115 Jahre Firmengeschichte

Vom Möbelgiganten zum Konkurs – Die Chronik des Niedergangs von Kika/Leiner

Der Möbelriese XXXLutz hat die geschlossene kika-Immobilie in St. Johann im Pongau gekauft. (SYMBOLBILD)
Veröffentlicht: 29. Jänner 2025 13:28 Uhr
Kika/Leiner, einst einer der größten Möbelhändler Österreichs, schließt am heutigen Mittwoch auch seine letzten Filialen. Die Geschichte von Kika/Leiner ist eine Chronik des Aufstiegs und Falls eines einstigen Branchenführers. Wir haben die 115 Jahre Firmengeschichte für euch im Überblick.

Der zweite Sanierungsversuch des einst zweitgrößten heimischen Möbelhändlers Kika/Leiner ist gescheitert. Die Talfahrt des 1910 gegründeten Unternehmens führte über mehrere Eigentümer und Sanierungsversuche zur neuerlichen Zahlungsunfähigkeit am 12. November 2024 und zum Konkurs am 4. Dezember 2024. Am 29. Jänner 2025 schlossen auch die letzten Filialen.

Mehr als 100 Jahre Unternehmensgeschichte bei Kika/Leiner

1910: Rudolf Leiner übernimmt ein Bettwarengeschäft am St. Pöltner Rathausplatz und erweiterte es Ende der 1920er-Jahre um Tischler- und Tapeziermöbel.

1960: Die erste Leiner-Filiale außerhalb von St. Pölten wird in Wiener Neustadt eröffnet. In den Jahren danach folgen Standorte in Bruck an der Mur, Wels, Linz, Graz und Judenburg.

1973 eröffnete Herbert Koch, Schwiegersohn von Rudolf Leiner Junior, das erste Kika-Einrichtungshaus in Wien.

1980/90er-Jahre: Mit der weiteren Expansion in Österreich und Osteuropa wird Kika/Leiner zum Möbelriesen.

26. Juni 2013: Die südafrikanische Steinhoff-Gruppe erwirbt von der Eigentümerfamilie Koch für kolportierte 800 Mio. Euro die heimische Möbelkette. Der Möbelkette gehören die eigenen Standorte, sie ist nicht Mieter. Damals ist Kika/Leiner mit rund 7.500 Beschäftigten an 73 Standorten und einem Umsatz von 1,2 Mrd. Euro der zweitgrößte Möbelhändler Österreichs nach XXXLutz.

Möbelkette bereits 2018 angeschlagen

5. Jänner 2018: Der angeschlagene Kika/Leiner-Eigentümer Steinhoff verkauft den Leiner-Flagshipstore auf der Wiener Mariahilfer Straße an den Tiroler Immobilienmilliardär Rene Benko und seine Signa. Der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz und Justizminister Josef Moser sollen in die Rettungsaktion eingebunden gewesen sein, hieß es damals in Medienberichten.

22. Juni 2018: Benko übernimmt Kika/Leiner inklusive Handelsimmobilien, es fließen laut Medienberichten zwischen 430 und 490 Mio. Euro.

2018 - Im August werden vier Filialen geschlossen, im September müssen 1.100 Mitarbeiter gehen.

13. November 2018: Das Möbelhaus bekommt einen neuen Chef, der vollmundig verkündet: Es wird keinen weiteren Personalabbau geben, in drei Jahren will man in der Gewinnzone sein. Er wolle Kika/Leiner in die "Champions League" zurückführen, meinte der neue Boss Reinhold Gütebier.

Immer mehr Möbelhäuser gehen an XXXLutz

24. Mai 2019: 22 Kika-Einrichtungshäuser in Ungarn, Tschechien, Slowakei und in Rumänien gehen an die oberösterreichische Möbelkette XXXLutz.

