23 seiner 40 Standorte will der angeschlagene Möbelriese Kika/Leiner schließen. Wie am Dienstag bekannt wurde, sind auch zwei Salzburger Standorte betroffen: Die Filialen in St. Johann im Pongau und in Saalfelden (Pinzgau) werden zusperren.
Die Leiner-Filiale in der Stadt Salzburg sowie der Kika-Standort in Eugendorf (Flachgau) sollen offen bleiben. Wie am Mittag mitgeteilt wurde, will das Unternehmen kommende Woche ein Insolvenzverfahren anmelden.
Kika/Leiner baut Stellen ab
Kika/Leiner wechselte erst vergangene Woche den Besitzer. Die Signa Retail Gruppe des österreichischen Investors Rene Benko verkaufte nach fünf Jahren die Immobilien der Möbelkette an die Supernova Gruppe des deutschen Fachmarkt-Unternehmers Frank Albert. Das operative Geschäft übernahm Hermann Wieser, der seit Jahrzehnten im Möbelgeschäft arbeitet und unter anderem Verkaufschef von XXXLutz und Kurzzeit-Chef von Kika/Leiner im Jahr 2014 war.
Der neue Eigentümer des operativen Geschäfts bei Kika/Leiner verkündete, dass mit Ende Juli 23 Standorte schließen und damit 1.900 der 3.900 Mitarbeitenden ihre Jobs verlieren. „Wir sind angetreten, um Kika/Leiner zu retten. Und wir retten jetzt, was zu retten ist“, so Wieser am Dienstag in einer Aussendung.
84 Mitarbeitende von Kika-Schließungen in Salzburg betroffen
In den beiden Salzburger Kika-Filialen, die demnächst ihre Tore schließen, sind aktuell 84 Personen beschäftigt, wie Kika/Leiner-Sprecher Michael Slamanig auf SALZBURG24-Anfrage am Mittwoch angibt. Es sei davon auszugehen, dass sie alle mit der Schließung Ende Juli gekündigt werden.
Gewerkschaft bietet Beratungen in Filialen an
Damit die Mitarbeitenden mit der Kündigung nicht noch benachteiligt behandelt werden, appelliert der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) an das Personal Beratungen in Anspruch zu nehmen. „Wir fahren in den nächsten Wochen alle 40 Kika/Leiner-Standorte ab und beraten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter direkt vor Ort“, erklärt Michal Mandl von der Gewerkschaft vida gegenüber S24. Bevor nicht eine Beratung mit vida oder GPA stattgefunden hat, solle niemand Kündigungen oder Ähnliches unterschreiben.
Ansprüche erlöschen mit einvernehmlicher Kündigung
In Krisensituationen würden Arbeitgeber häufig zur für sie günstigsten Lösung greifen. „Mit einer einvernehmlichen Kündigung verlieren Mitarbeitende sofort Anspruch auf die Einhaltung von Kündigungsfristen und Gehaltsfortzahlung“, so Mandl. Derzeit wüssten aber auch die Gewerkschaften zu wenig, um einen konkreten Ausblick für die Beschäftigten zu geben. „Für allgemeingültige Empfehlungen müssen wir abwarten, was dem Personal angeboten wird.“
Werbung mit „sicherem Job“
Zwei Handelsketten mit Standorten in Salzburg werben nun intensiv um die aus der Möbelkette scheidenden Mitarbeitenden. Alessandro Wolf, CEO von Lidl Österreich, erklärt in einer Aussendung am Mittwoch: „Wir sind immer auf der Suche nach guten und motivierten Mitarbeiter:innen. Selbstverständlich steht den ehemaligen Mitarbeiter:innen von Kika/Leiner die Tür bei uns offen.“ Interessierte könnten sich auf der Website des Discounters bewerben.
Auch der Lebensmittelkonzern Spar wirbt um Angestellte von Kika/Leiner. „Interessierten und motivierten Menschen stehen bei uns im ganzen Unternehmen Tür und Tor für einen sicheren Job bei Spar offen“, erklärt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende, Hans K. Reisch, in einer Aussendung am Dienstag. Auch hier könnten sich Interessierte auf der Unternehmenswebsite bewerben.
Mitarbeitende bei Kika/Leiner Leidtragende
Der neue Kika/Leiner-Chef erklärte, dass die Möbelkette mit einem operativen Verlust in Höhe von mehr als 150 Mio. Euro übernommen worden sei und um die laufenden Kosten zu decken, betrage der Liquiditätsbedarf bei sinkenden Umsätzen monatlich circa 8 bis 10 Mio. Euro.
„Bedauerlicherweise sind die Hauptleidtragenden die Mitarbeiter, die am wenigsten dafür können“, so Wieser. Aus diesem Grund habe man gemeinsam mit den Betriebsräten für die durch Kündigung betroffenen Mitarbeiter ein Maßnahmenpaket beschlossen. Die Gewerkschaft GPA rät den betroffenen Beschäftigten, nichts zu unterschreiben, sondern sich beraten zu lassen. Gemeinsam mit der Arbeiterkammer werde die GPA die Beschäftigten informieren, hieß es in einer Aussendung.
(Quelle: salzburg24)