Das Bewusstsein für eine Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in Bezug auf soziale, politische und/oder wirtschaftliche Rechte ist in Österreich unterdurchschnittlich ausgeprägt. Das geht aus einer Vergleichsstudie des Instituts iposos anlässlich des internationalen Frauentags hervor.
Gleichberechtigung in Österreich?
58 Prozent der befragten Österreicher:innen ist laut der Studie die Ungleichheit der Geschlechter präsent. Allerdings empfindet rund ein Drittel (34 Prozent) der Befragten die bisher getroffenen Maßnahmen zur Gleichstellung bereits als Diskriminierung von Männern.
Sexismus und Gewalt gegen Frauen
Sexismus ist in Österreich nach wie vor Thema: Unter den Befragten haben 43 Prozent im letzten Jahr zumindest einmal sexistische Bemerkungen von Freunden oder Familienmitgliedern, Diskriminierung am Arbeitsplatz oder eine sexuelle Belästigung (mit)erlebt.
Eine traurige Statistik weist die Zahl der Femizide in Österreich auf. Mit Stand März 2023 gab es mutmaßlich bereits sechs Frauenmorde, im Vorjahr waren es mutmaßlich 28.
"Geschlechtsspezifische Gewalt ist Ausdruck ungleicher Machtverhältnisse zwischen Frauen und Männern, die sich in Familien und in der gesamten Gesellschaft manifestieren", mahnte DSW-Geschäftsführer Jan Kreutzberg anlässlich des internationalen Frauentags. Die Gewalt untergrabe "die Freiheit und das Potenzial von Frauen weltweit". Kreutzberg forderte eine "umfassende Sexualaufklärung" für Buben und Männer, um "überholte Geschlechterbilder abzulegen".
Zudem gab es in Österreich im Vorjahr mehr als 14.600 Betretungs- und Annäherungsverbote, die 2022 gegen Gewaltausübende verhängt worden sind, das ist ein Plus von fast sieben Prozent.
Gender Pay Gap existiert weiter
Eine klare Sprache spricht auch der so genannte Gender Pay Gap. Laut Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) habe sich diese zwar von 20,5 Prozent 2005 auf 11,3 Prozent im Jahr 2021 verringert, ist aber dennoch weiter präsent.
Der Gender Pay Gap, also der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen, schlägt auch auf die Pension durch. Während Männer in Österreich 33.348 Euro Jahrespension beziehen, erhalten Frauen im Durchschnitt nur 22.375 Euro brutto, um 30,8 Prozent weniger. Wie von OGM für die APA ausgewertete Daten der Statistik Austria für 2021 zeigen, ist die Pensionslücke regional stark unterschiedlich. Am geringsten ist sie in den Städten, besonders hoch in Tourismusregionen.
Gefahr der Altersarmut
Durch niedrigere Einkommen und der Übernahme des Großteils der Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen rutschte zudem eine hohe Zahl an Frauen in die Altersarmut. Im Vergleich zu Männern sei das Armutsrisiko bei Frauen, vor allem bei Alleinerziehenden, erhöht. Durch die multiplen Krisen seien Frauen noch einmal besonders unter Druck.
Das von Unternehmen finanzierte Thinktank Agenda Austria hat unterdessen hervorgehoben, dass in Österreich auch Frauen ohne Betreuungspflichten sehr oft Teilzeit arbeiten. Bei den 35- bis 44-jährigen Frauen ohne Kind ist es demnach ein Drittel, bei den 45-bis 54-Jährigen sind es fast 48 Prozent. "Die Politik muss jetzt Anreize setzen, um Mehrarbeit finanziell attraktiver zu machen." Grund für die hohe Teilzeitquote sei die hohe Steuer- und Abgabenlast.
Aber auch die derzeitige Teuerungswelle erschwere das Leben von Frauen – unter ihnen Alleinerzieherinnen, Mindestpensionistinnen und Teilzeitbeschäftigte – und mache besonders ihr Leben "unleistbar", so Frieben. Es brauche deshalb sofortige und nachhaltige Maßnahmen zur Senkung der Inflation für Güter des täglichen Bedarfs, Energie und Mieten. Andrea Czak, Obfrau des Vereins Feministische Alleinerzieherinnen (FEM.A), machte auf die oft prekäre Situation von Alleinerzieherinnen aufmerksam, seien doch fast 70 Prozent von ihnen "massiv armutsgefährdet". Sie forderte eine Unterhaltsgarantie sowie ein Unterhaltsrecht, dass die 2021 veröffentlichte Kinderkostenstudie in den Unterhaltssätzen abbildet.
Kinderbetreuung weiter Frauensache
Auch die Kinderbetreuung bleibt heutzutage häufig an den Frauen hängen. Aus diesem Grund forderte die SPÖ anlässlich des Weltfrauentages das Modell „Halbe-Halbe“: Bei einer Pressekonferenz forderten Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner und SPÖ-Frauensprecherin Eva-Maria Holzleitner etwa ein neues Karenz-Modell sowie einen Ausbau der Kinderbetreuungsplätze. Die Grüne Frauensprecherin Meri Disoski pochte auf verpflichtende Lohntransparenz, zeitgemäße Karenzmodelle und Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung.
Echte Wahlfreiheit für Frauen fordern indes die NEOS: "Jede Frau soll selbst entscheiden können, wie sie ihr Leben leben und wie viel sie arbeiten will. Der Staat muss dafür die Rahmenbedingungen schaffen", sagte NEOS-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger in einer Aussendung.
Notwendig seien dafür etwa flächendeckend kostenlose Kinderbetreuungsplätze. Auch fordern die Pinken eine partnerschaftliche Aufteilung der Kinderbetreuung und ein verpflichtendes Pensionssplitting.
Auch im Jahr 2023 gibt es also noch eine Vielzahl an Themen, über diese im Kontext der Gleichberechtigung – auch für Frauen in Salzburg – diskutiert werden kann.
(Quelle: salzburg24)