Das Finanzloch bei der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) ist wie berichtet größer als zunächst angenommen. Im November war noch von einem Minus von 800 Millionen Euro die Rede. Nun wird für das heurige Jahr ein Defizit von 906 Millionen Euro – 4,29 Prozent des Gesamtbudgets – erwartet. Das liegt laut ÖGK nicht nur an der schlechten Wirtschaftslage, sondern auch an stark steigenden Kosten im Gesundheitsbereich.
Gründe für steigende Kosten im Gesundheitsbereich
Konkret seien die Ausgaben im Bereich der Vertragsärzt:innen um 8,3 Prozent angestiegen, heißt es auf SALZBURG24-Anfrage. Grund für diese Entwicklung seien nicht nur mehr Arztbesuche, sondern auch, dass die Menschen pro Termin mehr medizinische Leistungen in Anspruch nehmen. Außerdem seien die Behandlungen durch medizinische Fortschritte teurer. Hinzu kommen steigende Vertragstarife für Ärztinnen und Ärzte.
Damit die Gesundheitsversorgung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten abgesichert ist, besteht also dringender Handlungsbedarf. Ein Teil des geplanten Maßnahmenpaketes ist der Ausbau der Telemedizin. Patientinnen und Patienten nehmen dabei medizinische Leistungen in Anspruch, ohne dafür direkt einen Arzt, ein Krankenhaus oder eine Apotheke aufzusuchen. Diagnosestellung, Behandlung und Weiterbetreuung können stattdessen in Form von Text, Ton und/oder Bild erfolgen.
Videoberatung bei 1450 geplant
Ein Beispiel, das wohl den meisten von uns noch aus der Zeit der Corona-Pandemie im Kopf ist, ist die sogenannte Telekonsultation – also die Beratung per Telefon oder Video. Ausgebaut werden soll die Gesundheitshotline 1450. Patientinnen und Patienten können sich bei akuten Beschwerden oder Gesundheitsfragen melden. Künftig sind auch Videoberatungen geplant, teilt die ÖGK mit. Durch eMedikation bzw. eRezepte können zudem Medikamente elektronisch verschrieben werden, was zu einer Reduktion des Verwaltungsaufwandes beitragen soll.
Große Hoffnung setzt die Gesundheitskasse darüber hinaus in „WAHonline“. Wahlärzt:innen in ganz Österreich können durch das IT-System ihre Honorarnoten online direkt an die ÖGK schicken. Mit der Zustimmung der Patient:innen werden die bezahlten Rechnungen an die Krankenversicherung geleitet. Die Versicherten selbst müssen also nichts mehr einreichen. Ihr Geld sollen sie innerhalb von 14 Tagen zurückbekommen. Seit 1. Juli 2024 ist „WAHonline“ bereits für Wahlärzt:innen mit mehr als 300 Patientinnen und Patienten pro Jahr gesetzlich verpflichtend. Ziel sind die Senkung des administrativen Aufwands sowie der Druck- und Papierkosten.
Investitionen vom Bund gefordert
Alleine mit Maßnahmen wie diesen wird die ÖGK die langfristige Finanzierbarkeit und den Ausbau des Gesundheitssystems aber nicht stemmen können – gerade in Hinblick auf die demografische Entwicklung. Es sei zusätzliche finanzielle Unterstützung vom Bund nötig. Wie die künftige Bundesregierung mit dieser Situation umgeht, wird sich erst zeigen. Die Ärztekammer stellte bei einer Pressekonferenz am Freitag in Salzburg fünf Forderungen an die künftige Bundesregierung. Dazu zählen etwa Investitionen des Bundes in die Gesundheitsversorgung, der Abbau der Bürokratie oder Maßnahmen gegen den Ärztemangel.
Weitere Anwendungsfelder der Telemedizin
Zwei weitere Beispiele für Bereiche, in denen die Telemedizin in Österreich eingesetzt wird, findet ihr hier.
Teledermatologie-Projekte in Tirol und der Steiermark: Laut der steirischen Ärztekammer haben bis zu 30 Prozent der Hausarztbesuche mit Hautproblemen zu tun: Von Ausschlägen über Wunden bis zu Hautveränderungen, die Krebs befürchten lassen. Dermatologische Behandlungen sollen durch telemedizinische Anwendungen schneller und effizienter erfolgen. Die Erstdiagnose erstellt die Hausärztin oder der Hausarzt. Diese wird dann mit Bildern weiter an die beteiligten Hautärztinnen und Hautärzte geschickt. Innerhalb von 48 Stunden soll eine Antwort vorliegen.
Herzmobil Tirol: Das Versorgungsprogramm für Patient:innen mit Herzinsuffizienz beinhaltet ebenfalls telemedizinische Anwendungen. Ziel ist neben der Stabilisierung der Erkrankung auch die Reduktion von Krankenhausaufenthalten. Wer an dem Programm teilnehmen will, erhält noch im Krankenhaus erste Informationen und ein Geräteset. Die Einweisung übernimmt spezialisiertes Pflegepersonal mit ersten Messungen und Datenerfassungen. Innerhalb der ersten Woche nach der Entlassung steht eine Untersuchung bei einem teilnehmenden Arzt oder einer Ärztin auf dem Programm. Hinzu kommt in dieser Zeit ein Hausbesuch einer Pflegeperson. Weitere Schulungen für die Patient:innen selbst werden dann daheim durchgeführt. Auch die Angehörigen werden bei Bedarf eingebunden. Übertragen und überwacht werden die Daten – etwa Blutdruck, Puls und Gewicht – mit einer Handy-App. Auf Basis dieser Daten werden nötige Therapiemaßnahmen in die Wege geleitet.
(Quelle: salzburg24)