Fünf Tage. Die Quarantäne für Corona-Infizierte wurde um die Hälfte reduziert. Diese Verordnung sollte eigentlich ab heute in Kraft treten. Der ursprüngliche Plan von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) war es, die Quarantäne nur für das Gesundheitspersonal zu verkürzen. Hintergrund waren eklatante Personalausfälle. Doch künftig darf sich jeder selbst ein fiktives Genesungszertifikat ausstellen. So zumindest ließ es Rauch gestern vermelden.
Wann darf man Quarantäne verkürzen?
Statt dem bisherigen „Freitesten“ wäre es ab sofort möglich, die eigene Absonderung nach fünf Tagen zu beenden. Aber nur, sofern man 48 Stunden keine Symptome aufweist. Das wären etwa Fieber, Gliederschmerzen und massiver Husten, erklärt Hausarzt Christoph Dachs im SALZBURG24-Interview.
Verordnung in Salzburg erst ab Freitag
Ganz so schnell und einfach geht es in Salzburg allerdings nicht. „Die Verordnung gilt erst ab morgen“, erklärt Corona-Manager des Landes Salzburg, Oberst Peter Schinnerl, im S24-Gespräch. Ab Freitag bekommt man die Information zum Ablauf zusätzlich zum positiven Testergebnis. Alle, die einen älteren Absonderungsbescheid besitzen, dürfen noch nicht von der neuen Regelung Gebrauch machen.
„Wir versuchen für die Leute und uns eine möglichst einfache Variante zu schaffen“, so Schinnerl. Konkret wird das Land die abgesonderten Personen am fünften Tag mit einem SMS kontaktieren und darauf hinweisen, dass man in die sogenannte "Verkehrsbeschränkung" wechseln kann, wenn man 48 Stunden symptomfrei ist. Sollte das zutreffen, muss der Betroffene ein SMS mit der Bestätigung zurückschicken.
Auch ist das Betreten von Einrichtungen untersagt, bei denen nicht durchgehend eine Maske getragen werden kann (neben der Gastro etwa Fitnessclubs). Handelt es sich bei den genannten Orten um den Arbeitsort, so kann dieser dennoch aufgesucht werden – Voraussetzung ist dabei das durchgehende Tragen einer FFP2-Maske. Aus den fünf Tagen der "Verkehrsbeschränkung" ist aber auch ein Freitesten möglich: Dazu ist ein negativer PCR-Test oder ein positiver Test mit einem Ct-Wert größer oder gleich 30 notwendig.
Wie sinnvoll ist die verkürzte Quarantäne?
„Auf diese Weise können wir Corona nicht aufhalten“, ist sich Dachs sicher. Er beobachtet jedoch, dass die extrem ansteckende Omikron-Variante für eher milde Verläufe bei älteren und dreifachgeimpften Menschen sorge. Auch die steigenden Temperaturen stimmen den Tennengauer positiv. „Aber im Herbst werden wir wohl wieder impfen müssen. Daher bin ich froh, dass die Impfpflicht nur ausgesetzt wurde.“ Insgesamt sei die Dynamik der Pandemie aber schwer voraussehbar, weshalb der Mediziner auch ein wenig Mitleid mit der Politik habe.
"Erleichterung" ist gelungen
Für sehr sinnvoll hält hingegen Schinnerl die neue Verordnung. "Gestern waren noch fünf Prozent der Salzburger in Absonderung. Daher bin ich sehr froh, dass diese Erleichterung gelungen ist". Besonders angespannt war und ist die Lage beim Gesundheitspersonal.
Wie wichtig ist der CT-Wert?
Zum frühzeitigen „Freitesten“ benötigte man bislang einen CT-Wert von 30 oder höher. „Ganz grob gibt der CT-Wert Aufschluss über die Viruslast“, erklärt Dachs. Dieser Schwellwert liegt in anderen Ländern zum Beispiel bei 35. „Da es keine reellen Fakten dazu gibt, ist auch der Interpretationsspielraum sehr hoch. Aber ab 30 ist man schon relativ sicher“.
Ab wann hat man fünf Tage „abgesessen“?
Der Fünf-Tage-Countdown für das vorzeitige Quarantäne-Ende beginnt laut Schinnerl mit dem Termin des PCR-Abstrichs. Auf jeden Fall solle man zwei Tage ohne Symptome sein. Normaler Husten oder eine verstopfte Nase würden dazu nicht zählen. Dass sich ab sofort jeder mehr oder weniger selbst aus der Quarantäne entlassen kann, kommt bei Dachs nicht sehr gut an: „Das interpretiert sicher jeder anders“. Hierbei sei dann doch die Selbstverantwortung jedes Einzelnen gefordert, sind sich Dachs und Schinnerl einig.
Wie wird der "Freigang" kontrolliert?
Derzeit überprüfe man laut dem Corona-Manager in Salzburg hauptsächlich die ersten fünf Tage der Quarantäne. „Dieser Zeitrahmen ist uns sehr wichtig.“ Da zu Beginn der Infektion die Viruslast und damit die Gefahr einer Verbreitung am größten sind. Allein diese Kontrollen stellen eine Mammutaufgabe dar, weshalb es schwer sei, die Quarantäne-Abbrecher auch noch zu kontrollieren. „Das Überprüfen wäre möglich, aber es ist nicht so leicht“, gibt Schinnerl zu, plädiert erneut für Selbstverantwortung.
Wien lehnt verkürzte Quarantäne ab
Die Bundeshauptstadt Wien sowie das Burgenland lehnen indes die neuen Empfehlungen des Gesundheitsministeriums zur verkürzten Absonderung von Corona-Infizierten ohne Test klar ab. Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) verwies neben medizinischen auch auf rechtliche Bedenken. "Dieses verantwortungslose Handeln wird dazu führen, dass wir die Hochinzidenzphase unnötig in die Länge ziehen. Das kommt nahezu einer gesundheitsbehördlichen Selbstaufgabe gleich", so Hacker zur APA.
Hackers Büro lieferte am Donnerstag eine umfassende Begründung für die Haltung der Stadt. "Ein Automatismus zur Beendigung der Absonderung nach fünf Tagen ohne vorheriges Testen ist eine deutliche Abkehr von der bisherigen Präzision der Gesundheitsbehörden, deren wissenschaftliche Evidenz im Dokument nicht ausreichend begründet ist", hieß es in dem Schreiben.
(Quelle: salzburg24)