Gerichtsurteil

Haft und Einweisung nach Lkw-Fahrt gegen Kirche in NÖ

Weil er im Juli 2024 mit einem Lkw gegen das Gebäude einer Pfingstkirche in Brunn am Gebirge (Bezirk Mödling) gefahren sein soll, stand ein Mann am Mittwoch, 5. Februar 2025, in Wiener Neustadt vor Gericht. Der Angeklagte muss sich u. a. wegen vorsätzlicher Gemeingefährdung verantworten.

Veröffentlicht: 05. Februar 2025 16:33 Uhr
Ein 32-Jähriger, der im Juli 2024 am Ende einer "Amokfahrt" von Wien nach Brunn am Gebirge einen Lkw gegen das Gebäude einer Pfingstkirche gesteuert hatte, ist am Mittwoch in Wiener Neustadt zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Der Angeklagte wurde u.a. wegen vorsätzlicher Gemeingefährdung schuldig gesprochen. Zudem wurde der Rumäne in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen. Das Urteil des Schöffensenats ist nicht rechtskräftig.

Der zuletzt in Wien wohnhafte Rumäne bekannte sich in der Schöffenverhandlung schuldig. Als Motiv nannte der Mann eine Kränkung, weil er nicht in die Glaubensgemeinschaft aufgenommen wurde. "Natürlich bin ich schuldig. Es tut mir leid. Es war nicht geplant, dass ich jemanden körperlich oder psychisch verletze", sagte der Rumäne. "Ich wollte schnell zur Kirche und das Glas kaputtmachen." Der Verteidiger beschrieb seinen Mandanten als "sehr religiösen Menschen, für den die Kirche der Mittelpunkt seines Lebens war".

"Amokfahrt" mit fünf Kollisionen

Der 32-Jährige soll am 8. Juli des Vorjahres auf einer "Amokfahrt" von Wien-Liesing nach Brunn am Gebirge fünf Kollisionen samt Verletzten verursacht haben. Nach den Unfällen setzte er seinen Weg ohne anzuhalten fort. Die Staatsanwältin sprach von einer "außergewöhnlich rücksichtslosen Fahrweise" des Beschuldigten. Zwei Frauen berichteten in der Einvernahme durch die Polizei von "Todesangst", sie trugen schwerwiegende seelische Folgen davon.

In Brunn am Gebirge soll er mehrmals einen Lkw mit Vollgas rückwärts gegen das Kirchengebäude gelenkt haben. Der Lastwagen krachte gegen den Eingangsbereich und die verglaste Außenwand. Im Anschluss ließ sich der Mann widerstandslos festnehmen. Am Gebäude entstand rund 825.000 Euro Schaden. "Wir haben ihm vergeben und wünschen alles Gute", sagte der 38-jährige Pastor, der zum Tatzeitpunkt in einem Büro im Erdgeschoß ein Ehevorbereitungsgespräch mit einem Paar geführt hatte.

Gutachter: "Bombe" schlummert im Angeklagten

Zuvor soll der Angeklagte am 22. Mai 2024 auf dem Parkplatz des Kirchengeländes eine Bibel zerrissen haben. Am 25. Mai des Vorjahres soll er während eines Livestreams einer Konferenz der Glaubensgemeinschaft Kommentare gepostet haben, hier gab es aber einen Freispruch vom Vorwurf der gefährlichen Drohung.

Gutachter Manfred Walzl beschrieb den Angeklagten als "extrem psychisch auffällig". Der 32-Jährige leide an einer Persönlichkeitsstörung, sei aber zurechnungsfähig. In dem Mann schlummere eine "Bombe", sagte der Sachverständige. "Es war de facto bereits der Ansatz einer Amokfahrt", meinte Walzl. Der Angeklagte habe aus seinen bisherigen Verurteilungen nichts gelernt, fühle sich nicht krank und verweigere Medikation. Außerhalb der Kirchengemeinde habe der Beschuldigte niemals Freunde gehabt, sagte die psychologische Sachverständige Anita Raiger. Nach einer Reihe an schwerwiegenden Delikten - wegen versuchten Totschlags hatte der Angeklagte in Deutschland bereits eine Gefängnisstrafe verbüßt - sah sie ein sehr hohes Rückfallrisiko.

Bereits 2022 Delikt in Verbindung mit Glaubensgemeinschaft

Der Angeklagte wurde auch wegen Gefährdung der körperlichen Sicherheit, teils schwerer Körperverletzung, gefährlicher Drohung, teils schwerer Nötigung und schwerer Sachbeschädigung schuldig gesprochen. Den Privatbeteiligten - darunter eine Versicherung und ein Opfer - wurden in Summe fast 40.000 Euro zugesprochen. Der Angeklagte meldete Berufung an, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab. Damit ist das Urteil nicht rechtskräftig.

Bereits 2022 war der Angeklagte wegen eines Delikts in Verbindung mit einer Einrichtung der Glaubensgemeinschaft verurteilt worden. Er wurde schuldig gesprochen, in St. Pölten einen Mann bedroht und Glasscheiben mit einem Teleskopschlagstock zerstört zu haben.

(Quelle: apa)

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