"Unkalkulierbare Risiken"

Gecko kritisiert Quarantäne-Ende

Veröffentlicht: 28. Juli 2022 08:45 Uhr
Nicht viel Positives kann die Gecko-Kommission dem Ende der Quarantäne für Corona-Positive abgewinnen. Die Auswirkungen seien nur schwer auszurechnen.
SALZBURG24 (OK)

Die staatliche Krisenkoordination Gecko steht dem von der Regierung verfügten Ende der Corona-Quarantäne höchst skeptisch gegenüber. Dies geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht zur Sitzung vom Montag hervor. In der aktuellen Situation sei der Wegfall der Isolierung positiv Getesteter "mit einer Reihe von unkalkulierbaren Risiken verbunden". Dies könne zum Kontrollverlust über das Infektionsgeschehen bei gleichzeitig steigenden Infektionszahlen führen.

Wie sich der Verzicht auf die Quarantäne auswirkt, könne man "derzeit nicht präzise angeben". Aber angesichts der aktuellen SARS-CoV-2-Varianten (mit erhöhter Übertragbarkeit bei verminderter Pathogenität) rechnen sie mit einer "sehr labilen Ausgangssituation" für den Spätsommer bzw. Frühherbst. Vieles sei noch unklar, etwa die Eigenschaften von BA.4/5 bzw. Dauer und Effizienz des Impfschutzes dagegen.

Länder-Vergleiche "nicht sinnvoll"

Für "nicht sinnvoll" hält Gecko den Vergleich mit anderen Staaten - den Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) und auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) immer wieder zur Rechtfertigung vorgebracht haben. Es gebe aber wesentliche Unterschiede, merkte Gecko an: So seien die Durchimpfungsraten z.B. in Spanien oder Dänemark viel höher, teils andere Impfstoffe verwendet worden - und zudem habe man in anderen Ländern diesen Schritt eigentlich immer bei steil nach unten abfallender Neuinfektionskurve gesetzt.

"Das sollte man in Österreich auch berücksichtigen" und "grundsätzlich nicht dann Maßnahmen reduzieren, wenn die Kurve gerade ansteigt oder sich seitwärts auf hohem Niveau bewegt", hatten die Experten die Regierung vor ihrer Entscheidung zur Abschaffung der Quarantäne mitten in der Sommerwelle wissen lassen.

 

Sie unterstrichen zudem, dass beim Verzicht auf die Isolierung Corona-Infizierter "Anstrengungen in anderen Bereichen" erhöht werden müssten, vor allem um vulnerable Personen zu schützen - etwa die Anzahl der Tests in diesen Bereichen zu erhöhen.

Funktioniert Eigenverantwortung?

Die seitens der Regierungsvertreter betonte Hoffnung auf "Eigenverantwortung" teilen die Experten nicht recht: Die Lockerung von Pandemiemaßnahmen könne, wie man schon früher gesehen habe, als Signal einer geringen Gefahr interpretiert werden. "Zu erwarten ist daher, dass bei einer sinkenden Gefahrenwahrnehmung die Maßnahmencompliance sowie das eigenverantwortliche Präventionsverhalten abnimmt."

Gecko empfiehlt mehr Corona-Impfungen

Dringend geboten sind aus Sicht der Gecko-Experten Anstrengungen für einen besseren Impfschutz. Österreich weise mit nur 56 Prozent einen sehr niedrigen Anteil abgeschlossener Grundimmunisierung (also drei Stiche) auf - und bei vielen liege der zweite Stich so weit zurück, dass sie keinen relevanten Schutz mehr haben. Angesichts der noch stärker ausgeprägten Immunflucht der neuen Varianten BA.4/5 müsse "unmittelbar und mit Nachdruck" die vierte Impfung für die ältere Bevölkerung empfohlen werden. Wobei Daten aus den USA zeigen würden, dass das Alterslimit von 65+ zu hoch angesetzt sei. Österreich sollte den vierten Stich schon bei etwas jüngeren Personen (etwa 60) forcieren. "Vermutlich" wird auch, so Gecko, eine fünfte Impfung im Winter nötig werden.

(Quelle: apa)

Lädt
Du hast die maximale Anzahl an Autor:innen/Themen erreicht. Um dem Thema zu folgen, entferne bitte andere Autor:innen/Themen. Themen bearbeiten

Um "meine Themen" nutzen zu können, musst Du bitte der Datenspeicherung hierfür zustimmen

26.09.2025
Ende einer Ära

ORF-Urgestein Wehrschütz geht in Pension

Von SALZBURG24 (alb)
Kommentare (0)
Diskussion anzeigen K Diskussion ausblenden Esc
merken
Nicht mehr merken