Unabhängig vom Verbrauch

Corona-Tests bleiben bei Symptomen kostenlos

Veröffentlicht: 16. März 2022 14:29 Uhr
Die neue Teststrategie des Bundes mit künftig nur mehr je fünf kostenlosen PCR- und fünf kostenlosen Antigentests pro Person und Monat nimmt langsam Form an. Geplant ist laut Gesundheitsministerium, dass symptomatische Personen jederzeit Zugang zu Tests haben - "unabhängig vom Verbrauch der Gratis-Tests". Kritik kommt indes von der Ärztekammer.
SALZBURG24 (nic)

Die bekannte Hotline 1450 soll weiterhin "erste Anlaufstelle" sein. Für freiwillige Tests, die über das Gratis-Kontingent hinausgehen, soll es keine Kosten-Obergrenze geben. Will man öfter als fünf Mal im Monat einen PCR-Test durchführen oder mehr als fünf Antigen-Tests für die Selbstabnahme erwerben, dann wird man laut den Vorstellungen des Bundes künftig selbst bezahlen müssen. "Die Preise für Tests können von der jeweiligen Teststelle selbst festgelegt werden, eine Vorgabe des Bundes bzw. eine Obergrenze für Testkosten ist hierzu nicht geplant", hieß es dazu am Mittwoch auf APA-Anfrage aus dem Gesundheitsministerium. Hat man Symptome, gilt das aber nicht: Dann ist die Hotline 1450 anzurufen, über die dann der Test abgewickelt wird.

 

Jederzeit kostenlos möglich sein soll (ebenfalls unabhängig vom monatlichen Verbrauch von Gratis-Tests) auch das "Freitesten" von Kontaktpersonen. Allerdings: Gratis soll der Test nur für jene Personen sein, die offiziell als "Kontaktpersonen" eingestuft sind. Vollständig Immunisierte (etwa dreifach geimpfte Erwachsene), die mit einer positiven Person Kontakt hatten, gelten in der Regel aber nicht als Kontaktpersonen. Sollten diese dennoch einen (über die Gratis-Tests hinausgehenden) Test machen wollen, müssten sie laut den Plänen dafür selbst bezahlen (das gilt etwa auch für im gleichen Haushalt lebende Personen).

"Hamstern" der Tests mache wenig Sinn

Für die Verteilung der PCR-Tests bzw. die Organisation sollen wie bisher schon die Bundesländer zuständig sein: "Die PCR-Tests werden über länderspezifische Programme verteilt. Es ist davon auszugehen, dass der Handel dabei eine wesentliche Rolle spielen wird", hieß es dazu aus dem Ministerium. Ein "Hamstern" von PCR-Testkits oder das Übertragen von Testkits wird laut Ministerium keinen Sinn machen: Denn es sollen pro Monat und Person künftig nur fünf Testergebnisse gratis eingereicht werden können.

Etwas anders soll laut den aktuellen Plänen bei den Antigentests vorgegangen werden. Grundsätzlich ist vorgesehen, dass diese als Testkits zur Selbstabnahme ("Wohnzimmertests") abgegeben werden - und zwar fünf Stück pro Monat. Entgegen der PCR-Tests können diese gesammelt und je nach Bedarf dann in Eigenanwendung verwendet werden. Diese "Wohnzimmertests" sollen bundesweit in den Apotheken ausgegeben werden.

Österreich passt Teststrategie an

Gefragt nach den erwarteten Kosten-Einsparungen durch die Test-Reduzierung hieß es auf APA-Anfrage aus dem Ministerium, Ziel der Anpassungen in der Teststrategie sei nicht primär die Einsparung von Budgetmitteln, "sondern deren sinnvolle Verwendung". Dies sei durch die neue Teststrategie gewährleistet. "Da die tatsächlichen Kosten stark von der Inanspruchnahme der Tests und dem weiteren Testverhalten der Bevölkerung in den kommenden Monaten abhängig sind, kann eine genaue Bezifferung etwaiger Einsparungen erst nach einer detaillierten Abrechnung erfolgen." Eine maßgebliche Reduktion der Kosten hätte selbstverständlich eine komplette Abschaffung der Gratis-Tests gebracht. Dem Gesundheitsminister sei es jedoch ein Anliegen gewesen, "diesen wichtigen Pfeiler der Pandemiebekämpfung auch in den kommenden Monaten aufrecht zu erhalten".

Eine Anpassung der Teststrategie sei bereits seit mehreren Monaten zur Debatte gestanden. Gründe hierfür seien die geänderten Rahmenbedingungen durch die Omikron-Variante sowie der Impffortschritt in Österreich, "welche das uneingeschränkte Testen infrage stellen". Das Gesundheitsministerium habe sich hier "für einen praxistauglichen Mittelweg zwischen diesen Polen eingesetzt". Für die Abrechnung der Kosten der Gratis-Tests mit den beauftragten Laboren sind die jeweiligen Bundesländer zuständig, hieß es aus dem Gesundheitsministerium.

Scharfe Kritik von Ärztekammer

Wegen der Reduktion der Gratis-Corona-Tests und den Lockerungen bei den Quarantäne-Regelungen übt die Ärztekammer scharfe Kritik. "Wenn man ganz offensichtlich eine mögliche Herdenimmunität erreichen und das Virus durchrauschen lassen will, dann sollte man das auch genauso kommunizieren", sagte ÄÖK-Vizepräsident Harald Mayer in einer Aussendung.

