Wifo-Prognose

Österreichs Wirtschaftswachstum wegen US-Zöllen um 0,35 Prozentpunkte verringert

Veröffentlicht: 03. April 2025 12:15 Uhr
Aufgrund der von Donald Trump angekündigten US-Zölle rechnet das Wifo mit einem geringeren Wirtschaftswachstum in Österreich. Konkret dürfte die Einschränkung um rund 0,35 Prozentpunkte verringert werden.

Das neue Zollpaket von US-Präsident Donald Trump wird den Wirtschaftsabschwung heuer in Österreich voraussichtlich vertiefen. Die neue Zoll-Kanonade von US-Präsident Donald Trump dürfte der Wirtschaftsleistung (BIP) in Österreich heuer 0,35 Prozentpunkte kosten. Die Exporte könnten um 1,4 Prozent sinken. Doch hinter diesen Wifo-Berechnungen stecken Unsicherheiten. Die USA selbst dürften eine Umsetzung zwei Prozentpunkte Wachstum kosten. Industrie und Politik forderten am Donnerstag ein starkes, gemeinsames Vorgehen der EU und hofften noch auf Verhandlungslösungen, hieß es nach einem Treffen in Wien.

Österreich wäre mit etwa 0,35 Prozent betroffen, käme es zu keinen Gegenmaßnahmen, sagte Wifo-Ökonom Harald Oberhofer vor Journalistinnen und Journalisten im Gebäude der Industriellenvereinigung (IV). Kommen soll der US-Schritt am 15. April. Einen Gesamteffekt könne man erst nach drei bis fünf Jahren sehen. Die Berechnungsmodelle von Wirtschaftsforschern böten Unsicherheiten, so Oberhofer. Es gibt durch die vielen Einzelmaßnahmen gegen einzelne Länder auch Unklarheiten, wie sich die Wechselkurse entwickeln.

Weniger Wachstum, größeres Budgetdefizit

Mit den neuen US-Zöllen wird sich der erwartete Rückgang des heimischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) heuer laut vorläufiger IHS-Modellrechnung auf 0,4 Prozent belaufen. Ein stärkerer Rückgang der Wirtschaftsleistung lässt auch das staatliche Budgetdefizit steigen. Nicht nur die US-Zölle, sondern auch die Abkühlung der Weltwirtschaft treffe Österreich, sagte der IHS-Außenhandelsökonom Klaus Weyerstrass zur APA. Der Weltwährungsfonds prognostizierte im Jänner noch ein Wachstum der Weltwirtschaft 2025 von 3,3 Prozent.

IHS-Ökonom erwartet "kaum" Effekte auf Inflationsrate

In Europa erwartet der IHS-Außenhandelsökonom „kaum“ einen Effekt auf die Inflationsrate. Einen weiteren negativen wirtschaftlichen Impact für Europa werde es aber durch die Umleitung von Warenströmen durch die US-Zollpolitik geben, etwa eine zusätzliche Warenschwemme aus Asien. Für die USA rechnet Weyerstrass mit einer höheren Inflationsrate und einem geringeren Wirtschaftswachstum durch weniger Konsum und verunsicherte Konsumenten. Das von US-Präsident Trump verkündete Zollpaket würde den durchschnittlichen US-Zollsatz auf das höchste Niveau seit den 1940er-Jahren heben, verwies der IHS-Außenhandelsökonom auf Daten der US-amerikanischen Tax Foundation.

Auch aus Sicht des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) wird die Verschärfung der US-Zollpolitik die österreichische Wirtschaft hart treffen. „Zu erwarten ist, dass sich die Rezession vertiefen wird“, sagte der wiiw-Handelsökonom Robert Stehrer im Gespräch mit der APA. Mit Zöllen von 20 Prozent würden die EU-Ausfuhren in die USA sinken, was auch die österreichischen Exporteure beeinträchtigen werde. „Das ist inmitten des Negativwachstums ein weiterer Schlag für die Wirtschaft."

Derzeit machen die EU-Ausfuhren in die USA laut Stehrer rund 7 Prozent der europäischen Gesamtexporte aus. Für die österreichischen Produzenten stelle sich damit die Frage, ob sie andere Absatzmärkte für ihre Produkte finden könnten. Auf die Inflation in der Europäischen Union dürften die US-Maßnahmen allerdings keinen negativen Einfluss haben. "Wenn wegen der Zölle versucht wird, Produkte verstärkt in Europa abzusetzen, dürfte dies sogar eher inflationsdämpfend wirken", so der wissenschaftliche Leiter des wiiw.

(Quelle: apa)

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