Empfehlungen öffentlich

Affenpocken-Quarantäne bei Symptomen

This handout photo taken in the year 2001 and received on May 23, 2022 from the Robert Koch Institute (RKI), the German federal government agency and research institute responsible for disease control and prevention, shows a colored electron-microscopic capture of the monkeypox virus. - As of May 21, 2022 the World Health Organization received reports of 92 laboratory-confirmed monkeypox cases and 28 suspected cases from 12 countries where the disease is not endemic, including several European nations, the United States, Australia and Canada. (Photo by Andrea MAENNEL and Andrea SCHNARTENDORFF / RKI Robert Koch Institute / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE in the context of reports on the monkeypox virus - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / RKI / Andrea Maennel / Andrea Schnartendorff" - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - NO PERMISSION TO CHANGE THE MOTIF - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS /
Veröffentlicht: 24. Mai 2022 14:15 Uhr
Die grassierenden Affenpocken beschäftigen auch Österreichs Behörden: So sind seit Dienstag die Empfehlungen für den Umgang mit Kontaktpersonen von Affenpocken-Patient:innen öffentlich. Wer als Kontaktperson Symptome verspürt, muss sich selbst isolieren. Derzeit gebe es keine weiteren Verdachtsfälle von Infektionen mit dem Affenpockenvirus, sagte ein Sprecher von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) der APA.
SALZBURG24 (jp)

Der Wiener Gesundheitsverbund gab unterdessen zum bisher einzig bestätigten Affenpocken-Fall in Österreich bekannt, dass der Zustand des Patienten, der in einer Wiener Klinik liegt, weiter "gut und stabil" ist. Er werde nach wie vor symptomatisch und unterstützend behandelt. Auch dem Gesundheitsverbund sei bisher kein weiterer Verdachtsfall bekannt, hieß es auf APA-Anfrage.

Erster Affenpocken-Fall in Österreich

In Österreich gibt es nun den ersten Fall an Affenpocken. "Das Laborergebnis des Patienten, der als Verdachtsfall zu uns kam, hat bestätigt, dass er Pocken positiv ist.

Unterschied bei Affenpocken-Kontaktpersonen

Manches in den Empfehlungen zum Kontaktpersonenmanagement kommt durchaus aus der Corona-Pandemie bekannt vor: Es gibt Typ I- und Typ II-Kontaktpersonen, was nach der Intensität des Kontakts definiert wird. Typ I sind Hochrisikokontakte, "die direkten Kontakt mit Hautläsionen (alle Stadien, inklusive Krusten) oder Schleimhäuten eines symptomatischen Affenpockenfalles, dessen Körperflüssigkeiten oder zu potenziell infektiösem Material" haben, wie es in den Empfehlungen heißt. Dies wird in der Folge näher definiert. Typ I-Kontakte sind demnach Sexualpartner, Menschen, die zum Beispiel beim Reinigen in kontaminierten Räumen Gefahr laufen, Atemwegssekret-Tröpfchen oder aufgewirbelten, virusbelasteten Staub einzuatmen, Haushaltskontakte oder Ähnliches - zum Beispiel eine Übernachtung im selben Raum -, Hautkontakt mit geteilter Kleidung, Bettwäsche oder geteilten Gebrauchsgegenständen, wozu auch Gegenstände am Arbeitsplatz zählen, Personen mit Hautverletzungen durch geteilte scharfe Gegenstände (zum Beispiel Nadeln oder Klingen) und Passagiere in Flugzeugen, Bussen und Zügen mit zumindest acht oder Stunden Fahrdauer.

Typ II-Kontakte sind kurze soziale Kontakte, Arbeitskolleginnen und -kollegen, die sich kein Büro teilen, kurze Aufenthalte im Fitness-Studio, Sauna, Bad oder Ähnliches ohne sexuellen Kontakt und Personen mit adäquater persönlicher Schutzausrüstung. Dazu zählen FFP2- oder höherwertige Masken, langärmelige Schutzmäntel, Schutzbrille und Handschuhe.

Bei Typ I-Kontakten empfehlen die Experten des Gesundheitsressorts zunächst einmal die namentliche Registrierung mit der Erhebung von Telefonnummer, E-Mail-Adresse, Berufsort, Berufstätigkeit und Wohnverhältnissen durch die zuständige Gesundheitsbehörde - kurz das Contact Tracing.