Auch solle man dieses Ziel "nicht in ein neues Verordnungschaos verpacken, das niemand versteht", betonte Mayer, der auch Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte ist. Mit diesem Schritt seien "sehr hohe Neuinfektionszahlen in Österreich weiter garantiert". "So werden die Zahlen kaum nach unten gehen, was unsere Gesundheitsversorgung an den Rand des Kollaps bringen wird", so der Vize-Präsident. Schon jetzt seien die "sogenannten COVID-Normalstationen überlastet" - "einerseits, weil teilweise bis zu 20 Prozent des Spitalspersonals selbst infiziert sind und ausfallen und andererseits, weil uns aufgrund der vielen an Corona Erkrankten bereits die Betten ausgehen". Das Anpeilen einer möglichen Herdenimmunität werde auf dem Rücken des Spitalspersonals ausgetragen und gehe zu Lasten der Qualität in der Patientenversorgung.

"Information automatisch übermitteln"

Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres forderte darüber hinaus, dass dafür gesorgt wird, "dass Ärztinnen und Ärzte automatisch sofort darüber informiert werden, wenn einer ihrer Risikopatienten an Corona erkrankt". Nur so könnten die Ärzte ihren Patienten die verfügbaren Corona-Medikamente rasch und unkompliziert zukommen lassen, um schwere Verläufe mit Hospitalisierung zu verhindern. "Dass diese Information automatisch übermittelt wird, fordern wir seit zwei Jahren - umgesetzt wurde nichts."

Österreich bei den Hospitalisierten vorne dabei

Mayer verwies auch auf internationale Daten: Schon jetzt liege Österreich laut aktuellen Zahlen des Statistikportals "Our World in Data" mit über 300 hospitalisierten COVID-19-Erkrankten (pro Million Einwohner; Stichtag: 14. März 2022) europaweit betrachtet unter den Top 5. "Unser Spitalspersonal kämpft seit fast genau zwei Jahren mit übermenschlichem Einsatz gegen das Coronavirus und hat dafür gesorgt, dass Österreich bisher relativ gut durch die Pandemie gekommen ist, mit der Rücknahme fast aller Sicherheitsmaßnahmen gehen wir ein sehr hohes Risiko, das sich im Herbst noch als Bumerang erweisen könnte."

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Änderung des Testregimes mit Ende März

Gesundheitsminister Rauch hatte am Vortag angekündigt, dass das Gratistestregime in der aktuellen Form mit Ende März endet. Stattdessen sollen künftig nur mehr je fünf PCR- und fünf Antigentests pro Person und Monat gratis sein. Die genaue Ausgestaltung des künftigen Test-Regimes war vorerst aber noch offen. Zudem kündigte der Minister eine Lockerung der Quarantäneregeln an: Bereits ab Montag (21. März) müssen sich nicht vollständig geschützte Kontaktpersonen nicht mehr zehn Tage absondern, es gelten dann nur noch Verkehrsbeschränkungen: Sie dürfen weiter arbeiten und einkaufen gehen (mit Maske), aber nicht zu anderen Einrichtungen wie Veranstaltungen oder in die Gastronomie.

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Finanzminister mit Lösung "zufrieden"

Im Büro von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), der am Wochenende wegen der "gewaltigen" Kosten für die Tests noch für eine massive Reduktion des Gratis-Angebots eingetreten war, zeigte man sich am Mittwoch auf APA-Anfrage "sehr zufrieden" über die am Dienstag verkündete Lösung. Bezüglich der weiteren Vorgangsweise bei den Schultests - immerhin rund eine Mio. Tests pro Woche und damit ein bedeutender Kostenpunkt - wurde lediglich auf das Gesundheits-und Bildungsministerium verwiesen.

Bildungsministerium noch in Abstimmung

Aus dem Bildungsministerium hieß es dazu am Mittwoch, man sei derzeit noch in Abstimmungen, die Tests laufen vorerst weiter - bis wann, ist derzeit noch unklar. Seitens des Wiener Bildungsstadtrats Christoph Wiederkehr (NEOS) hieß es, die Entscheidung über das Testen in der Schule falle grundsätzlich auf Bundesebene. "Angesichts der noch sehr hohen Inzidenzen erscheint uns ein Weiterführen der Schultests zumindest bis Ostern als sinnvoll. Wenn sich die epidemiologische Lage bis dahin bessert, muss natürlich auch das Testregime in den Schulen dann neu bewertet werden."

Für den Komplexitätsforscher Peter Klimek bringen die Schultests in der derzeitigen Lage und mit den derzeitigen Maßnahmen nur wenig. "Um hier wirkliche Sicherheit herzustellen, müsste man viel mehr Maßnahmen übereinanderstapeln als es jetzt getan wird", so Klimek im Ö1-"Mittagsjournal". Unter anderem nannte er die konsequente Absonderung von Verdachtsfällen. Testen alleine reiche da nicht: "Man schaut mit dem Testen in erster Linie dem Entstehen von Clustern etwas genauer zu, kann es aber nur beschränkt unterbinden." Die Entwicklung an den Schulen sei von jener in der Gesamtbevölkerung abhängig. "Wenn hier die Lage nicht unter Kontrolle ist, werden wir sie auch trotz der Schultestungen in der Schule nicht unter Kontrolle bekommen."

(Quelle: apa)

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