Verzwickte Verhandlungen

Tauziehen um Handels-KV: Streiks im Weihnachtsgeschäft drohen

Veröffentlicht: 20. November 2024 15:00 Uhr
Im Streit um den neuen Handels-KV erhöht die Gewerkschaft GPA den Druck. Vor der morgen startenden vierten Verhandlungsrunde fand heute eine große Betriebsratsversammlung auch in Salzburg statt, bei der das weitere Vorgehen beraten wurde. Falls es zu keiner Einigung oder zumindest Annäherung kommen sollte, drohen erneut Streiks in der Weihnachtszeit.

Im heimischen Handel stehen die Zeichen auf Arbeitskampf. Verhandelt wird derzeit der neue Kollektivvertrag (KV) für österreichweit mehr als 430.000 Handelsangestellte – davon 35.000 in Salzburg. Vor dem Start der vierten Verhandlungsrunde am Donnerstag fand eine Betriebsratsversammlung heute auch in Salzburg statt, um über die weitere Vorgehensweise zu beraten und Kampfmaßnahmen zu beschließen. "Über 80 Vertreter waren mit dabei, darunter von bekannten Unternehmen wie Spar, Interspar, Billa, Bipa, Porsche, Transgourmet und Metro", erklärt Michael Hofer von der Gewerkschaft GPA auf SALZBURG24-Anfrage. "Wir haben besprochen, zu welchen Aktionen und Maßnahmen jeder Einzelne bereit ist."

Sollte es zu keiner Einigung kommen, wird es am Freitag in einer Woche, dem "Black Friday", sowie am Samstag (30. November) "Störaktionen" geben, hieß es heute nach bundesweiten Betriebsrätekonferenzen. Wie diese genau aussehen, wollten die Arbeitnehmervertretenden aber noch nicht verraten.

Gewerkschaft ortet "Provokation" der Arbeitgeber

Die dritte Verhandlungsrunde ist vergangene Woche ohne Einigung zu Ende gegangen. Die Gewerkschaft GPA sprach angesichts des Angebots der Arbeitgeberseite von einer "Provokation". Gefordert wird ein Gehaltsplus in Höhe von 4,3 Prozent für die Handelsangestellten. Die Verhandlungen scheinen aber festgefahren zu sein.

Von Arbeitgeberseite wurde zuletzt ein Zwei-Jahres-Abschluss angeboten, der aber umgehend von der Gewerkschaft abgelehnt wurde. "Die Arbeitgeber würden heuer eine Erhöhung von 3,1 Prozent geben und kommendes Jahr 0,5 Prozentpunkte über der Inflation", schildert Hofer. Das würde im Schnitt einen Abschluss unter der Inflation ergeben. Die 0,5 Prozent sollten aber nur bis zu einer maximalen Inflationsrate von zwei Prozent gelten. "Das Risiko liegt damit wieder bei den Arbeitnehmern und damit ist das Angebot nicht akzeptabel." Denn alle Prognosen würden für das kommende Jahr eine Inflationsrate deutlich über 2 Prozent vorhersagen.

Streit um Handels-KV: Angebot "zu wenig"

Die Gewerkschaft könne sich auch eine flexible Lösung vorstellen, wie etwa heuer auf einen gewissen Prozentsatz zu verzichten, der im kommenden Jahr wieder angeglichen werden soll. Verlangt wird jedenfalls eine deutliche Verbesserung des Arbeitgeberangebots. Aktuell sei es laut Gewerkschafter Hofer "zu wenig".

Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer, bedauerte zuletzt, dass die Gewerkschaft einen höheren Abschluss fordere als von den Arbeitgebern angeboten. Aber "ein solcher würde die heimischen Handelsunternehmen in der derzeitigen Situation, die nach wie vor von sinkenden Umsätzen und steigenden Kosten geprägt ist, maßlos überfordern." Die Wirtschaftskammer plädiert außerdem für eine grundlegende Reform des Handels-Kollektivvertrags.

Die KV-Verhandlungen haben Ende Oktober bei einem Angebot von 2,8 und einer Forderung von 4,8 Prozent begonnen. Verhandlungsbasis ist die rollierende Inflation von 3,8 Prozent. Die Teuerung im Oktober lag im Jahresvergleich wie schon im Vormonat bei 1,8 Prozent.

Streiks überschatteten Weihnachtsgeschäft

Auch im Vorjahr hatten sich die KV-Verhandlungen als äußerst zäh erwiesen und dauerten sieben Verhandlungsrunden lang bis nach Weihnachten –Protestmärsche und Warnstreiks inklusive. Deshalb wollen sich beide Sozialpartner heuer bemühen, noch vor dem Weihnachtsgeschäft eine Einigung zu erzielen. "Ich war anfangs optimistisch, dass es heuer rascher geht", sagt Hofer, der aber einräumt: "Mittlerweile sehe ich aber keine Bewegung."

Falls es bei der vierten Verhandlungsrunde tatsächlich zu keinen Annäherungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern kommen sollte, kann sich die Gewerkschaft GPA erneut Kampfmaßnahmen im Weihnachtsgeschäft vorstellen. "Es gibt auch heuer viele Hebel", erläutert Hofer und verweist auf mögliche Streiks, Betriebsversammlungen oder weitere "Störaktionen" während der Arbeitszeit. Eine Kundgebung der Handelsangestellten und Gewerkschaft ist am 29. November in Linz und am 30. November in Wien geplant.

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(Quelle: salzburg24)

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