Die aktuelle Halbjahresbilanz des Salzburger Arbeitsmarktservice (AMS) zeichnet trotz weiterhin niedrigster Arbeitslosenquote Österreichs zum Teil ein düsteres Bild. Das berichtet AMS-Geschäftsführerin Jacqueline Beyer bei einem Medientermin am Montag in der Stadt Salzburg deutlich, bei dem erstmals die neuerdings ressortzuständige Landeshauptfrau-Stellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ) dabei war.
Salzburg negativer Spitzenreiter bei offenen Stellen
Die Ausgangslage im Bundesland sei weiterhin sehr gut, so Beyer. Salzburg weist mit 3,9 Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote österreichweit auf. Betrachte man die aktuellsten Daten allerdings genauer, gäbe es keinen Grund „sich auf diesem Spitzenplatz auszuruhen.“ Salzburg ist gleichzeitig Spitzenreiter beim Rückgang der offenen Stellen im Bundesland, mit einem Minus von 17,8 Prozent – der Bundesschnitt liegt bei 12,5 Prozent. „Wir liegen hier also mehr als deutlich darüber.“
„Extrem hervorsticht, dass das nicht mehr nur den Zentralraum betrifft, wo wir diese Entwicklung kennen, sondern auch das touristisch geprägte Innergebirg“ erklärt die AMS-Chefin. Insgesamt seien in Salzburg 1.451 Stellen weniger verfügbar als im Vorjahr – verteilt vor allem auf den Bereich der wirtschaftlichen Dienstleistungen, Beherbergung und Gastronomie und den Handel.
„Ohne Maßnahmen für altersgerechtes Arbeiten geht es nicht“
Eine weitere Entwicklung bereite dem AMS ebenfalls Sorgen: Der Anstieg bei Langzeitbeschäftigungslosen ist in Salzburg mit 22,6 Prozent der höchste in ganz Österreich. „Der klassische Langzeitbeschäftigungslose ist, statistisch gesprochen, männlich, älter als 45 Jahre, hat zu 62 Prozent gesundheitliche Einschränkungen und zu 46 Prozent keine abgeschlossene Fachausbildung“, so Beyer. Im Hinblick auf das erhöhte Pensionsantrittsalter gibt die AMS-Geschäftsführerin zu bedenken: „Das erhöhte Pensionsantrittsalter ist gesellschaftlich grundsätzlich zu begrüßen, aber ohne Maßnahmen für altersgerechtes Arbeiten geht es nicht.“
Erster Arbeitsmarkt-Termin für Svazek
Für Landeshauptfrau-Stellvertreterin Marlene Svazek, die seit vergangener Woche für den Arbeitsmarkt ressortzuständig ist, war der Termin am Montag ihr offizieller Einstand. Sie bezeichnete die Arbeitsmarktpolitik als besonders herausfordernd – auch deshalb, weil dem Bundesland gesetzgeberische Kompetenzen fehlen. „Gerade mit den budgetären Entwicklungen bin ich nicht sehr glücklich“, erklärt sie.
Gestaltungsspielraum sehe sie aber dennoch: „Es geht vor allem um den Ausgleich zwischen der Wirtschaft und den Sozialpartnern.“ Dabei ordne sich Svazek in ihrer neuen Position – ungewohnt für sie, wie sie einwirft – in der Mitte ein.
Svazek reagiert auf Kritik zu neuer Ressortverteilung
Die neue Ressortaufteilung war im Vorfeld teils kritisch diskutiert worden. Svazek reagierte darauf klar: „Arbeitsmarktpolitik ist Gesellschaftspolitik. Das betrifft auch Integration, Gleichstellung und Bildung.“ Mit Blick auf den Fachkräftemangel und arbeitsmarktpolitische Herausforderungen erklärt sie: „Ich habe keinerlei Verständnis für alle, die arbeiten könnten, sich aber bewusst entziehen.“
Inhaltlich wolle Svazek unter anderem verstärkt auf die Themen Integration sowie Kinderbetreuung setzen – hier hätte sie bereits Anknüpfungspunkte mit dem AMS. Mit Blick auf die Geschlechterunterschiede am Arbeitsmarkt wolle sie eine klare Linie verfolgen: „Da braucht man nicht auf Krampf eine 'Gleichmachung'.“ Stattdessen setze das Bundesland weiterhin auf gezielte Bildung für Frauen und Mädchen in MINT-Bereichen und eine Aufwertung klassischer Frauenberufe, so die Politikerin. „Mit Aufwertung meine ich natürlich auch die Rahmenbedingungen wie Gehalt und Arbeitsbedingungen“, so Svazek abschließend.
(Quelle: salzburg24)