Sozialministerin Korinna Schumann (SPÖ) hat eine mögliche Quotenregelung ins Gespräch gebracht, um Menschen über 60 Jahren länger im Arbeitsleben zu halten. Vorstellbar sei es, Leistungen aus dem Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) an eine solche Quote zu binden. Ein Bonus-Malus-System sei jedoch nicht Teil des Regierungsprogramms, so Schumann in der ORF-„Pressestunde“. Alternativ denkt sie an einen „Einstellungstausender“ für Arbeitgeber.
Über 3.000 Arbeitslose in Salzburg älter als 50 Jahre
In dieser Altersgruppe ist die Arbeitslosigkeit besonders hoch – auch in Salzburg, wie Zahlen des Salzburger Arbeitsmarktservice (AMS) zeigen. Demnach ist die Arbeitslosigkeit bei Personen über 50 Jahren im August im Vergleich zum Vorjahr um 8,1 Prozent gestiegen, so das AMS in einer Aussendung. Von etwa 11.160 Arbeitslosen sind somit aktuell 3.157 älter als 50. Konkrete Zahlen zur Altersgruppe 60+ liegen nicht vor.
„Die reine Bitte von mir, mehr Ältere einzustellen, wird zu wenig sein“, begründete die Sozialministerin, weshalb es ein „Anreizsystem“ für Unternehmen brauche. Wie dieses konkret aussehen soll, wollte Schumann noch nicht sagen: „Die Quoten müssen vereinbart werden.“
Debatte um "Älterenquote" für Arbeitgeber
Unterstützung kam prompt von der Gewerkschaft, Schumanns politischer Heimat. Rund 30 Prozent der Betriebe über 20 Mitarbeiter hätten niemanden über 60 angestellt, heißt es in einer Aussendung des ÖGB. Eine „Älterenquote“, bei der Betriebe mit über 20 Beschäftigten bei Erreichen eine Unterstützung erhalten und bei Nicht-Erreichen einen Ausgleich zahlen, sei „nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch ein Gebot wirtschaftlicher Vernunft. Der ÖGB wird alle politischen Initiativen unterstützen, die ein solches Anreizsystem auf den Weg bringen“, betont Bundesgeschäftsführerin Helene Schuberth.
Wirtschaft ortet "Unternehmer-Bashing"
Ganz anders fiel naturgemäß die Reaktion des Wirtschaftsbundes aus. Es brauche kein „Moralisieren“ und kein „Unternehmer-Bashing aus dem letzten Jahrhundert“, so die scharfen Worte von Generalsekretär Kurt Egger. Stattdessen forderte er ein „Fairnesspaket“ mit Maßnahmen gegen Sozialleistungsbetrug. Auch die Industriellenvereinigung sieht den Vorschlag negativ: „Das wäre eine weitere Maßnahme, die die Unternehmen, von denen ohnehin viele ums Überleben kämpfen, noch stärker mit Bürokratie belastet“, meinte Generalsekretär Christoph Neumayer.
Indes wird das Pensionsantrittalter in Österreich seit 2024 schrittweise angehoben und das von Frauen an Männer angeglichen. Ab 2033 soll das Regelpensionsalter von 65 Jahren für alle gelten.
AMS und AK fordern Maßnahmen für altersgerechtes Arbeiten
In vielen Fällen kommt es aber gar nicht so weit, wie die Zahlen des Salzburger Arbeitsmarktservice zeigen. Um die Altersgruppe über 50 länger und gesund im Beruf zu halten, seien Maßnahmen für altersgerechtes Arbeiten notwendig, erklärte Jacqueline Beyer, Geschäftsführerin des AMS Salzburg, bereits im Juli. Die AK bringt hier etwa betriebliche Gesundheitsförderung, Grenzwerte für körperlich schwere Arbeit und verbesserte Rehabilitations- und Präventionsangebote ein.
Berufstätigkeit im Alter sei nicht nur ein individueller Faktor, sondern auch zentral für den Erhalt des Pensionssystems, betont indes Arbeits- und Sozialrechtsexperte Rudolf Mosler (Paris Lodron Universität Salzburg).
Was ist eure Meinung dazu? Wie kann man Betriebe dazu bringen, mehr ältere Arbeitnehmer:innen zu beschäftigen? Und welche Rahmenbedingungen sind dafür nötig? Hinterlasst uns dazu gerne einen Kommentar.
(Quelle: salzburg24)