Koalition

Gesprächs-Reigen mit Parteispitzen bei Van der Bellen

Veröffentlicht: 13. Februar 2025 09:37 Uhr
NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger macht nach dem Scheitern der blau-türkisen Verhandlungen heute um 11 Uhr den Auftakt zu den abermaligen Gesprächen bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Indes hat SPÖ-Bundesparteivorsitzende Andreas Babler heute bei einem Statement an die Presse das Verhandlungsteam für die SPÖ präsentiert.

Nach dem Platzen der blau-schwarzen Koalitionsverhandlungen führt Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Donnerstag mit den Parteichefs Gespräche über eine Regierungsbildung. Den Auftakt der Termine in der Hofburg machte NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger, um 12.15 Uhr folgte Grünen-Obmann Werner Kogler und danach ÖVP-Chef Christian Stocker, der u.a. von Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer begleitet wurde. Als letzter war SPÖ-Chef Andreas Babler dran.

Dieser erschien erst knapp vor seinem Termin beim Präsidenten in Begleitung von ÖGB-Chef Wolfgang Katzian und Klubvize Philip Kucher vor der Hofburg. Davor hatte er sich mit seinem Präsidium beraten und im Anschluss bei einem Pressestatement mitgeteilt, dass er Neuwahlen für falsch hielte. Stattdessen nannte er zwei Optionen. Einerseits könnte es eine parlamentarische Zusammenarbeit geben, um rasch zu einer stabilen Budgetlage zu kommen. Andererseits könnten diese Gespräche mit ÖVP, NEOS und Grünen dann auch in eine Koalition münden.

Auf die Frage, weshalb auch Stelzer bei dem Termin mit dabei war, sagte dieser nach dem rund einstündigen Gespräch, es gehe nun darum, zu zeigen, dass man in der ÖVP sehr einig sei und dass man sich des Ernsts der Lage sehr bewusst sei. Gefragt, ob er nun öfter bei den Gesprächen anwesend sein wird, verwies er lediglich darauf, dass nun der Bundespräsident am Zug sei. Stocker betonte danach ebenfalls lediglich die Dringlichkeit der Fortkommens.

Meinl-Reisinger will "Konstruktivität" zeigen


"Faktum ist, Herbert Kickl ist gescheitert - mit seinem Anspruch eine Regierung zu bilden und selber Kanzler zu sein", sagte die NEOS-Chefin vor ihrem Termin um 11 Uhr in der Hofburg zu den davor zahlreich wartenden Journalisten. Sie selber sei in Kontakt mit den Parteivorsitzenden von SPÖ und ÖVP werde die verschiedenen Varianten mit ihnen sowie mit dem Bundespräsidenten besprechen, damit "die Bevölkerung rasch eine Regierung bekommt." Die möglichen Alternativen habe sie schon in den vergangenen Tagen der ÖVP aufgezeigt, um der Volkspartei zu zeigen, "dass man ja nicht ausgeliefert ist, den Allmachtsfantasien von Herbert Kickl".

Kogler für schwarz-rote Regierung

Die Bevölkerung sehe, dass "Kaiser Kickl nackt ist", sagte Kogler vor seinem Gespräch mit Van der Bellen. Es gehe nun um eine Zusammenarbeit der konstruktiven Kräfte, für eine Mehrheit im Nationalrat brauche es ÖVP und SPÖ. Der Grünen-Chef betonte - wie der Bundespräsident am Vortag - die Bedeutung von Kompromissbereitschaft für die liberale parlamentarische Demokratie. Er sprach von "neuem Optimismus": "Wir haben jetzt die Chance, wieder eine proeuropäische Regierung zu kriegen. Eine Regierung, die auch auf Medienfreiheit im Übrigen Wert legt und die Institutionen der Zweiten Republik arbeiten lässt."

"Wir haben, gegenüber dem, was jetzt gedroht hat, viel, viel mehr gemeinsam, als die Parteien trennt", meinte Kogler beim Verlassen der Hofburg. Das Trennende müsse man so behandeln, "dass es nicht wieder irgendwelche Unversöhnlichkeiten gibt". Auf diese Art könne es in den nächsten Wochen zu einer Regierung kommen. Die Rolle der Grünen im Fall einer ÖVP-SPÖ-Regierung beschrieb er so: "Immer, wenn es darum geht, dass wir Mehrheiten haben, spielen die Grünen eine Rolle, wenn es bei ÖVP-SPÖ knapp wird - ich finde zwar, das ist eine übertriebene Sorge - aber wir werden da immer Gespräche führen". Man könne aber auch "mit Rat und Tat" zur Seite stehen, da die Grünen in den vergangenen Jahren gezeigt hätten, dass sie regieren können. Eine Neuwahl sei ebenso eine Möglichkeit und "auch keine Tragödie", "es ist nur grad eben schon eine (Wahl, Anm.) gewesen, deshalb sollten die, die gewählt wurden, schauen, dass sie etwas zusammenbringen."

Noch kein Termin für Kickl bei VdB

Vorerst noch keinen Termin hat laut FPÖ der blaue Parteichef Herbert Kickl, der erst am Mittwoch bei Van der Bellen den Regierungsauftrag zurückgelegt hatte. Er werde einen solchen auf Wunsch des Präsidenten aber selbstverständlich wahrnehmen, hatte er am Mittwochabend betont.

Van der Bellen hatte am Mittwoch von vier Optionen nach dem Scheitern von Blau-Schwarz gesprochen: einer Neuwahl, einer Minderheitsregierung unter Duldung des Parlaments, einer Expertenregierung oder einer Koalition mehrerer Parteien. Außer Blau-Schwarz würden im Nationalrat auch ÖVP und SPÖ über eine (nur um eine Stimme abgesicherte) Mehrheit verfügen. Für nötige Stabilität könnten daher sowohl NEOS als auch Grüne mit ihren Stimmen sorgen.

Über die Zukunft wollen die Parteien allerdings auch intern sprechen - während die ÖVP bereits am Mittwoch einen Bundesparteivorstand einberufen hatte, trafen sich die Sozialdemokraten am Donnerstag im Parlament zur Präsidiumssitzung.

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(Quelle: apa)

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