Bundeskanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer hat Sonntagvormittag seine Stimme für die Nationalratswahl abgegeben. Wer künftig das Amt des Regierungschefs bekleiden wird, "entscheiden die Wählerinnen und Wähler", machte er dabei klar. "Jede Stimme zählt", appellierte Nehammer, dessen ÖVP ein knappes Rennen mit der FPÖ prognostiziert wird. Es gelte zu verhindern, dass radikale Kräfte zum Zug kommen, machte er deutlich. Er stehe für Stabilität.
Nehammer wählte in einem Pensionisten-Wohnhaus in seinem Wohnbezirk Hietzing. Er kam zu Fuß, begleitet von seiner Frau und seinem Hund. "Wählen ist immer eine gute Sache", gab er sich gut gelaunt.
Der Sonntag werde ein "spannender Tag", es gehe um eine Richtungsentscheidung. Gespräche mit Menschen im Wahlkampf hätten gezeigt, dass es noch immer viele Sorgen gebe, obwohl es nach den schwierigen Jahren wieder mehr Zuversicht gebe.
Vizekanzler Kogler wählt in Graz
Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) wählte nach "Espresso" zum Frühstück kurz nach 11.30 Uhr in Graz-Andritz. Er zeigte sich zuversichtlich, dass eine Aufholjagd gelingt - "und zwar im Interesse des Klima-, Boden- und Naturschutzes in Österreich, das alles mit sozialer Absicherung und wirtschaftlichen Chance für die Zukunft". Nur die Grünen würden das bieten, daher sei es gut, "nicht taktisch rumzuwählen und irgendwelche Nummer-eins-Spekulationen walten zu lassen". Es gehe darum, nach seinem Gewissen zu wählen. Begleitet wurde Kogler von Ehefrau Sabine. Nach dem Wahllokal stehe noch ein Spaziergang am Programm, ehe es mit dem E-Auto nach Wien gehe.
Babler wählt in Traiskirchen
SPÖ-Bundesparteichef Andreas Babler war mit seiner Frau in seiner Heimatgemeinde Traiskirchen (Bezirk Baden) zur Urne geschritten, wo er auch Bürgermeister ist. Platz eins hielt er ungeachtet der Umfragen, die die SPÖ als Dritte durchs Ziel gehen sehen, weiter für möglich. Die SPÖ habe eines der besten Programme seit Jahrzehnten vorgelegt, er selbst im Wahlkampf vollen Einsatz gebracht.
NEOS-Chefin gut gelaunt
Gut gelaunt und ausgestattet mit pinken Sportschuhen schritt NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger am Vormittag zur Stimmabgabe. "Ich hoffe auf ein gutes Ergebnis", gab sie sich optimistisch. Ein konkretes Wahlziel nennen wollte Meinl-Reisinger nicht: "Zulegen werden wir, darauf freue ich mich." Sie möchte eine "Alternative zu Schwarz-Blau" bieten und "wirkliche Reformen" angehen.
Nachdem sie in einem Universitätsgebäude im neunten Wiener Gemeindebezirk gewählt hatte, wollte die pinke Parteichefin noch laufen gehen, "um das Hirn freizubekommen". Zuvor habe sie mit ihrer Familie gefrühstückt, am Vorabend noch wahlgekämpft. Meinl-Reisinger sprach einen Wahlaufruf aus und positionierte sich einmal mehr als "Reformalternative".
KPÖ-Stimmgut "sehr gut"
Zuvor hatte als erster der Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl KPÖ-Spitzenkandidat Tobias Schweiger seine Stimme abgegeben. "Ein frischer Wind zieht durchs Viertel - hoffentlich ist das ein gutes Signal auch für die Wahl", meinte Schweiger vor Journalisten. Nach wie vor gab er sich optimistisch, dass die KPÖ den Einzug in den Nationalrat schaffen werde.
Die Stimmung sei "sehr gut", bekräftigte Schweiger nach dem Urnengang im zweiten Wiener Gemeindebezirk, zu dem er sogar noch früher erschienen war als angekündigt. Man gehe davon aus, dass es knapp werde, erklärte er im Hinblick auf den erhofften Einzug, "jede Stimme zählt". Die KPÖ wolle als "soziale Opposition" Druck im Parlament machen. Auch wenn man die Hürde nicht überspringt, werde die KPÖ so oder so ihre Arbeit weiter machen wie bisher. Die Umfragen sahen die KPÖ zuletzt bei ca. drei Prozent, also unter der Vier-Prozent-Hürde.
Wlazny entspannt in Lederjacke
Betont gelassen zeigte sich Bierpartei-Chef Dominik Wlazny bei seiner Stimmabgabe am Vormittag in seinem Heimatbezirk Wien-Simmering. "Ich bin superoptimistisch", sagte Wlazny vor Journalisten. Er sei sicher, dass um 17 Uhr mit den ersten Hochrechnungen "unser Balken so hoch gehen wird, dass die Bierpartei ins Parlament kommt". Sollte es dennoch nicht reichen, um die Vier-Prozent-Hürde zu überspringen, werde die Bierpartei weitermachen. Bis zu Wahlparty am Nachmittag, für die "der Bierbrunnen schon schnurrt", will der als Marco Pogo bekannt gewordene Musiker "abhängen" und sich entspannen.
Herbert Kickl wählte am Nachmittag
Als letzter Spitzenkandidat der bisher im Parlament vertretenen Parteien ist FPÖ-Chef Herbert Kickl am Sonntagnachmittag in seiner Wohnsitzgemeinde Purkersdorf im Bezirk St. Pölten-Land zur Stimmabgabe geschritten. Er kam nach 14.30 Uhr ohne Familienbegleitung zum Wahllokal im Seniorenzentrum Hoffmannpark an der B1, wo er auf großes Medieninteresse stieß. Kickl gab sich erwartungsgemäß optimistisch.
Er sei am Vormittag noch "eine Runde im Wienerwald laufen" gewesen, ließ der Freiheitliche wissen. Dabei habe er "sehr viele freundliche Begegnungen" gehabt. Er habe ein "gutes Gefühl", was den Wahlausgang angeht, "Die Stimmung passt." Im Anschluss an die Stimmabgabe fuhr Kickl "ins Büro zu meinem Team".