Wie berichtet übte die „Salzburger Watchgroup gegen sexistische Werbung" vor wenigen Tagen heftige Kritik an einem Werbeplakat. Diesmal erhitzte die aktuelle Werbekampagne des Sport-, Mode- und Skiverleihgeschäftes „Freudenhaus" aus Obertauern (Pongau) die Gemüter.
In einer S24.at-Umfrage stuften 181 User, das sind 51 Prozent, das betreffende Plakat als nicht sexistisch ein. 37 Prozent stimmten für „Ist mir egal, es gibt andere Probleme", lediglich zwölf Prozent (45 Stimmen) waren der Meinung, dass das Plakat „provokant" ist.
Werbung: Gremium für Jüngere
Der Kampf gegen diskriminierende Werbung soll jedenfalls fortgesetzt werden. Neben der Sensibilisierung plant man künftig auch ein weiteres Gremium einzuführen, das sich gezielt mit Sujets für jüngere Zielgruppen auseinandersetzt, wie Kati Förster, Sprecherin des Werberates, erklärte.
"Es geht einfach um die Frage, ob junge Leute Werbung anders sehen", erläuterte Förster bei einer Veranstaltung der RTR Rundfunk & Telekom Regulierungs-GmbH zum Thema "Sexismusfreie Werbung" am Dienstag in Wien. Seit 1. Oktober läuft eine Testphase mit 38 Räten, die parallel zu den 160 bestehenden Mitgliedern des Rates Beschwerden beurteilen. Bis Februar 2014 steht eine Beobachtungsphase an, um anschließend über die Einführung dieses Gremiums zu entscheiden. So will man erkennen, "ob es Unterschiede in der Bewertung und vor allem der Begründung gibt", wie Förster festhielt.
Werberat: International vernetzt
Ein wesentliches Asset des Werberates sei mittlerweile die internationale Vernetzung durch den Dachverband EASA (European Advertising Standards Alliance). Dort werden bereits 23 Länder beziehungsweise 98 Prozent der EU-Bevölkerung abgebildet. Die Zusammenarbeit mit den Werbetreibenden und Medienunternehmen in Österreich funktioniere indes relativ gut, auch wenn es Förster zufolge immer wieder "schwarze Schafe" gebe. Wenn der Rat etwa einen Kampagnen-Stopp empfiehlt, sei der Großteil der Betroffenen einsichtig. "Es gibt aber auch Stammkunden beim Werberat", warf dessen Präsident Michael Straberger ein. "Die suchen als Grundsatz ihres Auftritts die Provokation."
Irina Viola Kappel vom Bundeskanzleramt (BKA) stellte eingangs den internationalen sowie nationalen Rechtsrahmen vor, wobei in Österreich das Duale System der Selbstregulierung praktiziert wird. In etlichen Entschließungen und Berichten wurden besonders auch auf EU-Ebene immer wieder Gleichbehandlungsmaßnahmen und verstärkt Anti-Diskriminierung eingefordert. Letztlich gelte es aber nach wie vor Lücken zu schließen. Beschweren können sich Personen in Österreich allerdings nicht nur beim Werberat oder der Sektion für Frauenangelegenheiten und Gleichstellung im BKA, sondern auch bei drei Watchgroups.
Watchgroups in Salzburg, Graz und Wien
Diese gibt es derzeit in Graz, Salzburg und Wien und agieren parallel zum Werberat, wobei sich naturgemäß Überschneidungen ergeben. Im Unterschied zum Rat haben die Werbewatchgroups aber auch Kampagnen politischer Parteien und von NGOs im Blickfeld. Maggie Jansenberger von der Grazer Watchgroup kritisierte besonders Trends zu einer Ästhetisierung von Gewalt an Frauen und Softpornografie. Gleichzeitig wolle man aber auch positive Beispiele hervorheben.
"Es ist Zeit, sich vom Konzept 'Sex sells' zu lösen", unterstrich wiederum Marion Gebhart von der Wiener Gruppe. "Man muss weg vom Plakativen, hin zum Reflektierten, weil es auch damit möglich ist, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Sexismusfreie Werbung geht und es gibt viele gute Beispiele dafür. Dort wo es noch nicht funktioniert, damit beschäftigen wir uns." Abschließend referierte Michaela Langer vom Wiener Programm für Frauengesundheit über die Auswirkungen von Werbung auf das Körperbild und sprach von "Kollateralschäden", die oftmals in Kauf genommen werden. Werbung mit unrealistischen Körpernormen habe "einen signifikant negativen Einfluss auf das weibliche Körperbild", was sich letztlich auch in Essstörungen niederschlagen könne. (S24.at/APA)
(Quelle: salzburg24)