Entmenschlichung?

KZ-Verband kritisiert Plakat-Kampagne der FPÖ massiv

Das kritisierte Wahlplakat der FPÖ, aufgenommen am 13. März 2023 in der Stadt Salzburg
Veröffentlicht: 27. März 2023 11:57 Uhr
Die Plakat-Kampagne der FPÖ zur Salzburger Landtagswahl überschreite eine Toleranzgrenze, kritisiert der KZ-Verband am Montag. Die Wortwahl sei pure Angstmache und entmensche Geflüchtete.

„Ich will das nicht mehr akzeptieren“, sagt Siegfried Trenker, Obmann des KZ-Verbandes/VdA Salzburg am Montag im Interview mit SALZBURG24 und meint damit die aktuelle Plakat-Kampagne der FPÖ zur Salzburger Landtagswahl. Die gesamte Plakatserie sei pure Angstkampagne, ein aufgebautes Bedrohungsszenario. Doch vor allem ein Plakat stößt Trenker, der bei der Landtagswahl auf Listenplatz 11 für die KPÖ kandidiert, besonders sauer auf: Es zeigt ein Bild mit männlichen Flüchtlingen, das begleitet wird mit den Worten: „Während Sie das hier lesen, überqueren zwei Illegale die Grenzen unserer Heimat“.

"Inhaltlich kompletter Unfug"

„Die Plakate sollen suggerieren, dass etwa alle fünf Sekunden zwei geflüchtete Menschen illegal die österreichische Grenze überschreiten. Das ist nicht nur inhaltlich kompletter Unfug und klassisch verhetzend, sondern erinnert auch in der Wortwahl an die allerdunkelsten Zeiten der Menschheitsgeschichte“, so der KZ-Verband/VdA Salzburg in einer Aussendung.

 

Naturgemäß anders sieht das FPÖ-Chefin und Spitzenkandidatin Marlene Svazek. Im S24-Video-Interview vor einer Woche darauf angesprochen, meinte sie: „Bei Plakaten geht es darum, dass man beginnt, über Themen nachzudenken. Und mit diesem Plakat haben wir das auch geschafft. Wir kriminalisieren nicht. Denn das was jetzt an der Grenze passiert, ist ja genau das.“

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KZ-Verband sieht Entmenschlichung

Seitens des Verbandes verstehe man, dass Wahlplakate Aufmerksamkeit erregen sollen, jedoch würden mit dieser Formulierung Geflüchtete eindeutig entmenscht. „Wie lange dauert es noch bis zum NS-Begriff ‚Untermenschen‘?, stellt sich Trenker im S24-Interview die Frage. Die FPÖ gehe in ihrer Wortwahl und Formulierungen von Wahlkampf zu Wahlkampf einen Schritt weiter. Trenker führt ein Plakat von der Landwirtschaftskammer-Wahl von 2010 als Beispiel an, bei dem mit dem Slogan „reinrassig und echt“ geworben wurde und hitzige Diskussionen auslöste. In der Landwirtschaft sei ‚reinrassig‘ ein gängiger Begriff, hieß es damals seitens der FPÖ.

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Das umstrittene Plakat der Freiheitlichen Bauernschaft (FPÖ), aufgenommen am Donnerstag, 18. Februar 2010, in der Salzburger Gemeinde Grödig. (ARCHIV)

„Dürfen uns nicht daran gewöhnen“

„Wir dürfen uns nicht stufenweise daran gewöhnen“, so Trenker. Beim Verband sei die Schmerzgrenze überschritten. In Österreich dürfe kein Platz sein für politische Kampagnen, die Menschen ihrer Würde, ihrer Menschlichkeit und ihres Wertes als Mensch berauben. Daher fordert der KZ-Verband die Plakatfirma Epamedia auf, die genannten Plakate umgehend zu entfernen.

Epamedia teilte auf SALZBURG24-Anfrage mit, dass der Auftraggeber die Verantwortung für Form und Inhalt des Sujets trägt. "Epamedia bezieht sich darauf, dass in einem demokratischen Land wie Österreich prinzipiell das Recht auf freie Meinungsäußerung gilt, sofern damit nicht gegen geltendes Recht verstoßen wird. Entsprechend der geltenden AGBs behält sich Epamedia jedoch vor, Werbemaßnahmen, die gegen geltende behördliche Vorschriften oder geltende Rechte verstoßen, oder die vom österreichischen Werberat beanstandet werden, nicht zu affichieren", heißt es in einem schriftlichen Statement am Montag.

Die Salzburger Freiheitlichen orten in der Kritik Trenkers "Wahlkampfpropaganda". Trenker missbrauche den KZ-Verband für "seine billige politische Agitation gegen die FPÖ", reagiert Landesparteisekretär Andrea Schöppl am Nachmittag auf den SALZBURG24-Bericht. Und weiter: "Dass die KPÖ mit den inhaltlichen Positionen der Freiheitlichen im Bereich Asyl- und illegaler Einwanderung nur wenig anfangen kann, darf dennoch nicht zu derartigen Relativierungen und Untergriffigkeiten führen. Schöppl fordert die KPÖ und dessen Spitzenkandidaten Kay-Michael Dankl zu einem fairen Wahlkampf auf.

Der KZ Verband wurde nach der Befreiung Österreichs 1945 als überparteilicher Zusammenschluss der Widerstandskämpfer:innen und Opfer des Faschismus gegründet.

Der KZ-Verband/VdA versteht sich als aktive Interessensvertretung der Opfer des Faschismus von 1933 bis 1945 laut Opferfürsorgegesetz (OFG), in der Gedenk- und Erinnerungsarbeit und im Kampf gegen Neofaschismus und Rechtsextremismus. Die Landesverbände des Dachverbandes in Burgenland, Kärnten, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark und Wien sind vereinsrechtlich selbstständig organisiert.

(Quelle: salzburg24)

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