Traurige Bergrettungsbilanz

55 Tote im Vorjahr in Salzburgs Bergen – "markanter Anstieg" seit 2023

Die Salzburger Bergrettung hat im Vorjahr deutlich mehr Einsatzstunden verbucht als noch im Jahr 2023. 
Veröffentlicht: 13. April 2025 12:53 Uhr
55 Menschen kamen im Vorjahr in Salzburgs Bergen ums Leben. Das teilt die Bergrettung am Sonntag in ihrer Bilanz mit und spricht von einem „markanten Anstieg“ bei den Todesfällen. Die Zahl der Einsätze blieb im Vergleich zu 2023 fast gleich, jedoch leisteten die Einsatzkräfte deutlich mehr Stunden.
SALZBURG24 (KAT)

Zu 782 Einsätzen rückte die Salzburger Bergrettung im Vorjahr aus. Das geht es der am Sonntag veröffentlichten Bilanz hervor. Die Zahl der Einsätze blieb damit fast gleich wie im Jahr 2023 (788). Ein ordentliches Plus gab es hingegen bei den Einsatzstunden: Exakt 13.124 waren es 2024, im Jahr davor noch 12.151. Auch die Zahl der Toten habe sich „markant“ erhöht: 55 Menschen konnten nur noch tot geborgen werden. Das sind 20 mehr als im Jahr 2023. Der bisherige Landesleiter Balthasar Laireiter führt dies auf viele Forstunfälle und interne Notfälle (zum Bespiel Herzinfarkte) sowie Abstürze zurück, heißt es in einer Presseaussendung.

Stürze und Abstürze bleiben häufigste Unfallursache

670 Personen haben die Einsatzkräfte gerettet – 299 waren verletzt, 316 waren unverletzt. Häufigste Unfallursache seien nach wie vor Stürze und Abstürze. Das gilt sowohl für den Sommer als auch für den Winter. Im Vergleich zu 2023 waren mit 5.206 Bergretterinnen und Bergrettern 360 Personen mehr im Einsatz (4.566).

Am meisten tödliche Unfälle beim Wandern

Die meisten Unfälle ereigneten sich beim Wandern und Bergsteigen, gefolgt von Unfällen auf der Skipiste und bei Skitouren. Beim Wandern und Bergsteigen kamen auch am meisten Personen ums Leben. Das Nationenranking bei den tödlichen Verletzungen führt Österreich an, gefolgt von Deutschland.

Mehr Einsatzstunden bei Schlechtwetter und im Dunkeln

Die gestiegene Zahl an Einsatzstunden sei vor allem den zahlreichen Suchaktionen und herausfordernden Einsätzen bei Schlechtwetter und Dunkelheit geschuldet. „Wir hatten mehr Sucheinsätze, die sehr zeitintensiv sind und den Einsatz von vielen Bergretterinnen und Bergrettern erfordern“, erklärt Laireiter. Er nennt ein Beispiel: Im August 2024 wurde am Katschberg im Lungau eine Frau vermisst. Sie wurde tagelang von den Einsatzkräften gesucht, rund 1.000 Einsatzstunden wurden geleistet. Die Vermisste konnte erst vor rund drei Wochen in Rennweg (Kärnten) tot aufgefunden werden, nachdem ein Tourengeher zufällig ihren Rucksack entdeckt hatte.

Sucheinsätze wegen fehlender Tourenplanung

Sucheinsätze werden laut Laireiter häufig aufgrund fehlender oder mangelnder Tourenplanung ausgelöst. Überforderung, Übermüdung, Erschöpfung, Verirren oder gar Abstürze der Betroffenen sind die Folge. Touren würden fortgesetzt, obwohl sich das Wetter verschlechtert oder die Dunkelheit bereits eingesetzt hat.

Ein Weitergehen im knie- bzw. hüfthohen Schnee sei kräftezehrend, warnt die Bergrettung. Beim Queren gefrorener Altschneefelder im Steilgelände ist die Absturzgefahr groß. Auch die Gewittergefahr werde gerne unterschätzt. „Wenn im Sommer laut Wettervorhersage ab 14 Uhr Gewitter aufziehen, sollte man um diese Zeit schon daheim oder in der Hütte sein“, gibt Laireiter zu bedenken. Kaum geht ein Gewitter in den Bergen nieder, muss die Bergrettung innerhalb von fünf Minuten zu vier bis fünf Einsätzen ausrücken.

„Das sind auffallende Fakten im Jahr 2024: Typisches Fehlverhalten bei Schlechtwetter- und Gewittervorhersagen. Die Leute gehen trotzdem weiter, drehen nicht um.“ Teilweise müssen Personen aus unwegsamem Gelände mit aufwendigen Seilbergungen gerettet werden. Schlechtes Wetter, starker Wind und Dunkelheit, bei dem Rettungsflüge meist nicht möglich sind, erschweren den terrestrischen Einsatz. Auf Unverständnis stößt bei der Bergrettung auch die „Vollkaskomentalität“ von einigen Geretteten.

Auch der aufbrechende Permafrost im Hochgebirge wird immer mehr zum Problem, auch für erfahrene Alpinistinnen und Alpinisten: Wegbrechende Steine oder Felsen haben bereits zu schweren oder gar tödlichen Bergunfällen geführt.

Elf Lawineneinsätze im heurigen Winter

Der heurige Winter sei relativ ruhig verlaufen, berichtet Laireiter. Es gab weniger Lawinenunfälle, was auf die geringe Schneelage zurückzuführen sein dürfte. Dennoch gab es elf Lawineneinsätze. Bereits im September, als eine Kaltfront für starke Schneefälle sorgte, kam es zu tödlichen Unfällen in Obertauern (Pongau/Lungau) und Hüttschlag (Pongau).

In der Wintersaison rückte die Bergrettung insgesamt zu 271 Einsätzen aus, 4.127 Einsatzstunden waren dafür erforderlich. 13 Tote sind zu beklagen. Einsatzreichster Bezirk war der Pongau, gefolgt vom Pinzgau. Auffallend sei, dass viele Einsätze in Bergnot geratene Touristen betroffen hätten (an erster Stelle aus Österreich, gefolgt von Deutschland). Viele seien auch heuer schlecht ausgerüstet gewesen oder hätten Touren schlecht geplant.

Neuer Landesleiter bei Salzburger Bergrettung

Mit Stand April 2025 gibt es 1.464 aktive Bergretterinnen und Bergretter im Land Salzburg. Bei der Landesversammlung der Salzburger Bergrettung am Samstag in Wagrain (Pongau) fand auch die Neuwahl der Landesleitung statt. Zirka die Hälfte der Mitglieder der Landesleitung ist nach langjähriger, ehrenamtlicher Tätigkeit nicht mehr zur Wahl angetreten. Der Wahlvorschlag wurde einstimmig angenommen. Balthasar Laireiter, seit 2016 Landesleiter der Salzburger Bergrettung, legte am Samstag seine Funktion nach neun Jahren zurück.

Foto_Hauer (1).jpg Bergrettung Salzburg
Thomas Hauer ist der neue Landesleiter der Salzburger Bergrettung. 

Zu seinem Nachfolger wurde sein bisheriger Stellvertreter Thomas Hauer aus Unken einstimmig gewählt. Der Direktor der HAK und HLPS in Zell am See war sechs Jahre lang Leiter der Bergrettungsortsstelle Unken und seit Oktober 2020 stellvertretender Landesleiter. Er ist seit 4. August 1992 aktiver Bergretter.

(Quelle: salzburg24)

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