Hlawati folgt damit Thomas Schmid nach, der aufgrund von kompromittierender Chats vorzeitig von seinem Amt zurückgetreten ist. Sie wird die Position am 1. Februar 2022 übernehmen. Derzeit führt noch Christine Catasta die Geschäfte der ÖBAG interimistisch. Die Staatsholding verwaltet die Staatsanteile an heimischen Börsenschwergewichten wie der OMV, Post und Telekom Austria.
Hlawati galt als Favoritin
Hlawati, die in Medien bereits als Favoritin kolportiert wurde, hat sich damit gegen die vier anderen Kandidaten auf der Short List durchgesetzt. Laut der ÖBAG hatten sich insgesamt 123 Personen auf die Position des ÖBAG-Vorstandes beworben. Davon waren nur 11 Frauen. Der Auswahlprozess fand gemeinsam mit dem Personalberater Egon Zehnder statt.
"Ich freue mich, auf bewährten Strukturen aufzubauen und Kontinuität gewährleisten zu können. Ich bin der ÖBAG seit vielen Jahren beruflich sehr verbunden und kann meine Expertise rund um die Staatsholding nun auch operativ als unabhängiger Vorstand einbringen", sagte die designierte Chefin selbst in einer Aussendung der ÖBAG. Das Beteiligungsmanagement als Kernaufgabe der ÖBAG wolle sie in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen. Darübe hinaus sollen aber auch die "Governance Standards der ÖBAG entlang internationaler Maßstäbe" weiterentwickelt werden. Das sei auch im Interesse des heimischen Kapitalmarktes, so Hlawati.
Juristin wird neue ÖBAG-Chefin
Die Juristin bringt viel Erfahrung für den Job mit, berät die ÖBAG schon lange und ist Vorsitzende des Aufsichtsrates bei der Post und der Telekom Austria. Die Juristin gilt als ÖVP-nahe und ist Partnerin der Wiener Kanzlei Cerha.
Neben Hlawati war auch der Siemens-Österreich-CEO Wolfgang Hesoun (61) in der engeren Auswahl, er wurde in Medien ebenfalls als heißer Kandidat für den Chefposten gehandelt. Am Freitag meldete sich der Siemens-Österreich-Chef selbst zu Wort. Die Position des ÖBAG-Chefs sei für ihn nicht weiter von Interesse. "Nach dem Abgang von Thomas Schmid bei der ÖBAG gab es Stimmen, die für die Neubesetzung der Funktion einen erfahrenen Industriemanager forcierten", so Hesoun in einer Aussendung. Dieser Weg sei ihm damals "der einzig richtige Ansatz" erschienen. Nun habe sich das Anforderungsprofil aber offenbar geändert und stehe "nicht mehr mit Industrie- und Managementerfahrung im Zusammenhang", so Hesoun.
Opposition kritisiert mangelnde Transparenz bei Auswahl
Von den Oppositionsparteien kam heute breite Kritik an der mangelnden Transparenz im Auswahlverfahren: "Aufsichtsratsvorsitzender Kern hätte ein ordentliches und zumindest teilöffentliches Auswahlverfahren durchführen müssen. Dann hätte die Besetzung jetzt nicht den Hautgout, dass letztlich die ÖVP-Nähe von Frau Hlawati den Ausschlag gegeben hat - auch wenn das vielleicht gar nicht der Fall ist", sagte NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos in einer Aussendung am Freitag.
Nach der Wahl müsse sich die ÖBAG nun organisatorisch neu aufstellen und eine Doppelspitze einführen. "Ein Alleinvorstand widerspricht einer guten Unternehmensführung und auch allen Governance-Grundsätzen des Bundes", so Hoyos.
"Zweier-Vorstand" fehlt weiterhin
Auch die SPÖ monierte, dass die von Experten geforderte "Zweier-Vorstand" bei der ÖBAG weiter fehlt. Stattdessen habe es nun "erneut eine von der ÖVP dirigierte und vorher abgemachte Bestellung" gegeben, das tue dem Ansehen der ÖBAG nicht gut, sagte Klubvizechef Jörg Leichtfried. Christian Hafenecker von der FPÖ sieht in der Wahl einen erneuten Postenschacher bei der ÖBAG. "Offenbar hat die türkise Kamarilla aus dem Debakel rund um die Berufung des Thomas Schmid nichts gelernt und einmal mehr ein Mitglied der 'türkisen Familie' zum Chef der Milliarden Holding gemacht."
Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) gratulierte Hlawati indessen zu der Wahl zur neuen ÖBAG-Chefin. Sie sei eine "ausgewiesene Kapitalmarktexpertin mit internationaler Erfahrung". "Ich bin überzeugt, dass diese breite und langjährige Erfahrung einen Mehrwert für die ÖBAG, die Beteiligungen der Republik und damit das Vermögen der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler bringt", so der Minister laut in einem Statement vom Freitag.
(Quelle: apa)