Persönliche Erfahrungen

Hass und Drohungen für Bürgermeister Alltag

Veröffentlicht: 18. Februar 2020 14:36 Uhr
Hass, Morddrohungen, üble Nachrede – all das gehört im Job eines so manchen Bürgermeisters heutzutage zum Alltag. Dass das Bürgermeisteramt trotz aller Herausforderungen ein erfüllender Job ist, darin sind sich die Diskutanten bei der siebenten Internationalen Bürgermeisterkonferenz am Dienstag in Wien einig gewesen.

Beim Mayor's Talk teilten Bürgermeister aus Italien, Slowenien, Deutschland und dem Libanon ihre persönlichen Geschichten. "Für meinen starken Einsatz für Flüchtlinge musste ich mich bei meinen Mitbürgern rechtfertigen", sagte Isabella Conti, Bürgermeisterin der Gemeinde San Lazzaro di Savena im Norden Italiens. "Ich musste den Menschen erklären, dass wir nur eine Atmosphäre der Angst und Entfremdung schaffen würden, wenn wir wie die (rechtspopulistische Partei) Lega vorgehen".

Einen Beweis dafür, dass ihre Arbeit richtig war, sieht Conti in den Wahlergebnissen - für ihr erstes Mandat wurde sie mit 59 Prozent gewählt, für ihr zweites mit 81 Prozent. "Polarisierung ist ein großer Fehler. Stattdessen müssen wir Räume schaffen, in denen sich alle akzeptiert fühlen", sagte die 38-Jährige.

Hassbotschaften und Lügen im Netz

Auch Igor Marentic, Bürgermeister der Stadt Postojna im Südwesten Sloweniens, sprach von andauernden Hassbotschaften und Lügen in Sozialen Medien. Mehrmals habe er auch persönliche Drohungen erlebt. Auch Marentic setzt sich für die Integration von Flüchtlingen ein, was bei den Einheimischen die Angst ausgelöst habe, dass diese Flüchtlinge ihnen die Jobs wegnehmen würden. Als Bürgermeister sei man überdies immer im Einsatz und man werde für alles Mögliche verantwortlich gemacht. "Trotzdem ist dieser Job extrem erfüllend", so Marentic.

Rücktritt nach Todesdrohungen

Tjark Bartels erzählte von seiner Erfahrung als Landrat des niedersächsischen Landkreises Hameln-Pyrmont in Norddeutschland. Der 50-Jährige trat im Oktober zurück. Im Mai 2019 habe er eine Todesdrohung per E-Mail bekommen, nachdem er in einem Missbrauchsfall Fehler seiner Behörde eingestanden hatte. "Ich habe die Verantwortung übernommen, aber die Menschen unterscheiden nicht zwischen schuldig sein und die Verantwortung zu übernehmen", sagte er. Man glaube auch immer, man sei gegen den ständigen Hass im Netz resistent. "Aber nachdem etwas in uns bricht, dauert es lange Zeit, bis es verheilt", warnte Bartels.

Bürgermeister kämpfen für Transparenz

"Im Libanon gibt es viele Herausforderungen: fehlende Infrastruktur, Müllabfuhr-Krise, schlechte Wasserversorgung, hohe Arbeitslosigkeit und eine hohe Zahl syrischer Flüchtlinge", sagte Mohammad Saadie, Präsident mehrerer Gemeinden im Nord-Libanon. Saadie nennt sich selbst einen Pionier im Kampf für mehr Transparenz: "Jeder Bürger muss wissen, was mit den öffentlichen Geldern passiert." In seinen Gemeinden würden daher die kommunalen Entscheidungsprozesse transparent ablaufen – inklusive Liveübertragungen von Gemeinderatssitzungen und Auflistung sämtlicher Ausgaben.

(Quelle: apa)

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