Überwachung der Kontaktpersonen

Die Kontaktpersonen sollen zudem durch die zuständige Gesundheitsbehörde über Symptomatik und Progression der Erkrankung aktiv informiert werden, außerdem sollte ihr Gesundheitszustand durch die Behörde für die Dauer von 21 Tagen nach Letztexposition in Form einer täglichen telefonischen Kontaktaufnahme überwacht werden. Wenn Symptome wie Fieber, Ausschlag usw. innerhalb von 21 Tagen nach Letztexposition auftreten, soll die zuständige Behörde einen labordiagnostischen Test veranlassen. Die Person sollte sich sofort selbst isolieren, bis die Affenpocken-Infektion ausgeschlossen werden kann. Kontakt mit immunsupprimierten und schwangeren Menschen sowie Kindern unter zwölf Jahren sollten auch am Arbeitsort vermieden werden, ebenso enge physische Kontakte und Kontakte mit Haustieren. Dazu muss auf die Handhygiene und die Hygiene beim Husten, Niesen und Schnäuzen geachtet werden. Drei Punkte - Contact Tracing, Information und Selbstüberwachung - werden auch für Typ II-Kontakte empfohlen.

So lange ist die Krankheit ansteckend

Das Gesundheitsministerium wies erneut darauf hin, dass mit Affenpocken infizierte Menschen für die gesamte Dauer der Erkrankung von zwei bis vier Wochen selbst ansteckend sind. Es gibt ein Präeruptives (oder Prodromal-) und ein eruptives Stadium. Ersteres ist durch anfänglich plötzlich einsetzendes hohes Fieber (38,5 - 40,5 Grad Celsius), Kopf- und Muskelschmerzen, Erschöpfung und sehr häufig Lymphknotenschwellung - vor allem im Hals- und Nacken sowie im Leistenbereich -, eventuell auch durch Husten, Unwohlsein und manchmal durch Durchfälle gekennzeichnet.

Das Eruptive Stadium tritt nach ein bis drei Tagen ein, es bilden sich Hautveränderungen. Zunächst gibt es Ausschläge im Mund-Rachenraum, im Gesicht, an den Händen und Unterarmen gefolgt von einer Ausbreitung in Richtung des Körperzentrums. Dies verläuft in weiterer Folge mit den pockentypischen sogenannten Effloreszenz-Stadien von begrenzten Farbänderungen der Haut über Bläschen und Pusteln bis zu den Krusten. Davon kann auch der Genitalbereich betroffen sein. Schließlich heilen die Krusten ab. Erst wenn diese vollständig verschwunden sind, ist der Patient nicht mehr ansteckend.

Wann ist es ein Verdachtsfall?

Bei der Falldefinition gibt es in Ergänzung der eben beschriebenen klinischen Kriterien weitere Parameter wie zum Beispiel epidemiologische: Das betrifft etwa Kontakt zu potenziell infizierten Tieren, in Afrika endemische Arten, Reiserückkehrer aus west- oder zentralafrikanischen Ländern und/oder Kontakt mit einem wahrscheinlichen oder bestätigten humanen Affenpocken-Fall. Und es gibt labordiagnostische Kriterien: Das sind Nachweise über das Vorliegen einer Orthopoxvirus-Infektion (zum Beispiel Orthopoxvirus-spezifische positive PCR ohne Sequenzierung) oder Nachweise von Affenpockenvirus-spezifischen Nukleinsäuren in einer klinischen Probe mittels PCR3 oder Sequenzierung.

Unterschieden wird auch zwischen Verdachts-, wahrscheinlichen und bestätigten Fällen. Verdachtsfälle sind demnach Menschen, die mindestens eines der epidemiologischen Kriterien erfüllen, Fieber oder einen Ausschlag unbekannter Ursache aufweisen und zwei oder mehr unspezifische Symptome zeigen, die innerhalb von 21 Tagen nach dem letzten Kontakt (in Bezug auf die epidemiologischen Kriterien haben).

