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Countdown zur Abstimmung

Das sagen die Salzburger Wahlplakate aus

Marketing-Fachmann gibt exklusiven Einblick

Wahlplakat-Check: FPÖ und ÖVP APA/BARBARA GINDL
Wahlwerbung ist in Salzburg derzeit omnipräsent.

"Gemeinsam", "Salzburg kann mehr", "Weiter wie bisher?" oder "Klima oder Krise?" – Dutzende Wahlplakate machen in Salzburg auf die im April stattfindende Landtagswahl aufmerksam. Doch welchen Zweck erzielt diese Form der Wahlwerbung und ist sie überhaupt gelungen? Ein Salzburger Marketing-Fachmann hat sich das Ganze mit uns angeschaut.

Wer bislang noch nichts von der Salzburger Landtagswahl am 23. April mitbekommen hat, dem dürfte es spätestens beim Spaziergang durch die Städte und Gemeinden des Bundeslandes auffallen: Nahezu überall werben die Parteien um potenzielle Wählende.

 

Wahlplakate sind freilich keine neue Erfindung, schließlich gibt es sie schon seit über 100 Jahren. Im Zeitalter der fortschreitenden Digitalisierung scheint die analoge Form des Werbens allerdings etwas aus der Zeit gefallen zu sein. Dennoch verzichtet im Wahlkampf keine der acht antretenden Salzburger Parteien darauf.

Warum Parteien Wahlplakate nutzen

"Das Gros der Salzburger Wähler gehört zur älteren Generation und kennt diese Form der Werbung bestens", sagt Gregor Wimmer von der Salzburger Werbeagentur und Unternehmensberatung "Herzbluat" am Dienstag zu S24. Es sei demnach "ein Irrglaube, dass Wahlplakate unwichtig geworden sind, was auch zahlreiche Studien zeigen."

Denn die Plakate fallen allein durch ihre Größe auf, sorgen für Reichweite und bieten die Möglichkeit, knappe Aussagen rasch an potenzielle Wählende zu bringen – im besten Fall bleiben die Aussagen in Erinnerung. Mitte März startete im Land Salzburg die erste Phase des Plakatwahlkampfs, in den kommenden Wochen werden weitere Motive folgen.

Manche Parteien haben dafür (zunächst) sogar auf Porträts ihrer Spitzenkandidatin oder ihres Spitzenkandidaten verzichtet. Gute Wahlplakate – so führt Wimmer aus – punkten mit Klarheit, Relevanz, Emotion und Ästhetik.

ÖVP setzt auf bekannte Gesichter

Und in dieser Hinsicht würde es die ÖVP gut machen: Das Schlagwort "Gemeinsam" und die bekannten Köpfen um Landeshauptmann Wilfried Haslauer sowie den Landesräten Stefan Schnöll, Josef Schwaiger und Co könnte als Zeichen gegen die Spaltung der Gesellschaft interpretiert werden. "Der Fokus beim ÖVP-Wahlkampf liegt ganz klar auf Haslauer, auch weil man ihn im ganzen Land kennt."

Wahlplakat-Check: ÖVP APA/BARBARA GINDL
Ein Wahlplakat der Salzburger ÖVP, aufgenommen am 14. März 2023.

Auffällig sei aber – und das hat die Volkspartei keineswegs exklusiv – die optische Abgrenzung zur Bundespartei. "Aus Werbe-Sicht ist das ein Schuss ins Knie, weil damit keine Wiedererkennung möglich ist“, meint der 48-Jährige. Die Gründe dafür könnten eine klare Abgrenzung der Landes- zur Bundespolitik sein.

FPÖ hat "modernstes aller Wahlplakate"

Ähnlich sei das bei den Freiheitlichen: Das FPÖ-Logo ist nur klein am Rand zu sehen und die Wählenden sollen das Kreuz bei "Marlene" setzen. Zwar sei es "vom Grafischen her das modernste aller Wahlplakate, aber es ist zu viel Text und auf dem ersten Blick sind die Bilder nicht eindeutig zu erkennen", sagt der seit 1992 in der Werbung tätige Wimmer. Zudem werde mit Negativismus ein Angst- und Bedrohungsszenario erschaffen, um die Zielgruppe zu erreichen. Auf der anderen Seite seien keine Lösungsvorschläge zu erkennen außer der Frage nach dem "Weiter wie bisher?".

Wahlplakat-Check: FPÖ APA/BARBARA GINDL
Ein Wahlplakat der Salzburger FPÖ, aufgenommen am 15. März 2023.

Mehrere Studien belegen, dass diese negativen Botschaften zwar die Aufmerksamkeit der Wählerschaft erhöhen und sich auch leichter über Soziale Medien verbreiten, aber zu hinterfragen sei, inwieweit dadurch der Prozess zur demokratischen Meinungsbildung unterwandert werden könnte. Das zuletzt in die Kritik geratene Wahlplakat der Salzburger FPÖ ist für Wimmer indes ein Fall für den österreichischen Werberat, weil hier möglicherweise ethische Grundsätze missachtet worden seien: "Das ist schlimme Bildsprache."

Grüne punkten mit Wiedererkennungswert

Die Grünen haben – anders als die anderen großen Parteien – zu Beginn mit ihren Wahlplakaten personalisiert mit Martina Berthold geworben. Erst später kamen dann Plakate mit reinen Botschaften dazu. "Der Name ist bei der Partei Programm, deshalb haben die grünen Plakate auch einen hohen Wiedererkennungswert." Auch sei Spitzenkandidatin Martina Berthold aufgrund ihrer langjährigen politischen Tätigkeiten in Salzburg ziemlich bekannt bei den Menschen im Bundesland, ergänzt Wimmer.

