"In manchen Regionen haben wir eine Situation, die ich wirklich als bedenklich erachte, was die Situation auf intensivmedizinischen Abteilungen betrifft."
"Kein exponentieller Anstieg, aber ein linearer"
Die Zahl jener, die sich aufgrund einer Corona-Infektion in intensivmedizinischer Behandlung befinden, sei in den vergangenen 24 Stunden um elf auf 397 Personen gestiegen, ein Plus von 14 Prozent gegenüber der Vorwoche. Die Auslastung sei je nach Region sehr unterschiedlich, hauptbetroffen seien Wien und Niederösterreich. Wenn dieser Trend weitergehe, so Anschober, sei man nicht mehr von der Situation im vergangenen Herbst entfernt.
Generell erfülle ihn die Entwicklung bei den Infektionszahlen (jüngster Tageswert: 3.515) mit Sorge. "Es ist kein exponentieller Anstieg, aber ein linearer, der sehr konstant ansteigt", sagte der Gesundheitsminister. Es wäre eine "durchaus alarmierende Situation", wenn sich diese Zahlen so fortsetzten.
Weiteres Corona-Vorgehen am Montag
Nach regionalen Maßnahmen, ob Lockerungen oder Verschärfungen gefragt, wies Anschober darauf hin, dass es europaweit Regionen gebe, die die dritte Welle besonders intensiv spürten: Der Großraum Paris etwa, Prag, ungarische Regionen und - für Anschober "etwas erschreckend" – auch der Großraum Helsinki im bisher besonders stabilen Finnland.
Was all das für die weiteren Corona-Maßnahmen in Österreich bedeutet, wollte der Gesundheitsminister vor den Beratungen der Bundesregierung am Montag mit Experten, Landeshauptleuten und der Opposition nicht sagen. Man überprüfe alle Vorschläge, meinte er angesprochen etwa auf eine Verlängerung der Osterferien, verpflichtendes Home-Office oder kürzere Gültigkeitsfristen von Antikörpertests, er wolle keine Vorgriffe vornehmen.
Fast 30 Prozent der Infizierten ohne Symptome
Von den 18.577 Infektionen mit dem Coronavirus, die in der Kalenderwoche zehn (8. bis 14. März) in Österreich behördlich registriert worden sind, sind 29,5 Prozent und damit fast jede Dritte asymptomatisch verlaufen. Bei 63,6 Prozent der Fälle konnte der Ansteckungsweg geklärt werden. Diese Zahlen machte die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) am Freitag öffentlich.
10.377 Infektionen konnten einem Cluster (einer Häufung von Fällen innerhalb eines bestimmten Zeitraums in einer bestimmten Region, Anm.) zugeordnet werden. Das waren deutlich mehr als in den vorangegangenen Wochen.
Meiste Infektionen in privatem Haushalt
Dass der private Haushalte nach wie vor Infektionsherd Nummer eins ist, belegen die Zahlen: 71,4 Prozent der Infektionen traten in diesem Setting auf. 13,9 Prozent der Betroffenen steckten sich in der Freizeit an, 5,5 Prozent in der Arbeit. Eine deutliche Zunahme gab es bei den Ansteckungen im Bildungsbereich, wo sich in der vorigen Woche 6,6 Prozent der Infektionen nachweisen ließen. Das waren mehr als drei Mal so viel wie in der Kalenderwoche fünf (7. bis 14. Februar).
Anschober über Impfkampagne
Zufrieden zeigte sich Anschober mit dem Stand der Dinge bei den Impfungen. Österreich sei im internationalen Ranking sehr gut platziert, 1,2 Millionen Impfungen seien bisher durchgeführt, 11,5 Prozent der in Frage kommenden zumindest einmal geimpft.
Die größte Impfkampagne Österreichs schreite voran, nach Ostern sei schrittweise die Vervierfachung der täglichen Lieferzahlen zu erwarten. Im April, Mai und Juni sollen knapp sechs Millionen Impfdosen in Österreich ankommen. Bis Ende Juni/Anfang Juli wolle man zwei Drittel jener, die geimpft werden können, erreichen.
Anschober freute sich auch über die klare Festlegung der EMA zum AstraZeneca-Impfstoff, er könne daher auch in Österreich weiter verimpft werden. "Diese Entwicklung hat unsere Vorgangsweise bestätigt", so der Minister. "Wir spüren bislang eine große Bereitschaft in Österreich, alle Impfstoffe zu nützen, die da sind, und ich kann das nur empfehlen."
(Quelle: apa)