Salzburger Landtagswahl

Grenzfall: Salzburg ist kein Land der "Absoluten"

Eine Analyse der Landesstatistik führt die seltene "Absolute" in Salzburg auch auf die Stärke der SPÖ im Vergleich zur ÖVP zurück (Symbolbild).
Veröffentlicht: 18. April 2018 15:55 Uhr
Warum es in Salzburg seltener als anderswo in Österreich absolute Landtagswahlgewinner gab, welche Gründe für die zwei Ausnahmen sprechen und wie sich die Stimmwetterlage seither verändert hat, verrät dieser Salzburger Grenzfall aus der gleichnamigen Serie.

Über Jahrhunderte hatten die Fürsterzbischöfe in Salzburg das Alleinbestimmungsrecht. Mit dieser Tradition ist es jedenfalls in der Zweiten Republik vorbei. Nur zweimal gelang einer Partei das, was in anderen österreichischen Bundesländern seit Ende des Zweiten Weltkriegs gang und gäbe ist: eine absolute Mehrheit.

ÖVP in Salzburg zwei Mal mit "Absoluter"

1945 und 1984 konnte die ÖVP mehr als 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen, das sind magere 13 Prozent aller Landtagswahlen in Salzburg. Ganz anders sieht es da in Vorarlberg aus, wo die ÖVP seit 1945 in beinahe drei Viertel aller Wahlen zum Landesparlament die absolute Mehrheit errang, einmal sogar eine Zweidrittelmehrheit. Das gelang der Volkspartei sonst nur einmal in Tirol, in Niederösterreich erreichten die Schwarzen in elf von 16 Wahlgängen die "Absolute". Immerhin neunmal schaffte das die SPÖ in Wien. Von österreichweit insgesamt 143 Landtagswahlen gab es in 60 Fällen eine absolute Mehrheit, rund zwei Drittel der Gewinne gehen aufs Konto der ÖVP, der Rest auf jenes der SPÖ.

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Geringer Abstand zwischen Großparteien

Eine Analyse der Landesstatistik führt die seltene "Absolute" in Salzburg auch auf die Stärke der SPÖ im Vergleich zur ÖVP zurück. Der Unterschied zwischen den beiden traditionell stärksten Parteien beträgt durchschnittlich 6,8 Prozentpunkte. Verglichen mit den anderen Bundesländern ist dies sehr gering.

"Salzburger Klima": Zusammenarbeit trotz Konkurrenz

Bei der ersten Landtagswahl im Nachkriegs-Salzburg anno 1945 erreichten ÖVP und SPÖ gemeinsam 96,2 Prozent, das dritte "nationale" Lager, aus dem sich später die FPÖ entwickelte, durfte bei diesen Wahlen noch nicht antreten. Die ÖVP, die auf 56,7 Prozent der Stimmen gekommen war, erhielt 15 der 26 Landtagsmandate und stellte mit Albert Hochleitner den Landeshauptmann. Für die SPÖ saßen damals zehn Mandatare im Chiemseehof, für die Kommunisten einer. An der Machtteilung zwischen den beiden Großparteien sollte sich lange Zeit nichts ändern, das "Salzburger Klima" war geprägt von Zusammenarbeit trotz Konkurrenz.

Letzte "Absolute" im Jahr 1984

Die zweite "Absolute" war eine Besonderheit: Denn erstmals kandidierten bei der Landtagswahl 1984 mit den Grünen Österreichs (DGÖ) und der grün-alternativen Bürgerliste Salzburg gleich zwei Grünparteien, die jedoch beide nicht das nötige Grundmandat für einen Einzug in den Landtag erreichten. Sowohl SPÖ und FPÖ büßten jeweils rund vier Prozentpunkte ein. So lässt sich erklären, dass die ÖVP mit Landeshauptmann Wilfried Haslauer senior an der Spitze ein ungewöhnlich hohes Wahlergebnis mit 50,2 Prozent der Stimmen und damit die zweite und bisher letzte "Absolute" in Salzburg erreichte. Danach überwogen bei Landtagswahlen für beide Großparteien die Verluste. Die ÖVP konnte nur mehr bei der Wahl 1999 geringfügig Stimmanteile dazugewinnen, die SPÖ 1999 und kräftiger 2004, als sie mit 45,4 Prozent ihr historisches Hoch erreichte.

Kurioses über Grenzen hinweg

Die Salzburger Grenzfälle versammeln Kuriositäten rund um die Grenzen Salzburgs und bilden eine aufschlussreiche Lektüre zu Geschichte, Landeskunde und Politik des Bundeslandes. Der Autor Stefan Mayer beschäftigt sich seit 2002 mit grenzfälligen Besonderheiten in und um Salzburg. Er gestaltet die monatliche Serie "Grenzfälle", von der bereits vier Bücher erschienen sind.

(Quelle: salzburg24)

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