Die süße Droge

Wie Zucker uns verändert – und warum wir nicht von ihm loskommen

Laut einer internationalen Studie sind weltweit jährlich rund elf Millionen Todesfälle auf ungesunde Ernährung zurückzuführen.
Veröffentlicht: 23. Juni 2025 14:11 Uhr
Zucker macht uns glücklich – und krank. Warum wir trotz besseren Wissens weiterhin Unmengen davon konsumieren, erklärt Ernährungstherapeutin und Journalistin Doris Tromballa in ihrer Doku „Macht Zucker dumm?“. Im Gespräch mit S24 analysiert sie die Wirkung von Zucker auf Körper und Gehirn – und plädiert für mehr Aufklärung, weniger Verharmlosung und politische Rahmenbedingungen.

Zucker ist nicht gesund – das lernt man schon im Kindergarten. Zu viel davon erhöht das Risiko für diverse Erkrankungen. Doch was macht das kristalline Süß eigentlich mit unseren Köpfen? Doris Tromballa, Ernährungstherapeutin und Journalistin, beschäftigt sich mit dieser Frage in ihrer Doku "Macht Zucker dumm?". Im Rahmen der Konsumdialoge soll ihr Film bei der öffentlichen Auftaktveranstaltung am Mittwoch im Oval im Europark gezeigt werden. Mit uns hat die Expertin vorab darüber gesprochen, was Zucker mit unserem Körper macht und warum wir ihn immer noch essen, obwohl wir es eigentlich besser wüssten.

Gehirn auf Zucker programmiert

Unser Zuckerkonsum ist ein Widerspruch in sich. Einerseits ist unser Gehirn evolutionär auf Zucker „programmiert“ – wir empfinden ihn als besonders attraktiv. Andererseits zeigen Studien zunehmend die negativen Folgen von übermäßigem Zuckerkonsum, wie Tromballa im Gespräch mit SALZBURG24 erklärt. Dass wir dennoch so viel Zucker zu uns nehmen, geschieht häufig nicht wider besseren Wissens, sondern aus Unwissenheit. „Zucker ist oft in Produkten enthalten, in denen wir ihn nicht erwarten würden.“ Er wird verwendet, um den Geschmack abzurunden. Etwa 80 Prozent der industriell hergestellten Lebensmittel enthalten zugesetzten Zucker. Hinzu kommt der Faktor der sensorischen Sättigung: „Wir können jeden Geschmack nur eine Zeit lang essen, bis wir genug davon haben. Und bei Zucker kommt dieser Zeitpunkt sehr, sehr spät.“

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Tromballa spricht sogar von einer Zuckersucht. Sie beschreibt typische Entzugserscheinungen wie Unruhe, Impulsivität und ein starkes Verlangen nach Süßem. Zucker aktiviere das Belohnungssystem des Gehirns und könne unser Verlangen somit langfristig „neu verdrahten”.

Wenn es kein Maß gibt

Doch wie viel ist zu viel? Man weiß es nicht. Die WHO spricht von einem Maximum von 50 Gramm pro Tag, besser wären jedoch 25 Gramm. „Aber das ist immer noch eine ganz schöne Menge”, gibt die Ernährungstherapeutin zu bedenken. Feste Zahlen gebe es nicht. Man könne sich nur daran festhalten, dass „zu viel“ zu Beschwerden führt – und dumm macht, wie die Recherchen der Journalistin zeigen. Zucker hat diverse negative Effekte auf das Gehirn und wird auch mit psychischen Krankheiten in Verbindung gebracht. Auch körperliche Folgen wie Karies und Diabetes stehen mit Demenz und Alzheimer in Zusammenhang. Zudem befördert Zuckerkonsum den Zelluntergang und Krankheiten, die einen kognitiven Zerfall bedeuten. „Man kann sich den Film also anschauen, aber die kurze Antwort ist: Ja, Zucker macht dumm.“ Ob sich die Folgen durch Verzicht wieder umkehren lassen, ist bisher unklar. „Aber es ist nie zu spät, den Konsum zu reduzieren und seinem Körper etwas Gutes zu tun.”

Den vielen Nachteilen des Zuckerkonsums stehen laut Tromballa kaum Vorteile gegenüber. Er liefert einen schnellen Energieschub, nach dem ein Tief folgt. „Unser Körper braucht keinen Zucker, wie wir ihn kennen. Er braucht Glukose, einen speziellen Zucker, und den produziert er selbst.“ Zucker habe stattdessen vor allem einen sozialen Zweck: „Wir benutzen ihn zum Feiern. Zucker hilft uns, besondere Tage vom Alltag zu unterscheiden, zum Beispiel mit einem Eis oder der Geburtstagstorte.“ 

"Jeder Süßstoff ist besser als Zucker"

Nach ihrer Recherche hat Tromballa ein persönliches Fazit gezogen. Auch sie sei zuckersüchtig, wolle dem aber entgegenwirken. Sie rät dazu, möglichst keine hochverarbeiteten Lebensmittel zu kaufen und bei Fertigprodukten die Inhaltsstoffe zu überprüfen. Und sie meint: „Ich würde pauschal sagen, dass jeder Süßstoff besser ist als Zucker.” Wichtig sei außerdem, die Menschen mit ihrer Entscheidung gegen Zucker nicht allein zu lassen, etwa durch klare Kennzeichnungen und gesetzliche Vorgaben. Denn: „Wissen ist nicht gleich Handeln.”

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(Quelle: salzburg24)

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