Das Gesundheits- und Sozialwesen boomt, die Branche wies 2024 bei 319.000 unselbstständig beschäftigten Personen einen Beschäftigungsanstieg von 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf, geht aus einem "Spezialthema"-Bericht des Arbeitsmarktservices (AMS) hervor. Die Arbeitslosenquote in diesem Bereich war 2024 mit 3,7 Prozent im gesamtwirtschaftlichen Vergleich deutlich unterdurchschnittlich (7,0 Prozent) und verlief in den vergangenen zehn Jahren stabil.
Mehr unselbstständig Beschäftigte als im Bau
Dass es sich um einen großen Wirtschaftssektor handelt, zeige auch der hohe Anteil an der Gesamtbeschäftigung, so das AMS. 8,1 Prozent aller unselbstständig Beschäftigten waren im Jahresdurchschnitt 2024 im Gesundheits- und Sozialwesen tätig. Dies war ein höherer Anteil als im Bau (7,1 Prozent) oder im Tourismus (5,7 Prozent). Lediglich die Beschäftigtenanteile in der Industrie (16,1 Prozent), in der öffentlichen Verwaltung (15,5 Prozent) und im Handel (14,3 Prozent) lagen höher.
Arbeitskräftepotenzial im Gesundheits- und Sozialwesen gestiegen
Innerhalb von zehn Jahren stieg das Arbeitskräftepotenzial im Gesundheits- und Sozialwesen um fast ein Drittel (+31,8 Prozent), bei steigender Beschäftigung (+32,7 Prozent) und gleichzeitigem Anstieg der Arbeitslosigkeit (+5,7 Prozent). Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung zeigt zwischen 2014 und 2024 einen Anstieg der Beschäftigung um 13,1 Prozent und einen Rückgang der Arbeitslosigkeit um 6,7 Prozent (das Arbeitskräfteangebot stieg um 11,4 Prozent).
Stabile Arbeitslosenquote
Im Jahr 2024 waren in Österreich im Jahresdurchschnitt 12.100 Personen, die zuvor im Gesundheits- und Sozialwesen tätig waren, arbeitslos vorgemerkt oder in einer AMS-Schulung. Der Bestand stieg gegenüber dem Vorjahr um 8,6 Prozent (Gesamt: +9,4 Prozent). Besonders deutlich war der Zuwachs bei Frauen mit 11,5 Prozent, was über dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt von 8,3 Prozent lag; bei Männern blieb der Bestand unverändert.
Der hohe Frauenanteil in der Beschäftigung spiegelte sich auch in der Arbeitslosigkeit wider: Der Anteil an arbeitslos vorgemerkten oder in AMS-Schulung befindlichen Frauen an allen Vorgemerkten war österreichweit im Gesundheits- und Sozialwesen (ohne sonstiges Sozialwesen) mit 76 Prozent über dem Durchschnitt über alle Wirtschaftsbereiche (45 Prozent). Regional stechen Kärnten (81 Prozent), Steiermark (81 Prozent) und Oberösterreich (80 Prozent) mit besonders hohen Frauenanteilen hervor, während Vorarlberg und Wien unter dem Bundesdurchschnitt lagen.
Branche mit höchstem Frauenanteil von 76 Prozent
Die Branche wies mit 76 Prozent den höchsten Frauenanteil auf und lag damit weit über dem Durchschnitt (47 Prozent). Junge Männer waren überdurchschnittlich stark im Gesundheits- und Sozialwesen vertreten (18 Prozent aller im Sektor beschäftigten Männer waren unter 25 Jahren, während in der Gesamtwirtschaft nur 12 Prozent der Männer in diese Altersgruppe fielen). Nahezu die Hälfte aller Frauen und Männer dieses Wirtschaftsabschnitts arbeiteten im Gesundheitswesen (48 Prozent bzw. 47 Prozent), also in Krankenhäusern, (Fach-)Arztpraxen sowie anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens.
20 Prozent aller Beschäftigten hatten eine andere als die österreichische Staatsbürgerschaft (20 Prozent bei den Frauen, 18 Prozent bei den Männern) - im Gesamtwirtschaftsvergleich ein geringerer Anteil. Unter den Frauen mit einer anderen Staatsangehörigkeit waren Deutsche (rund 17 Prozent), Rumäninnen und Ungarinnen (je rund 7 Prozent) am stärksten vertreten. Rund 1.500 Syrerinnen und Syrer waren im Gesundheits- und Sozialwesen beschäftigt, davon etwas mehr als die Hälfte Frauen.
Die Frauen-Teilzeitquote mit 61 Prozent war im Gesundheits- und Sozialwesen deutlich über dem Durchschnitt über alle Branchen (52 Prozent), aber auch die Männer-Teilzeitquote lag mit 29 Prozent hier weit über dem Durchschnitt (13 Prozent).
AMS-Chef pocht auf Reformen
AMS-Chef Johannes Kopf betonte dazu, dass die Branche wie der gesamte Arbeitsmarkt vor massiven Herausforderungen stehe. Der demografische Wandel, die steigende Lebenserwartung und der akute Fachkräftemangel setzten das System unter Druck. "Gerade in systemrelevanten Berufen zeigt sich, wie essenziell sie für das Funktionieren des Landes sind - nicht nur in Krisenzeiten, sondern Tag für Tag. Reformen sind daher unumgänglich", meinte er: "Niederschwellige Zugänge und bessere Arbeits- und Ausbildungsbedingungen sind der Schlüssel, um ausreichend Fachkräfte für die Zukunft zu gewinnen."
(Quelle: apa)