Wie ÖBB-Sprecher Robert Mosser gegen 14 Uhr gegenüber SALZBURG24 sagte, sei im Laufe des Nachmittags noch mit erheblichen Verspätungen und auch Ausfällen zu rechnen. "Nach einer Stehzeit von zwei Stunden sind die Züge natürlich nicht gemäß Fahrplan unterwegs", erklärte er. Man versuche aber so schnell wie möglich wieder taktgemäß zu fahren.Die ÖBB gehen davon aus, dass österreichweit rund 100.000 Fahrgäste von den Auswirkungen des Warnstreiks betroffen sind.
5.000 ÖBB-Mitarbeiter in Salzburg beteiligten sich
Es hätten sich alle der rund 5.000 ÖBB-Mitarbeiter im Bundesland am Warnschuss beteiligt - auch in den Werkstätten oder in den ÖBB-Kraftwerken, sagte der Salzburger vida-Landesvorsitzende Rudolf Schuchter zur APA. "Es ist in acht Verhandlungsrunden immer das gleiche Angebot gekommen, auch nach der Einführung des 12-Stunden-Tages während der Sommerpause." Er wolle nicht über Prozente oder Summen reden, aber "seriös wäre alles, was in Richtung der Metaller gehen würde", so Schuchter.
Bahn-KV: Verhandlungen abgebrochen
Die Verhandlungen sind indes während des Streiks abgebrochen worden. Die Gewerkschaft habe das Angebot bedauerlicherweise abgelehnt, sagte Arbeitgeber-Chefverhandler Thomas Scheiber vor Journalisten. Vida-Chef Roman Hebenstreit sagte, das Angebot habe sich unterm Strich nicht verbessert.
In einer Aussendung legte die Gewerkschaft nach: "Hier im Vorfeld von einem substanziell verbesserten Angebot zu sprechen, das spottet jeder Beschreibung und ist eine Frechheit." Die Gewerkschaft kritisierte Einschüchterungsversuche und sieht das als Folge des Regierungswechsels. "Es ist mittlerweile wirklich viel möglich geworden in diesem Land", ließ sich Hebenstreit in der vida-Pressemitteilung zitieren.
Weitere Streiks nicht ausgeschlossen
Wie es in den Verhandlungen weitergeht, ist offen. Beide Seiten wollen in den nächsten Tagen intern beraten. Einen Termin für eine zehnte Verhandlungsrunde gibt es vorerst nicht. Scheiber kündigte an, nochmals auszuloten, "welchen Verhandlungsspielraum wir haben". Hebenstreit hatte das Angebot der Arbeitgeberseite abgeschmettert: "Hier im Vorfeld von einem substanziell verbesserten Angebot zu sprechen, das spottet jeder Beschreibung und ist eine Frechheit."
Die Gewerkschaft kritisierte Einschüchterungsversuche im Vorfeld des Warnstreiks und sieht das als Folge des Regierungswechsels. "Es ist mittlerweile wirklich viel möglich geworden in diesem Land", ließ sich Hebenstreit in der vida-Pressemitteilung zitieren. Die traditionell der Gewerkschaft nahestehende SPÖ war vergangenes Jahr aus der Regierung geflogen, seitdem regieren ÖVP und FPÖ. Kritiker werfen der Gewerkschaft und Hebenstreit vor, Oppositionspolitik für die SPÖ zu betreiben.
"Man kann sehr gut erkennen, worum es geht"
Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) sagte über Hebenstreit: "Ich habe das Gefühl, er spielt bei einem Fußballmatch Rugby, und das passt nicht ganz zusammen." Das Angebot ist aus seiner Sicht sehr gut, für die beamteten Mitarbeiter höher als der Beamten-KV und für die anderen "in der Nähe des Abschlusses der Metaller". Alleine die ÖBB würde dieser Abschluss 80 Mio. Euro kosten. "Der Einzige, der einen Grund zum Streiken hätte, ist der Finanzminister", so Hofer.
ÖBB-Chef Andreas Matthä wollte sich am Montag am Rande einer Pressekonferenz nicht ausdrücklich dazu äußern, ob aus seiner Sicht Gewerkschafts- und ÖBB-Betriebsratschef Roman Hebenstreit den Streik dazu nutze, sich selber zu profilieren. "Jeder Fahrgast kann sich davon heute ein eigenes Bild machen", so der Bahn-Chef und auf die Frage, ob die Gewerkschaft mit dem Streik Oppositionspolitik betreibe: "Wenn man sich die ganze Geschichte dieser Verhandlungen ansieht, kann man sehr gut erkennen, worum es geht."
Der Fachverband Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer veröffentliche am Nachmittag ihr zuvor der Gewerkschaft vorgelegtes Angebot. Es sieht demnach eine KV-Erhöhung von 3,37 Prozent im Jahresdurchschnitt über alle Gehaltsstufen hinweg vor. "Den Warnstreik konnten wir leider nicht mehr abwenden, da dürfte das Drehbuch auch seitens der Gewerkschaft bereits festgestanden haben", meinte Scheiber, der aber zuversichtlich ist, dass es zu weiteren Gesprächen kommt. Im Anschluss an eine Gremiensitzung am Mittwoch will er die Gewerkschaft zu einer weiteren Verhandlungsrunde einladen - und damit die Streikgefahr bannen.

Letzter großer Bahnstreik im Jahr 2003
Den letzten großen Bahnstreik gab es 2003. Als damals die schwarz-blaue Regierung die Bundesbahnen aufgliedern und per Gesetz in das Dienstrecht der Eisenbahner eingreifen wollte, rief der damalige Bahn-Gewerkschaftsboss Wilhelm Haberzettl im November einen "unbefristeten" Streik aus. Am dritten Streiktag lenkte die Regierung teilweise ein und erklärte sich für Verhandlungen bereit.
(APA/SALZBURG24)
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(Quelle: salzburg24)