"Fehler, den ich sehr bedaure"

SPÖ-Papier geleakt: SORA-Geschäftsführer tritt zurück

++ ARCHIVBILD ++ ZU APA0083 VOM 27.9.2023 - Günther Ogris (SORA) bei einer Pressekonferenz am Freitag, 10. April 2020, in Wien. Unbeabsichtigt ist am Dienstag, 26. September 2023 ein internes SPÖ-Strategiepapier geleakt worden. Die darin enthaltene Präsentation habe SORA-Sozialforscher Günther Ogris ohne Auftrag der Partei erstellt. (ARCHIVBILD VOM 10.4.2020)
Veröffentlicht: 28. September 2023 16:13 Uhr
Nach dem geleakten "SPÖ-Strategiepapier" ist der SORA-Geschäftsführer Günther Ogris heute zurückgetreten. Mit seinem Rückzug ziehe er "die Konsequenz aus einem Fehler, den ich sehr bedaure."
SALZBURG24 (alb)

Nach dem unbeabsichtigt an die Öffentlichkeit gelangten "SPÖ-Strategiepapier" von SORA ist das Meinungsforschungsinstitut weiter um Schadensbegrenzung bemüht: Günther Ogris legt mit sofortiger Wirkung die Geschäftsführung zurück, teilte SORA am Donnerstag mit. Christoph Hofinger soll das Institut ab sofort eigenständig leiten und "nach strengen Transparenzstandards neu aufstellen".

"Fehler, den ich sehr bedaure"

Mit seinem Rückzug ziehe er "die Konsequenz aus einem Fehler, den ich sehr bedaure", meinte Ogris. "Die Entscheidung, mich nach 27 Jahren mit sofortiger Wirkung aus der SORA-Geschäftsführung zurückzuziehen, bedeutet einen persönlich und beruflich tiefen Einschnitt." Er werde dem Institut mit seiner Expertise etwa als Methodenexperte in anderer Funktion auch weiterhin zur Verfügung stehen.

Geleaktes SPÖ-Strategiepapier nicht von Partei beauftragt

Das wohl versehentlich geleakte Strategiepapier der SPÖ dürfte nicht von der Partei selbst in Auftrag gegeben worden sein. In dem Papier wurde ein Schattenkabinett für Parteichef Andreas Babler …

Das von Ogris verfasste Papier für eine angestrebte Beratung der SPÖ war Dienstagabend an die Öffentlichkeit gelangt, weil er es unabsichtlich an einen falschen E-Mail-Verteiler geschickt hatte. In der Unterlage mit Strategiehypothesen zum kommenden Wahljahr wird unter anderem ein Schattenkabinett für Parteichef Andreas Babler entworfen und vorgeschlagen, wie man die Konkurrenzparteien schlecht aussehen lassen könnte. Der ORF beendete daraufhin seine Wahl-Zusammenarbeit mit SORA. Insbesondere bei Wahlen seien Glaubwürdigkeit und Objektivität in der ORF-Berichterstattung "von essenzieller Bedeutung", argumentierte der ORF, auch soll "jeglicher Anschein von Einseitigkeit unterbunden werden". Am Donnerstag teilte der ORF auf APA-Anfrage mit, dass die Nachfolge "zum gegebenen Zeitpunkt" bekanntgegeben werde. "Diese wird das Ergebnis eines transparenten Vergabeverfahrens sein", hieß es.

Ogris zieht sich aus Wahlanalyse-Team zurück

Ogris zog sich noch am Mittwoch aus dem Wahlanalyse-Team zurück, am Donnerstag setzte er mit seinem Rückzug aus der Geschäftsführung nun einen weiteren Schritt. "SORA hat als Institut wissenschaftliche Transparenz und Nachvollziehbarkeit immer in den Vordergrund gestellt und wird diesem Anspruch nun auch organisatorisch gerecht werden", hieß es in der Aussendung des Instituts. Hofinger werde in den kommenden Wochen zusammen mit seinem Team eine neue Unternehmensstruktur aufsetzen, "die eine strenge und transparente Trennung der Kernkompetenz wissenschaftlicher Sozialforschung für die Öffentlichkeit von anderen Tätigkeiten gewährleistet". Ogris zollte Hofinger "größten Respekt für seine Entscheidung". "So wie es uns in der Sozial- und Politikforschung immer wieder gelungen ist, Vorbild zu sein und zu inspirieren, erwartet man das zu Recht auch in Sachen Transparenz und Glaubwürdigkeit von uns. Dieser Erwartung wollen und werden wir gerecht werden", versicherte Hofinger außerdem.

Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) kritisierte unterdessen das geleakte Strategiepapier am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz. Im Burgenland brauche man für den nächsten Wahlkampf keine Agentur. "Das, was man so liest, können wir mit eigenem Personal auf jeden Fall besser", meinte er. Die burgenländische ÖVP verwies im Gegenzug darauf, dass SORA laut eigenen Angaben auch für das Land Burgenland tätig gewesen sei. Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas forderte Aufklärung über Aufträge, Höhe und Inhalt der Leistungen sowie ein Aussetzen der Zusammenarbeit bis zur "restlosen Klärung".

Heinz Lederer, Leiter des SPÖ-"Freundeskreis" im ORF-Stiftungsrat, forderte indes ORF-Chef Roland Weißmann dazu auf, alle Beraterverträge gegenüber dem ORF-Gremium offenzulegen und diese etwa auf parteiliche Nähe und Umfang zu überprüfen. Die Entscheidung von Weißmann, die Zusammenarbeit mit SORA aufzukündigen, akzeptiert Lederer. Doch hätte man "auch einmal die Uhr anhalten und nachdenken können", zeichnete sich SORA doch bisher durch tadellose Arbeit aus. Jetzt hofft der Stiftungsrat auf ein transparentes Auswahlverfahren zur Nachfolge. "Nichts wäre peinlicher, als wenn die Analysen und Berichterstattung des ORF in dieser Frage herumrumpeln", sagte Lederer mit Blick auf die großen Wahlen im kommenden Jahr.

(Quelle: apa)

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