Polit-Aufsteiger

SPÖ-Chef Andreas Babler im Porträt

Veröffentlicht: 27. Februar 2025 09:45 Uhr
Vom Bürgermeister einer 20.000-Einwohner-Stadt zum Vizekanzler innerhalb von zwei Jahren - dieser Schritt steht bei SPÖ-Chef Andreas Babler kurz bevor. Wer ist der 52-Jährige?

Ganz am Ziel ist Andreas Babler ja noch nicht, zog er doch aus, Kanzler zu werden. Doch mit dem Einzug in die Regierung ist dem SPÖ-Chef dann doch ein großer Satz geglückt. Blendet man zurück, war der 52-Jährige vor zwei Jahren nicht mehr als der Bürgermeister einer 20.000-Einwohner-Stadt. Seither hatte er beim Parteivolk mehr Glück als beim Wähler. Immerhin hielt sich Babler im wackligen Sattel und darf nun das Amt des Vizekanzlers in seine Biografie schreiben.

Im September sah es einmal schlecht aus für den mit großen Ambitionen angetretenen SPÖ-Vorsitzenden. Der Wähler konnte mit seinem Linkskurs eher wenig anfangen und verpasste den Sozialdemokraten das schlechteste Wahl-Ergebnis aller Zeiten. Da man in der SPÖ von Personaldebatten genug hatte und sich kein logischer Nachfolger aufdrängte, ließ man Babler einmal machen.

Rotes Tuch für die Wirtschaft

Das Ziel der Regierungsbeteiligung sollte nicht außer Acht gelassen werden, lautete die Devise. Der SPÖ-Chef schaffte es in Verhandlungen mit ÖVP und NEOS, kam aber nicht im Ziel an. Ganz im Gegenteil wurde ihm von den anderen Parteien ausgerichtet, dass man mit so jemand Unflexiblem nicht verhandeln könne. Lanciert wurden Gerüchte, wonach Babler zu sprunghaft und cholerisch sei.

So schlimm kann es nicht gewesen sein, setzten sich die selben Parteien doch zwei Monate später wieder mit ihm an den Tisch und kamen zu einem Ergebnis. Dass dabei die Dritte Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) aufgewertet wurde, mit der Babler nur der Gruß "Freundschaft" verbindet, musste er schlucken.

Letztlich hat es sich wohl ausgezahlt, konsequent das Mantra des Staatswohls hoch zu halten. Auch wenn es mit den zwei wirtschaftsfreundlichen Parteien für den Linksausleger wohl ein mühsamer Weg sein wird, umso mehr als die Staatsfinanzen nicht zum besten stehen, Gestaltungsspielraum wird bleiben. Nicht zuletzt bringt das Amt auch eine gewisse innerparteiliche Stabilisierung, die Babler nicht unrecht sein wird. Wie turbulent es in der SPÖ zugeht, hat ja erst dieser Tage das Ringen um die Regierungsämter gezeigt.

Traiskirchener Aufsteiger-Saga

Steinige Wege sind dem Niederösterreicher ohnehin seit seiner Jugend bekannt. Die Vita des SP-Chefs gleicht einer Aufsteiger-Saga. In eine Arbeiterfamilie hineingeboren wuchs er in finanziell schwierigen Verhältnissen auf, schmiss später die Schule, verdingte sich als Lagerarbeiter sowie als Zeitsoldat, letzteres ein ebenso ungewöhnliches Detail in seiner Vita wie seine Liebe zur Jagd. Nebenbei war Babler politisch aktiv, in der Sozialistischen Jugend brachte er es bis zum Bundessekretär, selbst dort als Vertreter des linken Flügels.

Viel mehr als eine kommunalpolitische Karriere schien lange Zeit nicht drinnen zu sein. Das Bürgermeister-Amt in Traiskirchen war zwar für ihn reserviert, mehr hätte man ihm nicht zugetraut, vor allem da er speziell in der eigenen Landespartei nicht allzu wohl gelitten war.

Doch schaffte sich Babler mit linker Kampf-Rhetorik dank der Medien einen gewissen Bekanntheitsgrad über die Kleinstadt-Grenzen hinaus. Nebenbei reüssierte er mit sensationellen Ergebnissen in seiner Heimat-Gemeinde, die aber wohl weniger mit seinen ideologischen Ansätzen als einer ausgeprägten Leutseligkeit zusammenhing. Eine Zeit lang luden Babler und seine Frau sogar zur eigenen Buschenschank.

Mit Pathos zum Vorsitz

Als der Vater einer Tochter vor zwei Jahren das Duell von Hans Peter Doskozil und Pamela Rendi-Wagner zu einem Dreikampf machte, befand er sich immerhin schon in der Rolle des gefährlichen Außenseiters. Dass er letztlich sogar als Sieger aus dem zähen Ringen hervorging, war einer leidenschaftlichen Kampagne geschuldet, die ihn mit lautstarken Predigten voll Pathos das Herz der Basis erobern ließ.

Dieser Erfolg blendete wohl ein bisschen. Nur weil ein kämpferisches linkes Programm bei der eigenen Gefolgschaft gut ankommt, muss das nicht für den Rest des Landes gelten. Die Wahl-Kampagne blieb lahm, Babler schaffte es nie ins Kanzler-Duell.

Seither ist er angeschlagen, wie es bei Vorgängerin Rendi-Wagner ein Dauerzustand war. Um aus dem friendly fire aus Eisenstadt und Graz herauszukommen, wird Babler nun liefern müssen. Viele Fehler werden ihm nicht mehr verziehen werden.

Zur Person: Andreas Babler, geboren am 25. Februar 1973 in Mödling, verheiratet, Vater einer Tochter. Tätigkeiten unter anderem als Zeitsoldat und Lagerarbeiter. Abschluss eines berufsbegleitenden Lehrgangs Politische Kommunikation an der Kremser Uni. Ab 1996 Bundessekretär der Sozialistischen Jugend. Von 1995 an Gemeinderat und ab 2014 bis Herbst 2024 Bürgermeister von Traiskirchen. Seit April 2023 Mitglied des Bundesrats, seit 6. Juni 2023 Vorsitzender der SPÖ.

(Quelle: apa)

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