Wahlplakat-Check: Grünen APA/BARBARA GINDL
Ein Wahlplakat der Salzburger Grünen, aufgenommen am 15. März 2023.

Die vor wenigen Tagen neu ausgerollten Plakate mit Aussagen wie "Aufwachen ÖVP, Energiewende Gemma!" oder "Teuerung stoppen Gemma" würden allerdings vermitteln, dass die Verantwortung abgeschoben werden soll. Die Kernaussage der Grünen – der Kampf um den Klimaschutz – sei jedenfalls durch die bisher veröffentlichten Plakate gut transportiert worden.

"Grafische Katastrophe" bei den NEOS

Die Wahlplakate der NEOS seien für Wimmer "eine grafische Katastrophe". Zum einen gibt es Plakate mit einer Liste an Errungenschaften, die die Pinken in der derzeitigen Koalition ins Rollen brachten, zum anderen ist auf einem anderen Spitzenkandidatin Andrea Klambauer abgebildet. Die damit transportierte Botschaft "Politik misst man an ihrem Tun, nicht an ihren Worten" sei laut Werbefachmann Wimmer "nicht falsch, aber etwas hochtrabend". Er verweist auf einfache Botschaften auf Plakaten, damit die Aussagen auch im Gedächtnis bleiben. Zudem stellt Wimmer infrage, ob Klambauer landesweit von allen Wahlberechtigten überhaupt erkannt werde.

Wahlplakat-Check: NEOS und SPÖ APA/BARBARA GINDL
Ein Wahlplakat der Salzburger SPÖ neben jenem der NEOS, aufgenommen am 15. März 2023.

Die Plakate mit den kleingedruckten Errungenschaften könne man etwa beim Vorbeifahren mit dem Auto nicht erkennen. Nur die rosarote Farbe sei ein Indiz für die NEOS. Wimmer vermisst bei den NEOS-Plakaten zudem eine Vision für die Zukunft: "Ich muss ja aufzeigen, was mit einer Wahl bewirkt werden kann."

Wie viele Menschen kennen David Egger?

"Keinen verkehrten Ansatz" ortet Wimmer indes bei der SPÖ mit dem Mix aus Botschaften und dem Konterfei des Spitzenkandidaten: "Aber wie viele Menschen im Land Salzburg kennen den David Egger tatsächlich?" Mit Aussagen wie "Keine Chaletdörfer" wird klar das Thema Heimat bedient. Botschaften wie "Salzburg kann mehr" seien jedoch eher als inhaltsleere Worthülsen zu verorten.

Salzburger SPÖ präsentiert Wahlplakate FRANZ NEUMAYR
Salzburgs SPÖ-Spitzenkandidat David Egger vor einem Wahlplakat.

Mit dem Kampf gegen die Teuerung wird mit den Worten "Salzburg müssen sich alle leisten können" würde zwar eine Aufforderung zum Handeln transportiert, aber auch keine Problemlösung dargelegt.

KPÖ und das Thema Wohnen

Den Plakatwahlkampf der KPÖ findet Wimmer "ganz clever", weil mit dem Wohnen ein Thema auf die Agenda gesetzt wurde, was vor allem viele Menschen in den Ballungsräumen betrifft. "Das ist das Thema, was viele von uns tatsächlich berührt." Damit könnte sich die KPÖ als Kleinpartei nach den Aussagen Wimmers möglicherweise sogar die Themenführerschaft sichern.

Wahlplakate-Check: KPÖ plus KPÖ plus Salzburg
Kay-Michael Dankl neben den Wahlplakaten der KPÖ.

Neben einem Bild des Spitzenkandidaten Kay-Michael Dankl sind die Kernaussagen zum leistbaren Wohnen zu lesen: "Wohnräume statt Investorenträume" oder "Damit beim Wohnen niemand vor die Hunde geht".

Wie funktioniert ein gutes Wahlplakat?

Grundsätzlich vermisst Wimmer auf den Wahlplakaten die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme. "Auch wenn es möglicherweise ein populistischer Ansatz ist, könnte mit einem angebotenen Sorgentelefon verdeutlicht werden, dass die Menschen mit ihren Anliegen ernst genommen werden."

Wimmer hat auch einen schnellen Test für ein gelungenes Wahlplakat parat: Das Motiv sollte möglichst klein ausgedruckt werden (Lange Seite auf maximal 5 cm), das an die Wand geklebt wird. "Wenn die Botschaft aus mehreren Metern Entfernung noch erkannt werden kann, dann ist es ein gutes Wahlplakat."

(Quelle: SALZBURG24)

Aufgerufen am 08.12.2023 um 11:26 auf https://www.salzburg24.at/themen/salzburger-landtagswahl-2023/salzburger-wahlplakate-im-check-136248619

Kommentare

NajaOderSo

Als Zusatzinformation zum FPÖ Plakat: Laut Bundesministerium gab es im Jahr 2020 insgesamt 9.523 illegale Grenzübertritte nach Österreich. Das entspricht einer durchschnittlichen Anzahl von etwa 0,018 illegalen Grenzübertritten pro Minute. Also gar keiner, während ich das gelesen habe.

Mr.M

Die Wahlplakate sagen aus das hier massiv Steuergeld verschwendet wird und die Umwelt verschandelt wird

Hangloose

Meine Güte… seien Sie doch mal ehrlich… wer von den Parteien und deren Spitzenkandidaten erzählt im Wahlkampf keine Geschichten und Ammenmärchen… haben die SPÖ, Grünen, ÖVP, FPÖ ihre Wahlversprechen je eingehalten?! Na? da müssen Sie doch wohl selbst schmunzeln… Keine der derzeit kandidierenden Parteien ist wählbar…

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