Österreich

Österreicher in Ungarn angeklagt: "Hatte große Angst um mein Leben"

Veröffentlicht: 11. August 2013 08:45 Uhr
Ein in Salzburg wohnhafter Kärntner sitzt seit Oktober 2012 in Ungarn in Untersuchungshaft, seit Jänner in der südungarischen Stadt Szeged.  Zu seiner Familie habe der Österreicher regelmäßig Kontakt. Der Prozess beginnt am 22. Oktober in Szeged, die Anklage lautet auf vorsätzlichen Mord.

Dem 35-Jährigen wird vorgeworfen, mit seinem Geländewagen Marke "Hummer" einen ungarischen Polizisten absichtlich überfahren und getötet zu haben. Den Österreicher trafen bei seiner Festnahme sechs Projektile. Der 35-Jährige bestreitet alle Vorwürfe.

"Kann mich nicht erinnern"

Die Ereignisse am 11. Oktober 2012 in der Ortschaft Apatfalva, im Zuge derer ein Polizist getötet wurde, schilderte er folgendermaßen: "Ich habe das Problem, dass ich mich nicht an den Augenblick erinnern kann, wo ich den Polizisten überfahren habe. Ich kann mich daran erinnern, dass ich mit Spray attackiert wurde, nichts mehr gesehen habe und aufs Gas getreten bin. Soweit kann ich mich verantworten. Ich wurde durch einen Tritt gegen die Autotür auf den Polizisten aufmerksam, der neben mir gefahren ist mit dem Motorrad. Durch eine unabsichtliche Lenkbewegung habe ich den Polizisten in Gefahr gebracht." Unmittelbar darauf sei auf den Österreicher geschossen worden. "Ich hatte schon in dem Moment Angst, in dem ich stehen geblieben bin. Ich habe dann nach links zu dem Polizisten geschaut und direkt den Spray ins Gesicht bekommen. Da habe ich einfach Gas gegeben. Und da ist dann der Unfall passiert."

Zunächst Polizeikontrolle

Begonnen hatte alles mit einer Polizeikontrolle. Der Mechaniker war mit drei deutschen Hummer-Fahrern von einer Offroad-Tour kommend auf dem Heimweg aus Rumänien. In Apatfalva wurde der Konvoi wegen überhöhter Geschwindigkeit von zwei Polizisten gestoppt.

"Wir sind in einer Kolonne zu vier Autos gefahren. Das letzte Fahrzeug war angeblich zu schnell und wurde angehalten. Da habe ich mit meinem Fahrzeug gewendet und bin zurück gefahren zur Polizei, um zu klären, warum gerade eines der vier Autos, die alle die selbe Geschwindigkeit fuhren, zu schnell gewesen sein soll. Man hat aber nicht mit uns gesprochen, wir wurden weitergeschickt. Da die ersten zwei Fahrzeuge weitergefahren sind, fuhr ich ihnen nach, während der letzte meiner Kollegen zur Post gefahren ist und dort die von der Polizei verhängte Strafe bezahlt hat - umgerechnet 130 Euro."

Situation eskalierte

Dann sei die Situation immer mehr eskaliert: "Inzwischen sind wir drei zur Polizei zurückgefahren. Als unser vierter Mann dann eingetroffen ist, wollte niemand mit uns sprechen, man hat uns lediglich aufgefordert weiterzufahren. Dabei hat man sehr aggressiv uns gegenüber agiert. Man hat uns mit Stößen gegen die Brust gezeigt, dass wird doch endlich gehen sollen."

Die Beamten hätten die vier Geländewagen zurück auf die Hauptstraße eskortiert. "Nacheinander – ich war das zweite Fahrzeug. Wir fuhren weiter in Richtung Österreich. Uns wurde seitens der Polizei gesagt, dass ein Radarfahrzeug am linken Fahrbahnrand steht, irgendwo beim Ortseingang. Dieses Fahrzeug hätte die Aufnahmen hinsichtlich der Geschwindigkeitsüberschreitung gemacht. Und um zu prüfen, ob dieses Fahrzeug wirklich ein Radar hatte, bin ich mit meinem Geländewagen über die Mittelspur etwas nach links gefahren und habe in das Fahrzeug geschaut. In dem Moment wendete das Auto und fuhr los, ich musste nach rechts ausweichen. Dann habe ich im Rückspiegel gesehen, dass mir der Wagen folgt. Ich habe exakt auf die Geschwindigkeit geachtet - nur nicht schneller als 40 km/h. Ich wollte nichts falsch machen. Die beiden Kollegen hinter mir haben dann ein eigenes Video gedreht."

Schüsse auf Österreicher

Doch plötzlich habe der 35-Jährige die Sirenen gehört und sich gedacht: "Was wollen die schon wieder. Wir hatten doch gerade eine Kontrolle – wir haben nichts falsch gemacht. Ich habe den Motorrad-Polizisten neben mir erst bemerkt, als er mir gegen die Autotür getreten hat. Daraufhin bin ich unachtsam gewesen, mein Fahrzeug kam über das rechte Bankett. Habe dann nach links gelenkt, und habe dabei anscheinend das Motorrad touchiert. Das wurde mir nur gesagt, das habe ich nicht bemerkt. Ich habe nur bemerkt, dass dann ab diesem Zeitpunkt auf mich geschossen wurde."

"Hatte panische Angst"

Auf einem Video, das auch in die Medien gelangte, war zu sehen dass der Österreicher bei seiner Festnahme erheblichen Widerstand leistete: "Zu diesem Zeitpunkt habe ich nicht gewusst, dass ich jemanden überfahren habe. Ich habe gewusst, ich habe etwas überfahren. Ich hatte natürlich panische Angst, weil weiter auf mich geschossen wurde. Ich spürte die Schüsse in meinem Körper. Ich bin dann mit erhobenen Händen aus dem Auto gestiegen und habe versucht mich zu ergeben. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich große Angst um mein Leben."

 

Laut dem inhaftierten Österreicher hätten die Entlastungszeugen "solche Angst vor der ungarischen Polizei, dass sie nicht nach Ungarn einreisen möchten." Sie hätten ihre Aussagen notariell beglaubigen lassen und ihr Video als Beweismittel zur Verfügung gestellt. Seinem Prozess sieht der 35-Jährige mit gemischten Gefühlen entgegen. „Die Staatsanwaltschaft hat ja nur gegen mich ermittelt, und nicht für mich. Und dementsprechend sind auch die Ermittlungsergebnisse nur gegen mich. Wir wollen mit neuem Gutachten nachweisen, dass Gas (Spray, Anm.) verwendet wurde, dass der eine Polizist in meinem Auto war, denn er bestreitet ja, dass das Fenster offen war."

Schlechter Gesundheitszustand

Sollte er zu einer Gefängnisstrafe verurteilt werden, möchte der zweifache Familienvater seine Strafe in Österreich absitzen. "Das wäre mein größter Wunsch." Seinen Gesundheitszustand beschrieb der 35-Jährige als nicht besonders erfreulich: "Ich habe starke Schmerzen wegen der Verletzungen, im Rücken, im Knie, im Fuß und in der Hand. Hand und Knie sind bewegungseingeschränkt. Für den Rücken bekomme ich Schmerzmittel, um den Tag zu überstehen. Ich habe 25 Kilo abgenommen." (APA)

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(Quelle: salzburg24)

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