Der Tod einer Mühlviertlerin, die Mitte Oktober mit einem Aorteneinriss ins Krankenhaus Rohrbach gekommen war und von keinem spezialisierten Spital weiterbehandelt werden konnte, wirft Fragen zu den Kapazitäten des Gesundheitswesens auf. Denn mehrere Spitäler hatten aus Kapazitätsgründen abgesagt. Das Linzer Uniklinikum hat erst vor wenigen Tagen angekündigt, planbare Operationen zurückzufahren, um die Notfallversorgung gewährleisten zu können.
Die Frau war am 14. Oktober wegen Schmerzen in der Brust ins Spital in Rohrbach gekommen. Dort wurde ein Aorteneinriss festgestellt, die Patientin hätte in eine Spezialklinik gebracht werden müssen. Weder im Linzer Kepler-Uniklinikum (KUK) noch im Klinikum Wels-Grieskirchen, im Uniklinikum St. Pölten und im Krankenhaus Passau konnte man sie übernehmen. Erst in den Salzburger Landeskliniken erklärte man sich bereit - da war die Frau allerdings nicht mehr transportfähig. Sie starb im 55. Lebensjahr. Der am Sonntag via "Krone" bekanntgewordene Fall zog zahlreiche politische Reaktionen nach sich, die zuständige Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP), teilte mit, sie habe die Gesundheitsholding - den Träger von KUK und Klinikum Wels-Grieskirchen - angewiesen, die Geschehnisse aufzuklären und lege Wert darauf, dass eine umfassende Analyse zu den Abläufen gemacht werde.
KUK streicht OPs wegen Personalmangels
Das KUK hatte erst in der Vorwoche bekanntgegeben, dass man die Zahl der Operationen von gut 2.000 pro Monat um durchschnittlich rund 150 Eingriffe reduzieren werde. Grund sei ein Mangel bei Anästhesistinnen und Anästhesisten sowie beim OP-Pflegepersonal. "Um weiterhin eine qualitativ hochwertige und sichere Versorgung gewährleisten zu können, werden die OP-Kapazitäten ab November 2025 KUK-weit vorübergehend angepasst", hatte es in einer Aussendung am Donnerstag - mehrere Tage nach dem damals noch nicht öffentlich bekannten tragischen Zwischenfall in Rohrbach - geheißen.
Verschoben würden demnach ausschließlich planbare Operationen, bei denen eine Verschiebung medizinisch vertretbar sei. Ziel sei es, "die vorhandenen personellen Ressourcen verantwortungsvoll einzusetzen und gleichzeitig die Versorgungssicherheit für alle Patientinnen und Patienten aufrechtzuerhalten." Mit dem dritten Quartal 2026 hoffe man wieder auf das bisherige Operationsniveau zu kommen.
St. Pölten hatte Notfall, Wels-Grieskirchen kein Intensivbett
Aus dem Universitätsklinikum St. Pölten hieß es, dass die Anfrage aus Rohrbach um etwa um 21.30 Uhr eingegangen sei. "Zu dieser Zeit war die Dienstmannschaft gerade mit einem Notfall befasst", man habe daher keine Zusage für eine Übernahme einer externen Patientin tätigen können. Die Herzchirurgie St. Pölten versorge regelmäßig Patientinnen und Patienten, die nicht aus Niederösterreich kommen, wenn Kapazitäten frei seien, "obwohl wie in diesem Fall Oberösterreich nicht zum Zuständigkeitsbereich laut ÖSG (Österreichischer Strukturplan Gesundheit, Anm.) gehört", wurde in einer schriftlichen Stellungnahme mitgeteilt. Man betonte: "Im konkreten Fall lag es nicht an der Verfügbarkeit der Intensivkapazität, sondern an einem akuten Notfall-Patienten, der das herzchirurgische Team beschäftigt hat."
Im Klinikum Wels-Grieskirchen hingegen lag es an einem fehlenden Intensivbett, dass man die Patientin nicht aufnehmen habe können, so Sprecherin Kerstin Pindeus zur APA. Dass es die Anfrage aus Rohrbach gegeben hat, wurde aus dem Spital bestätigt.
Salzburg hätte übernommen
Bei den Barmherzigen Brüdern in Linz hieß es, man verfüge gar nicht über die entsprechende Abteilung. Ein derartiger cardio-vaskulärer Notfall müsse in einer Herzchirurgie versorgt werden, das Spital habe aber lediglich eine Gefäßchirurgie und sei damit für den Eingriff gar nicht ausgerüstet, so Sprecherin Claudia Kolb. Dass dennoch angefragt worden sei, könne sie sich nur damit erklären, dass man sich in Rohrbach völlig verzweifelt an jeden Strohhalm geklammert habe.
Bei den Salzburger Landeskliniken betonte man hingegen, dass man die Patientin übernommen hätte. "Wir haben zugesagt", so Sprecher Stefan Tschandl zur APA, aber dann habe man aus Rohrbach die Information bekommen, dass die Frau nicht mehr transportfähig sei.
Das Klinikum Passau kündigte für Montag eine Stellungnahme an.
Eypeltauer: "Gesundheitswesen strukturell überfordert"
NEOS-Landessprecher Felix Eypeltauer forderte nach dem Fall eine "ehrliche Reform" im Gesundheitssystem, die über die Finanzierungsseite hinausgehe. Denn "wenn in einer Notsituation quer durch mehrere Bundesländer keine Klinik aufnehmen kann, dann hat nicht das Personal versagt, sondern das System. Diese Tragödie zeigt, dass unser Gesundheitswesen strukturell überfordert ist."
(Quelle: apa)




