Politischer Aschermittwoch:

FPÖ-Chef Kickl rechnet als "Noch-nicht-Kanzler" mit Regierung ab

Das war der jährliche politische Aschermittwoch der FPö in Ried im Innkreis.
Veröffentlicht: 06. März 2025 06:55 Uhr
Als "Noch-nicht-Kanzler" hat FPÖ-Chef Herbert Kickl beim jährlichen politischen Aschermittwoch mit der erst am Montag angelobten Bundesregierung abgerechnet. Er wolle "mit dem Kärcher in die letzten Ecken dieser Republik" fahren. Die ÖVP reagierte ihrerseits mit einem Konter, gerichtet an den "Will-nicht-Kanzler".

Bejubelt von 2.000 Fans hat sich FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl am Politischen Aschermittwoch in der ausverkauften Rieder Jahnturnhalle als "Noch-nicht-Kanzler" geriert, der sich in den Regierungsverhandlungen mit der ÖVP nicht habe brechen lassen. Er arbeitete sich in seiner Rede vor allem an der neuen Regierung aus ÖVP, SPÖ, NEOS ab und kündigte an, immer noch Volkskanzler werden zu wollen und dann "mit dem Kärcher in die letzten Ecken dieser Republik" zu fahren.

Als Kontrapunkt zu den draußen demonstrierenden "Omas gegen Rechts" war im Saal vor Beginn der Reden ein "Omas und Opas für Kickl"-Banner zu sehen. Zu spaciger Musik zogen Kickl, Oberösterreichs FPÖ-Frontmann Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haimbuchner und Hausherr Bezirksparteiobmann Thomas Dim unter "Herbert, Herbert"-Rufen und dem Applaus ihrer Anhängerinnen und Anhänger ein. Er hätte in den Regierungsverhandlungen mit der ÖVP "den Sack zumachen können", aber dazu hätte er "uns selbst und die Bevölkerung verraten müssen, und dazu war ich nicht bereit", bekannte Kickl und erntete lautes Klatschen und Rufe. Vor allem an der neuen Regierung ließ der nunmehr "starke und stolze Oppositionsführer", der sich in einem verlängerten Anlauf ins Bundeskanzleramt sah, um doch noch "Volkskanzler" zu werden, kein gutes Haar. Mit der Aufzählung der blauen Wahlerfolge in der jüngsten Vergangenheit schwor er seine Funktionäre darauf ein, sich selber und den Wählern treu zu bleiben, dann "geht noch viel, viel mehr". In ein ähnliches Horn stieß Haimbuchner zuvor: "Man kann uns nur verzögern, man kann uns aber nicht aufhalten".

Kickl sieht Welle durch Europa rollen

Die Welle rolle durch Europa, begrüßte Kickl die "Freunde von der AfD", Fraktionsobfrau Katrin Ebner-Steiner und den Abgeordneten Markus Walbrunn aus Bayern, sie rolle in Frankreich, Holland, Tschechien, Italien und "auf der anderen Seite des Atlantiks". Dort werde "wieder Klartext geredet", auch "gegenüber einem Herrn Selenskyj (ukrainischer Präsident, Wolodymyr, Anm.)", sei er "froh, dass jemand diesem Herrn mitten ins Gesicht gesagt hat, dass er mit einem Dritten Weltkrieg spielt und dass jetzt einmal Schluss ist mit den Spompanadeln und jetzt Zeit für Frieden und Waffenstillstand ist", wetterte Kickl und setzte nach, dass dies für Putin und für Selenskyj gelte.

Schwarz-Rot-Pink bedeutet für Kickl Stillstand

Hinter dem von Schwarz-Rot-Pink erzielten Kompromiss sah er Stillstand, "keine Leidenschaft, keine Erneuerung". Die Regierungsbank sei "wie eine Legebatterie im Hühnerstall, da gackerns ein bissl herum und legen uns die faulen Eier". Dabei könne er nicht ausschließen, dass (Bundeskanzler Christian) Stocker nur "Platzhalter für den türkisen Messias Sebastian Kurz" sei. Er habe ein gutes Gefühl in der Magengrube, "das geht nicht lange gut" und dann sei "der Weg frei für einen Volkskanzler in Österreich".

"Grenzen zu statt Augen zu, Abflug und Heimreise statt Anflug und Einreise. Herzen auf für unsere Österreicher statt Türen auf ins Sozialsystem", sprach der Redenschreiber früherer FPÖ-Chefs "die Festung Österreich" an. Als man daran gegangen sei, diese umzusetzen, "ist die ÖVP in Generalstreik gegangen". Nun kürze man den Polizisten die Überstunden, habe aber "Millionen für Entwicklungshilfe und Sky Shield, was nix anderes ist als der Nato-Beitritt durch die Hintertür", zeichnete er ein Bild "der politischen Eliten in Österreich am Gängelband der EU".

ÖVP wehrt sich gegen Kickl: "Will-nicht-Kanzler"

Kickl hat mit seiner mit Beschimpfungen gespickten Aschermittwochsrede offenbar den Nerv der Regierungspartei ÖVP getroffen. Generalsekretär Nico Marchetti startete am Tag darauf den Gegenangriff auf die Freiheitlichen und warf ihnen vor, keine ernsthaften Koalitionsgespräche geführt zu haben. Kickl sei nicht der "Noch-nicht-Kanzler", wie er dies in dessen Rede gemeint hatte, sondern der "Will-nicht-Kanzler", schrieb Marchetti in einer Aussendung. "Als es im entscheidenden Moment darum ging, Verantwortung zu übernehmen und das Richtige zu tun, war der FPÖ-Obmann nicht dazu gewillt und hat die Chance nicht genützt", so Marchetti.

Bildergalerien

(Quelle: apa)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken