsoren werden vielleicht mit Pereira nach Mailand weiterziehen. Wie ist Ihr Finanzkonzept für 2015 und 2016?

Rabl-Stadler: Als erstes brauchen wir einen guten, wirtschaftlich ausgeglichenen Sommer 2013. Es zeichnen sich Rekorde bei den Kartenverkäufen und bei den Sponsorengeldern ab. Aber auch die Kosten für das Personal sind wegen einiger sehr aufwendiger Produktionen sehr hoch. Ich hoffe, dass das Eine das Andere aufwiegt und zu einer positiven Bilanz führt. Für 2014 haben Pereira und ich ein gutes Programm und ein solides Budget ausverhandelt. Für den Sommer 2014 gilt, wir müssen wieder Reserven aufbauen. Für 2015 werden Sven-Eric Bechtolf und ich erst einmal einen Kassensturz machen und dann entscheiden, welche der Ideen Pereiras wir verwirklichen können und wollen. Das bedeutet auch, dass ich nicht sagen kann, in welcher Form es die Ouvertüre spirituelle oder den Festspielball ab 2015 geben wird. Das und viel mehr muss sich erst zeigen, alles zu seiner Zeit.

APA: Teilen Sie die Meinung Pereiras, dass ein rein aus der Kunst kommender Intendant wie es Markus Hinterhäuser wäre, die Festspiele nur mit höheren Subventionen führen könnte?

Rabl-Stadler: Die Festspiele stehen vor einer Intendanten-Entscheidung für die Zeit ab 2017. Ich will dem Kuratorium jetzt nicht über die Medien ausrichten, welcher Intendant der Richtige wäre. Aber ich werde mit dem Kuratorium ausführlich über meine Erfahrung reden. Und ich habe seit der jüngsten Sitzung das gute Gefühl, dass die Kuratoren wissen, dass sie uns mehr Geld geben müssen. Ich bin in dieser Sache sehr optimistisch.

APA: 2015 und 2016 werden Sie das Festival voraussichtlich mit Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf leiten, der neben der Leitung des Schauspiels als Regisseur zugleich für drei Da-Ponte-Inszenierungen verantwortlich sein wird. Ist unter diesen Voraussetzungen mit einer Solo-Performance von Helga Rabl-Stadler zu rechnen?

Rabl-Stadler: Sven und ich werden die Festspiele dem Festspielgesetz von 1950 entsprechend leiten. Das heißt, es gibt eine ungeteilte Verantwortung für die Kunst und für das Geschäft. Der Intendant ist genauso für die Finanzen zuständig wie die Präsidentin für die Kunst.

APA: Pereira hat die Festspiele - wie er selbst zugibt - quantitativ an eine Obergrenze geführt. Aber liegt es nicht im Wesen eines künstlerisch-kapitalistischen Festivals, dass es permanent wachsen muss?

Rabl-Stadler: Nein, das muss es nicht. Permanent ist nur die Veränderung. Die Festspiele müssen sich jedes Jahr neu erfinden, und das liegt in der Verantwortung des Direktoriums.

APA: Seit zwei Jahren sind Sie als repräsentierende Präsidentin auch für die kaufmännischen Agenden der Festspiele zuständig. Bewährt sich das Modell des auf zwei Personen reduzierten Direktoriums?

Rabl-Stadler: Das muss das Kuratorium beurteilen. Nach dem Fall Kretschmer (Klaus Kretschmer, ehemaliger technischer Leiter der Salzburger Festspiele, in den Finanzskandal rund um die Osterfestspiele verwickelt, Anm.) war es nötig, dass die anstehenden Reformen von jemanden umgesetzt werden, der das Haus gut kennt. Glauben Sie mir, es war nicht mein oberstes Ziel, als Reformerin des Rechnungswesens in die Festspielgeschichte einzugehen. Die Umstellung von der Kameralistik auf die Bilanzierung war sinnvoll und ist dank hervorragender Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Rekordzeit gelungen. Es hat den Vorteil, dass man Fehlentwicklungen viel schneller erkennt und viel schneller gegensteuern kann.

APA: Sven-Eric Bechtolf hat sich nach dem Festspielsommer 2012 bitter über allzu herbe Kritik beklagt. Ist Bechtolf da zu sensibel oder haben Publikum und Kritik eine Grenze überschritten?

Rabl-Stadler: Sven Eric Bechtolf hat zu Recht festgestellt, dass die Festspiele letzten Sommer Publikum und Kritik gespalten haben. Die Kritik hat meines Erachtens tatsächlich manchmal ihre Grenzen überschritten und wurde persönlich beleidigend. Da darf ein Künstler wie Sven wohl eine dünnere Haut haben als die Präsidentin. (APA)

(Quelle: salzburg24)

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