Im Gespräch mit der APA erklärte Kocher, dass sein Mandant alle drei Vorwürfe der Anklage - "Tötung einer öffentlichen Person", "bewaffnete und fortlaufend ausgeübte Gewalt" gegen andere Polizisten und "Gefährdung des Straßenverkehrs" bestreitet.
Ungarn: Polizist starb auf Weg ins KH
Der Mechaniker aus Kärnten - er wohnte vor seiner Verhaftung in Salzburg - soll am 11. Oktober 2012 in der südungarischen Ortschaft Apatfalva mit seinem Geländewagen des Typs "Hummer" bei einer Fahrzeugkontrolle einen Motorradpolizisten absichtlich überfahren haben. Der 34-jährige Beamte, Vater von drei Kindern, verstarb noch im Hubschrauber auf dem Weg ins Krankenhaus.
Mit Schüssen gestoppt
Der Österreicher wurde schließlich mit vier Schüssen gestoppt, die Kollegen des Motorradpolizisten auf ihn abgegeben haben. Die Projektile haben den Hummer-Fahrer nicht lebensgefährlich verletzt. Gegen seine Festnahme soll er sich heftig gewehrt haben.
Ende Mai wurde in Ungarn Mordanklage gegen den gebürtigen Villacher erhoben. "Er bestreitet eine vorsätzliche Tötung", sagte Kocher. Der Österreicher sei zuvor von einem zweiten Motorradpolizisten mit Pfefferspray attackiert worden und deshalb unkontrolliert weggefahren. "Er ist in Panik geraten. Es war kein zielgerichtetes Wegfahren." Sein Mandant habe eine "willensunabhängig gesteuerte Handlung" gesetzt, erklärte der Jurist.
35-Jähriger mit Pfefferspray besprüht
Von dem Pfefferspray-Einsatz gebe es Videoaufnahmen mit einem Handy, die bei dem Prozess zur Entlastung des 35-Jährigen vorgelegt würden, sagte Kocher. Die Aufnahmen stammten von einem anderen Hummer-Fahrer, der mit dem Österreicher unterwegs war. Das Video zeige, dass der zweite Motorradpolizist mit seinem Arm in das Cockpit des Wagens des Österreichers gegriffen habe, daraufhin habe sich der Hummer in Bewegung gesetzt und den 34-jährigen Motorradpolizisten überfahren.
In der Anklageschrift wird diese "Pfefferspray-Attacke" aber nicht erwähnt. Demnach habe ein Polizist gegenüber Ermittlern zwar einen Pfefferspray erwähnt, der Einsatz sei dem Beamten zufolge aber erst erfolgt, nachdem sein Kollege von dem Beschuldigten überfahren worden war. Die ungarische Staatsanwaltschaft geht in der Anklage davon aus, dass der zweite Motorradpolizist die Fahrertüre des Geländewagens öffnen wollte. Weil ihm das nicht gelungen sei, habe er versucht, mit einem Ellbogen das Fenster der Türe einzuschlagen. In diesem Moment sei der Angeklagte mit hoher Geschwindigkeit davongefahren, heißt es.
Ungereimtheiten in der Anklage
Und obwohl der Österreicher schon angeschossen und verletzt worden war, habe er versucht, mit einem Messer Polizisten zu attackieren, lautet der weitere Vorwurf der Staatsanwaltschaft.
Verteidiger Martin Kocher ortet einige Ungereimtheiten in der Anklage. Er hofft auf einen Freispruch vom Vorwurf der vorsätzlichen Tötung. Dass der Österreicher mit einem Messer auf Polizisten losgegangen sei, weist der Beschuldigte ebenfalls vehement zurück. "Er hat niemanden mit einem Messer attackiert", sagte sein Salzburger Verteidiger. "Unser Part in der Causa ist, zu schauen, dass alles in richtige Bahnen gelenkt wird und wie es nach der Verhandlung weitergeht, welche Möglichkeiten der Auslieferung es gibt." Kocher ist Konzipient in der Salzburger Anwaltskanzlei von Rechtsanwalt Bernhard Kettl.
Kärntner droht bis zu lebenslang
Bei einer Verurteilung im Sinne der Anklage droht dem Mechaniker eine Strafe von zehn bis 20 Jahren oder sogar lebenslang. Als weitere Prozesstage sind der 24., 29. und 31. Oktober angesetzt.
Der Angeklagte befand sich an jenem 11. Oktober 2012 auf dem Heimweg von einem Hummer-Treffen in Rumänien. Er wurde von drei Männern begleitet, die ebenfalls am Steuer eines Geländewagens saßen. In Apatfalva wurden die Lenker wegen Überschreitens der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von zwei Polizisten gestoppt. Als einer der beiden die Papiere des Österreichers kontrollieren wollte, soll dieser davongerast sein. Die Polizisten forderten zu seiner Verfolgung Verstärkung an. Dabei soll der Beschuldigte dann jenen Polizisten überfahren haben, der sein Motorrad an einer Kreuzung quer gestellt hatte, um den Österreicher aufzuhalten. (APA)
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(Quelle: salzburg24)