Das Land Salzburg erneuert heuer sein Integrationsleitbild – erstmals seit 16 Jahren. Aktuell befindet sich man noch in der Phase des Austauschens und Ideensammelns. Was für Landeshauptmann-Stellvertreterin Marlene Svazek (FPÖ) aber schon feststeht: Gefördert werden sollen künftig nur solche Vereine und Organisationen, die Integration auch messbar fördern. „Für Kaffeerunden mit Asylwerbern wird es kein Geld mehr geben“, so ihr Sprecher Dom Kamper am Montag zu SALZBURG24. Auch über eine umstrittene Arbeitspflicht denkt man nach.
Strengere Förderrichtlinien für Integrationsvereine
Die Erstellung eines neuen Leitbilds sei wichtig, weil das Zusammenleben zunehmend mit Herausforderungen verbunden sei. Man schaffe daher neue Rahmenbedingungen. „Wir wollen klare Erwartungshaltungen, eine verbindliche Wertebasis und strenge Spielregeln für das Zusammenleben in Salzburg festlegen“, verkündete Svazek vergangene Woche in einer Aussendung. Auch strategische Maßnahmenempfehlungen für Politik und Verwaltung soll das Leitbild enthalten.
Wer in Zukunft mit dem Land in Sachen Integrationsarbeit kooperiert, wird sich zeigen. Der Spielraum für Vereine und Organisationen dürfte jedenfalls kleiner werden. Voraussetzung für Zuschüsse sollen nämlich messbare Ergebnisse sein. „Wer gefördert werden will, der muss auch liefern“, erklärt Kamper. Fördergeldempfänger müssten sich dadurch auch selbst mehr mit ihrer Arbeit auseinandersetzen. Möglich sei auch eine Arbeitspflicht für Asylwerberinnen und Asylwerber. Details darüber wollte sich Svazeks Pressesprecher am Montag allerdings nicht entlocken lassen: Vieles sei noch zu klären, man wolle den Gesprächen mit Expertinnen und Experten, Gemeinden und Co nicht vorgreifen. Neben weiteren „Integrationspflichten“ wolle man auch Regeln für den Spracherwerb festlegen.
Soziologe unterscheidet drei Gruppen von Migrant:innen
Anfang 2025 lebten im Bundesland Salzburg rund 119.000 Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft. Das sind etwas mehr als 20 Prozent der Bevölkerung. Den „integrationswilligen“ Teil von ihnen wolle man stärken, betont Kamper. Aber wie viele sind überhaupt integrationswillig – und wie viele nicht? Soziologe Kenan Güngör, der in den Prozess der Leitbilderstellung miteingebunden ist, unterscheidet drei Gruppen: Der größte Teil der Migrantinnen und Migranten – nämlich rund 70 Prozent – sei längst Teil der Gesellschaft, arbeite und leiste damit einen wesentlichen Beitrag, erklärte er im März gegenüber den „Salzburger Nachrichten“ (SN). Rund 20 Prozent, meist Geflüchtete, seien bemüht, hätten es aber schwer, auch aufgrund fehlender Netzwerke. Auf dieser Gruppe solle die größte Aufmerksamkeit der Integrationsarbeit liegen. Die übrigen rund zehn Prozent seien Teil desintegrativer Milieus. Manche von ihnen seien noch integrierbar, beispielsweise aufgrund ihres jungen Alters, andere hätten daran kein Interesse. Hier müsse vor allem präventiv mehr getan werden.
Neues Integrationsleitbild für Salzburg noch heuer
Auch das Land Oberösterreich erarbeitet aktuell ein „kleines 1 x 1 des Zusammenlebens“ mit Integrationsexperte Güngör. Dort plant man Ähnliches wie in Salzburg: Die Förderrichtlinien sollen angepasst werden, zudem will man die Voraussetzungen für die Grundversorgung adaptieren. Man möchte auch Zugewanderte erreichen, die schon seit Jahrzehnten hier sind, denn auch diese Community verändere sich, hieß es bei einer Pressekonferenz im April. Bis Herbst will man mit dem Erstellen der neuen „Hausordnung“ fertig sein.
In Salzburg dürfte der Prozess nur wenig länger dauern. Ein erstes Treffen mit Organisationen und Akteure:innen aus dem Integrationsbereich fand vergangene Woche im Konferenz- und Bildungszentrum St. Virgil in der Stadt Salzburg statt. Zwei weitere Termine sind für Mitte Juni und Ende September geplant. Bis Ende des Jahres soll das Leitbild laut Kamper fertigstellt werden.
(Quelle: salzburg24)