Das war mal anders

Warum der Karfreitag bei uns kein Feiertag ist

Veröffentlicht: 29. März 2024 08:26 Uhr
Mit Ostern steht das wichtigste christliche Fest vor der Tür. Dennoch ist der Karfreitag bei uns kein gesetzlicher Feiertag. Wer am Gottesdienst teilnehmen will, muss sich Urlaub nehmen. Wir blicken zurück in die jüngere Geschichte Österreichs.
SALZBURG24 (tp)

Die gesetzlichen Feiertage sind im katholisch geprägten Österreich im Arbeitsruhegesetz aufgezählt. Seit der Streichung des Karfreitags für Angehörige der evangelischen Kirchen AB und HB, der Altkatholischen Kirche und der Evangelisch-methodistischen Kirche unter der türkis-blauen Bundesregierung im Jahr 2019 gibt es 13 gesetzliche Feiertage für alle Arbeitnehmenden in Österreich.

 

Persönlicher Feiertag statt Karfreitag

Ursprünglich wurde die Regelung einst im Generalkollektivvertrag zur Karfreitagsregelung im Jahr 1952 zwischen der Wirtschaftskammer und dem Gewerkschaftsbund festgelegt. Die bis 2019 geltende Bestimmung wurde dann aber nach einem Urteil des europäischen Gerichtshof aufgehoben: "Für 96 Prozent der Bevölkerung ändert sich gar nichts", sagte der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zur Gesetzesänderung. Wer am Karfreitag am Gottesdienst teilnehmen will, muss sich damit Urlaub nehmen.

 

Nach der Abschaffung des Karfreitags als Feiertag in Österreich hat der Gesetzgeber als Kompromiss einen persönlichen Feiertag bzw. Urlaubstag für alle Arbeitnehmenden im Arbeitszeitgesetz geschaffen.

Evangelischer Bischof ortet "Etikettenschwindel"

Dennoch ist die Diskussion rund um die Feiertagsregelung für die Betroffenen bis heute ein wichtiges Thema, denn heuer ist der Karfreitag zum sechsen Mal kein staatlicher Feiertag mehr. "Das ist eine schmerzliche Wunde und auch das Bewusstsein, hier nicht mit dem notwendigen Respekt behandelt worden zu sein", sagte Michael Chalupka, Bischof der evangelischen Kirche, im ORF-Interview.

Der persönliche Feiertag ist für ihn "ein Etikettenschwindel, es ist einfach ein Urlaubstag." Der Bischof erwartet dahingehend ein Umdenken in Österreich. Änderungen plant die aktuelle Bundesregierung allerdings nicht.

Wie beantrage ich den freien Tag?

Arbeitnehmende können einmal pro Urlaubsjahr einseitig bestimmen, wann der persönliche Feiertag gewählt wird: Völlig irrelevant ist dabei, ob dem religiöse oder andere Motive zugrunde liegen. Der Rechtsanspruch auf den persönlichen Feier- bzw. Urlaubstag muss drei Monate im Voraus schriftlich gegenüber dem Arbeitgeber geltend gemacht werden.

Wie Wirtschaftskammer und Arbeiterkammer ausführen, hat der Arbeitgeber keine Möglichkeit den Urlaubsantritt der Mitarbeitenden abzulehnen bzw. zu verhindern – und zwar auch dann nicht, wenn die Arbeitsleistung an dem gewählten Urlaubstag aus betriebsbedingten Gründen erforderlich ist.

Falls ein:e Arbeitnehmer:in über das Ersuchen des Arbeitgebers am gewählten Urlaubstag dennoch gearbeitet hat, kann im laufenden Urlaubsjahr kein weiterer Tag zum persönlichen Feiertag bestimmt werden. Für das Arbeiten am persönlichen Feiertag streichen Arbeitnehmende ohnehin das doppelte Entgelt ein.

Gesetzliche Feiertage in Österreich

Im Paragraf 7 des Arbeitsruhegesetzes sind die Feiertage in Österreich gesetzlich festgelegt:

  • Der 1. Jänner (Neujahr)
  • 6. Jänner (Heilige Drei Könige)
  • Ostermontag, 1. April
  • 1. Mai, Staatsfeiertag
  • Christi Himmelfahrt
  • Pfingstmontag
  • Fronleichnam
  • 15. August (Mariä Himmelfahrt)
  • 26. Oktober (Nationalfeiertag)
  • 1. November (Allerheiligen)
  • 8. Dezember (Mariä Empfängnis)
  • 25. Dezember (Weihnachten)
  • 26. Dezember (Stefanitag)

Die Landesfeiertage zu Ehren der jeweiligen Landespatrone sind keine gesetzlichen Feiertage: An diesen – in Salzburg ist das der Rupertitag am 24. September – haben nur die Schüler:innen frei und teilweise sind Ämter und Behörden geschlossen.

Was ist am Karfreitag passiert?

Im Christentum ist der Karfreitag der erste Tag des sogenannten "Triduum Sacrum", der Dreitagefeier zu Ostern. Im Christentum ist das Osterfest der Höhepunkt des Kirchenjahres: Am Karfreitag gedenken Christ:innen der Kreuzigung Jesu Christi. Die Bezeichnung leitet sich vom althochdeutschen Begriff "kara" ab, der "Trauer" oder "Klage" bedeutet. Das Datum des Karfreitags im jeweiligen Jahr liegt immer zwischen dem 20. März und 23. April. Die protestantische Kirche hat den Feiertag zunächst nur teilweise anerkannt. Der Karfreitag gewann erst ab dem 17. Jahrhundert an Bedeutung. Das Brauchtum und die Feierlichkeiten zum Karfreitag unterscheiden sich nach christlicher Konfession und auch nach Region.

Grundsätzlich kann jedoch festgehalten werden, dass am Karfreitag traditionell Fisch gegessen wird. In der katholischen Kirche gilt der Karfreitag aber bis heute als strenger Fast- und Abstinenztag.

Dieser Artikel wurde erstmals am 7. April 2023 veröffentlicht.

(Quelle: salzburg24)

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