Alttextilien

Warum Kleiderspenden oft mehr schaden als nützen

Veröffentlicht: 22. Mai 2025 14:24 Uhr
Kleiderspenden gelten oft als guter Zweck – doch laut der NGO Südwind bringen Secondhand-Exporte nach Afrika auch schwerwiegende Probleme mit sich. Besonders in Ländern wie Uganda verdrängen gebrauchte Textilien die lokale Produktion, belasten Umwelt und Arbeitsmärkte.

Getragenes Gewand wird gerne gespendet, damit es wohltätigen Zwecken zukommt, statt im Mülleimer zu landen. Laut der Wiener NGO Südwind haben Secondhand-Textilien aber spürbare negative Auswirkungen auf afrikanische Länder wie etwa Uganda. Der Anstieg von Alttextilien durch Fast-Fashion sei inzwischen "als zentrales Umwelt-, Klima- und Menschenrechtsproblem anerkannt", so Südwind-Sprecherin Gertrude Klaffenböck bei einem Pressegespräch am Donnerstag.

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In Österreich seien 2022 circa 228.100 Tonnen an Textilabfällen entstanden und davon 67.000 Tonnen ins Ausland exportiert worden. Zentrales Problem, so die Aktivistin, sei "die Intransparenz dieser Handelsströme". Über Asien oder europäische Nachbarländer würden gebrauchte Gewänder häufig in Afrika landen und dort die Umwelt verschmutzen und Arbeitsmärkte belasten.

Uganda als Beispiel

Im ostafrikanischen Uganda hätten Secondhand-Importe zwar positive Effekte, erklärt die ugandische Gewerkschafterin Faith Irene Lanyero. Durch Handel und Transport von alten Kleidern entstünden nämlich Einkommensquellen und circa 700.000 Arbeitsplätze. Die lokale Industrie könne indes "nicht einmal die Hälfte der inländischen Nachfrage produzieren". Gebrauchtkleidung sei zudem ein "vernünftiges Bekleidungsmodell" für viele Menschen. Eine gebrauchte Bluse könne man für umgerechnet weniger als zwei Dollar kaufen, während neu hergestellte Stücke bis zu zehn Dollar kosten würden.

Gleichzeitig aber habe die "starke Abhängigkeit von der Einfuhr gebrauchter Kleidung die Entwicklung der einheimischen Textilproduktion in Uganda untergraben", sagt Lanyero, und diese "vollkommen zerstört". Sei der Verkauf von gebrauchten Textilien in Uganda für viele "die einzige Möglichkeit, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten", so würde andererseits "auch die Kinderarbeit gefördert". Gehälter und Arbeitsbedingungen in der ugandischen Textilindustrie seien prekär, die Gewerkschafterin spricht von "moderner Sklavenarbeit".

Lob hat Südwind-Sprecherin Klaffenböck für das EU-Lieferkettengesetz und die neue Ökodesign-Verordnung (ESPR) übrig, warnt jedoch davor, diese zugunsten von Fast-Fashion-Firmen aufzuweichen. Sie rät Verbrauchern hierzulande zwar nicht davon ab, alte Kleider zu spenden, aber empfiehlt, weniger Gewand zu kaufen und vorhandene Textilien länger zu verwenden: "Das nachhaltigste Kleidungsstück ist jenes, das gar nicht produziert ist."

(Quelle: apa)

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