Contact-Tracing bei Affenpocken

Wahrscheinliche Fälle sind Patienten mit Ausschlag unbekannter Ursache, einem oder mehreren weiteren Affenpockensymptomen und einem der folgenden weiteren Punkte: Dazu gehören ein positives Labortestergebnis auf eine Orthopoxvirus-Infektion, eine entsprechende Reisehistorie, eine epidemiologische Verbindung zu einem bestätigten oder wahrscheinlichen Fall oder multiple oder anonyme Sexualkontakte innerhalb der vergangenen 21 Tage. Wahrscheinliche Fälle sind auch Menschen mit entsprechendem Ausschlag. Bestätigte Fälle sind schließlich solche, die in einem Labor entweder durch einen Affenpocken-PCR-Test oder durch einen Orthopoxvirus-spezifischen PCR-Test und Bestätigung durch Nukleotidsequenzbestimmung festgestellt wurden.

Für das Contact-Tracing selbst seien immer die lokalen Gesundheitsbehörden zuständig, hieß es im Gesundheitsministerium. Dazu gebe es Vorgaben des Ressorts. Auch in der Vergangenheit sei das, zum Beispiel bei der Tuberkulose oder den Masern, so gehandhabt worden. Darüber hinaus gibt es ein internationales Contact-Tracing bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). "Österreich ist daher gut auf die aktuellen Gegebenheiten rund um die Affenpocken vorbereitet", zeigte sich das Ministerium überzeugt. Es bestehe "auch weiterhin kein Grund zur Besorgnis". Europaweit handle es sich bei den bestätigten Fällen nach wie vor um Einzelfälle. "Eine Entwicklung hin zu einem breiten Infektionsgeschehen scheint aktuell als äußerst unwahrscheinlich", hieß es.

WHO hält Eindämmung der Affenpocken für möglich

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betrachtet eine Eindämmung der Affenpocken weiterhin als möglich, auch wenn sie den jüngsten Ausbruch außerhalb Afrikas als außergewöhnlich einstuft. Es würden weitere Treffen anberaumt, um die zuständigen Behörden in verschiedenen Ländern bei der Bekämpfung der Krankheit zu unterstützen und zu beraten, teilte die UN-Gesundheitsorganisation am Dienstag mit.

250 Fälle bislang registriert

Bisher sind der WHO mehr als 250 Fälle von Affenpocken aus 16 Ländern gemeldet worden. Diese Zahl an bestätigten Infektionen und Verdachtsfällen betreffe jedoch nur Länder, in denen die Viruskrankheit zuvor nicht regelmäßig gehäuft aufgetreten sei, sagte WHO-Expertin Rosamund Lewis am Dienstag in Genf. Die meist mild verlaufende Krankheit war schon vor den derzeitigen Fällen gelegentlich in westlichen Ländern immer wieder in einigen wenigen afrikanischen Ländern aufgetreten. In der Demokratischen Republik Kongo gab es laut WHO dieses Jahr bereits 1.200 Verdachtsfälle, die wenigsten allerdings labordiagnostisch bestätigt.

Am Montag hatte die WHO erklärt, sie sehe derzeit keine Notwendigkeit von Massenimpfungen gegen Affenpocken. Maßnahmen wie Hygiene und präventives Sexualverhalten würden helfen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Die Impfstoffbestände seien relativ begrenzt, so die WHO. Am selben Tag teilte die US-Seuchenbehörde CDC mit, dass die USA mit der gezielten Ausgabe von Impfstoffen starteten.

"Gute Chance diesen Erreger zu stoppen"

Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin empfahl unterdessen bei einer Infektion mit Affenpocken eine Isolation von mindestens 21 Tagen. Darüber hinaus gebe es auch eine dringende Empfehlung für Kontaktpersonen, sich für mindestens 21 Tage in Isolation zu begeben, sagte der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach am Dienstag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit RKI-Präsident Lothar Wieler. Mit dieser Maßnahme wolle man das Ausbruchsgeschehen in Deutschland in den Griff bekommen.

"Wir haben gute Chancen diesen Erreger zu stoppen, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa", sagte Lauterbach. Es handle sich nicht um den Beginn einer neuen Pandemie. Laut Wieler sind Stand Dienstagvormittag in Deutschland fünf Fälle an das RKI übermittelt worden. Dabei handle es sich ausschließlich um Männer.

(Quelle: salzburg24)

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