25. Februar 2020: Kika/Leiner-Geschäftsführer Gütebier versprüht Zuversicht: "Die schwarze Null werden wir wie geplant 2021 erreichen", sagte er, ohne Umsatzzahlen zu verraten. Den Turnaround will Gütebier unter anderem mit Zuwächsen im Küchengeschäft, höherem Eigenmarkenanteil und mehr Online-Umsatz schaffen. Die Mitarbeiterzahl von rund 4.500 soll mittelfristig wieder wachsen.

30. Juni 2020: Zwei ehemalige Kika/Leiner-Filialen gehen an XXXLutz.

14. Okt. 2021: Das Möbelhaus hat nach Eigenangaben drei Jahre nach der Signa-Übernahme die "schwarze Null" erreicht. Details zu Umsatz und Ergebnisentwicklung nennt Gütebier nicht.

Benko verkauft Immobilien an Supernova-Gruppe

31. Mai 2023: Benko verkauft alle Kika/Leiner-Immobilien laut Medienbericht um "knapp unter 400 Mio. Euro" an die Supernova-Gruppe des deutschen Fachmarkt-Unternehmers Frank Albert. Zu diesem Zeitpunkt hat die Kette etwa 3.900 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.

1. Juni 2023: Es wird bekannt, dass Signa neben Kika/Leiner-Immobilien auch das operative Geschäft verkauft. Es geht an ein Managementteam um Hermann Wieser.

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12. Juni 2023: Der neue Eigentümer des operativen Geschäfts von Kika/Leiner beantragt ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung. Die unbesicherten Forderungen belaufen sich auf 132 Mio. Euro. Es sollen 23 von 40 Standorten per Ende Juli geschlossen werden und 1.900 von 3.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern werden gekündigt. Auch die Zentralabteilungen und die Verwaltung soll "erheblich" verkleinert werden. Es gibt große Kritik, dass der Voreigentümer René Benko das Unternehmen vor dem Verkauf heruntergewirtschaftet habe - was Benko dementieren lässt.

Kika/Leiner 2024 erneut zahlungsunfähig

9. Oktober 2024: Kika/Leiner gibt bekannt, dass die Zahl der Mitarbeitenden im Laufe des Jahres von 1.900 auf 1.400 gesunken ist. Der Umsatz sei im ersten Halbjahr um 13 Prozent gesunken. Aber keine der verbliebenen 17 Filialen solle geschlossen werden. Auch ein Verkauf des Unternehmens sei nicht angedacht. Die Sanierung solle im September 2025 geschafft sein.

12. November 2024: Das Unternehmen gibt die Zahlungsunfähigkeit bekannt.

4. Dezember 2024: Die bisherige Investorensuche war erfolglos. Die Möbelkette zieht den Sanierungsplan zurück und meldet Konkurs an. Nach dem Abverkauf der Waren ist das Ende für die verbliebenen 17 Filialen vorprogrammiert.

KikaLeiner-Schließung mit Ende Jänner 2025 endgültig

17. Jänner 2025: Im Konkursverfahren der Möbelkette wurden bis zur Berichtstagsatzung am Landesgericht St. Pölten Forderungen in Höhe von 265 Mio. angemeldet. Darin sind laut Gläubigerschützern bedingte Mieten-Schadensersatzforderungen von Supernova - dem Eigentümer der Kika/Leiner-Immobilien - in Höhe von 190 Mio. Euro enthalten. Rund 14.000 Anzahlungen von Kika/Leiner-Kunden wurden bearbeitet, ein Drittel der Kundschaft bekommt vorerst kein Geld zurück. Wie viele Geld die Kunden verlieren werden, kann laut Gläubigerschützern noch nicht abgeschätzt werden.

29. Jänner 2025: Die Möbelkette schließt endgültig. Alle 1.350 Beschäftigten verlieren in den nächsten Monaten ihre Arbeit. Langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden aufgrund längerer Kündigungsfristen aber erst im Sommer oder Herbst ohne Gehalt dastehen.

(Quelle: apa)

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