Die Zuschläge für Überstunden sollen angehoben werden, geht es nach Arbeitsminister Martin Kocher. Derzeit sind höchstens zehn Überstundenzuschläge im Monat mit 50 Prozent bzw. maximal 86 Euro steuerfrei. Die Grenze ist seit über zehn Jahren nicht angehoben worden und sei daher nicht mehr zeitgemäß, so Kocher.
Schwierige Lage am Arbeitsmarkt
Ziel der Anhebung sei aber nicht, Überstunden zu fördern oder entsprechende Anreize zu schaffen, „sondern eher eine Entschädigung für die schwierige Lage am Arbeitsmarkt“ zu sein, so Kocher, der auch Langzeitarbeitslose wieder verstärkt in den Arbeitsmarkt integrieren will.
In den kommenden Jahren wird auf Österreich ein massiver Arbeitskräftemangel zukommen. Die Wirtschaftskammer (WKÖ) und das Arbeits- und Wirtschaftsministerium wollen gemeinsam dagegen vorgehen. Neben dem großen Potenzial im Inland – vor allem bei älteren Arbeitnehmenden und Frauen mit Kinderbetreuungspflichten – soll vor allem im Ausland verstärkt für den heimischen Arbeitsmarkt geworben werden. Im April waren rund 200.000 Stellen in Österreich unbesetzt, im Tourismus sind fast 11.000 Stellen offen.
Überstundenregel zum Nachteil der Frauen?
Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) wünscht sich daher ein Gesamtpaket, um den Fachkräftemangel zu beheben, anstatt Überstunden mehr zu vergüten. „Von einer Erhöhung der Steuerbefreiung bei Überstunden würde zudem nur eine kleine Gruppe von Beschäftigten profitieren.“ Zudem solle man Überstunden aufgrund der einhergehenden Belastung ohnehin nur vorübergehend leisten.
Auch Wifo-Ökonomin Margit Schratzenstaller sieht eine Erhöhung des Überstundensatzes kritisch. Man müsse bedenken, „dass diese Überstundenbegünstigung eine von den Regelungen ist, die die ungleiche Verteilung der bezahlten und damit auch der unbezahlten Arbeit zwischen Männern und Frauen unterstützen.“ Eine Änderung berge die Gefahr weiterer unbezahlter Arbeit, die an Frauen hängen bleibe.
Überstunden-Auszahlung gefordert
Anstatt bei der Steuerbefreiung von Überstunden nachzuschärfen, solle sich Kocher dafür einsetzen, dass die vielen unbezahlten Überstunden in Österreich ausbezahlt werden, fordert AK-Direktorin Silvia Hruška-Frank. Und SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch pocht darauf, dass man „Umgehungskonstruktionen wie All-In-Verträge bei normalen Gehältern“ eindämme.
Kocher argumentiert den Vorschlag der Erhöhung mit dem seither eingetretenen Verlust der Kaufkraft, will seine Idee aber nicht weiter konkretisieren: „Eine genaue Zahl kann man jetzt nicht nennen. Es geht darum, das gemeinsam zu diskutieren.“
(Quelle: salzburg24)