Interview in "ZiB2"

Haselsteiner zu Signa-Insolvenz: "Wie konnte mir das passieren?"

Hans Peter Haselsteiner am Donnerstag, 23. März 2023, im Rahmen der Programmpräsentation der Tiroler Festspiele Erl für die Wintersaison 2023/24 in Wien. 
Veröffentlicht: 25. Jänner 2024 07:17 Uhr
Hans Peter Haselsteiner nahm gestern in der "ZiB 2" Stellung zur krachenden Signa-Pleite. Dass das Geschäftsmodell eine Art Pyramidenspiel war und die Immobilien systematisch überbewertet wurden, glaubt er nicht. Die Verlierer der Pleite seien demnach die Investor:innen und einige große institutionelle Kreditgeber bzw. Fonds.
SALZBURG24 (tp)

Signa-Gesellschafter Hans Peter Haselsteiner sieht sich selbst und die anderen Aktionär:innen als die größten Verlierer der Signa-Pleite. "Eine breite Schädigung von Gläubigern findet nicht statt", sagte der Unternehmer am Mittwochabend in der "ZiB 2". Die Pleite sei für ihn "eine bittere Niederlage aus unternehmerischer Sicht", so Haselsteiner. "Wie konnte mir das passieren?" Er sei bereit, bei der Signa Development bis zu 25 Mio. Euro einzuschießen.

Haselsteiner nennt Gründe für Signa-Pleite

Haselsteiner ist an der Signa Holding mit 15 Prozent beteiligt, an der Immobilienentwicklungsfirma Signa Development hält er 9 Prozent. Die Ursachen für die Pleite sieht er vor allem in externen Faktoren. "Die Immobilienbranche ist abhängig von der Finanzierung, und die Zinslandschaft hat sich so radikal und in so kurzer Zeit geändert, dass es schwierig war, in dieser Zeit umzustellen." Der Krieg, der Energieschock, die Inflation und die Zinsen seien weitere Gründe für den Niedergang der Signa gewesen.

Ein Fehler sei es gewesen, "dass man zu lange an der Hoffnung vom frischen Kapital im nennenswerten Umfang festgehalten hat". Er selbst sei grundsätzlich bereit, der Signa Development bis zu 25 Mio. Euro zur Verfügung zu stellen. Es komme nun darauf an, ob die Gläubigerversammlung dieses Angebot annehmen werde. Dann werde man den Schaden minimieren können. Bei der Signa Prime habe er keine Beteiligung, daher werde er dort kein Kapital zuschießen.

Wer hat durch Insolvenz verloren?

Die Verlierer der Pleite seien die Investoren und einige große institutionelle Kreditgeber bzw. Fonds, "auch die werden Federn lassen müssen". Die Banken seien vergleichsweise weniger betroffen "und sonst wird es kaum Geschädigte geben". Signa-Gründer René Benko habe durch die Pleite einen Großteil seines Vermögens verloren und sei "desperate".

Bei der Signa habe Benko eine "aktive Gesellschafterrolle gespielt" und habe in die Management-Entscheidungen sehr wohl eingegriffen bzw. sei darüber informiert gewesen. "Es ist ja kein Geheimnis, dass man ihm die faktische Geschäftsführung unterstellt." Benko habe "die Zügel in der Hand gehabt" und seine Mitarbeiter und seine Geschäftsführer angewiesen. "Da sollte er sich auch nicht drücken, in meinen Augen."

Kaufinteressenten für Krone und Kurier

Dass das Geschäftsmodell eine Art Pyramidenspiel war und die Immobilien systematisch überbewertet wurden, glaubt Haselsteiner nicht. "Die Signa hat bis zur Insolvenz keine einzige Immobilie unter dem Buchwert verkauft." Möglicherweise sei sie aber zu schnell gewachsen. Ihre große Schwäche sei der Handel gewesen, das habe Reserven verzehrt. Dass Bilanzen immer verspätet gelegt wurden, ist für Haselsteiner "kein großes Vergehen".

Was das halbfertige Kaufhaus Lamarr auf der Wiener Mariahilfer Straße angeht, geht Haselsteiner davon aus, dass die Mitgesellschafter der Luxury Group ihr Interesse an dem Standort aufrechterhalten werden. Für die indirekten Beteiligungen der Signa Holding an "Kronen Zeitung" und "Kurier" gebe es Interessenten. "Alle warten, dass es billiger wird. Auch hier sind die Schnäppchenjäger sicher unterwegs."

Wer ist Hans Peter Haselsteiner?

Hans Peter Haselsteiner ist ein österreichischer Unternehmer und bekannt als ​ Mitbegründer und langjähriger CEO der Strabag SE, einem der größten Baukonzerne Europas. Er hat sich auch politisch engagiert und war Mitglied des Nationalrats. Sein Engagement in verschiedenen sozialen und kulturellen Projekten, insbesondere als Förderer der Kunst und Kultur, hat ihn zu einer einflussreichen Persönlichkeit in der österreichischen Wirtschafts- und Politiklandschaft gemacht.

(Quelle: apa)

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